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Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Titel: Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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Stimme.
    Sein Bruder schaute ihn fassungslos an. »Du willst doch wohl nicht zurück? Ich kann nicht zurück, Will. Die Styx würden mir etwas Schreckliches antun.«
    Doch Cal war nicht der Einzige, der sich davor fürchtete, wieder in die Kolonie zurückzukehren. Will konnte beim Gedanken an die Styx seine Angst kaum unterdrücken. Er hatte das Gefühl, dass er sein Glück schon ziemlich weit ausgereizt hatte, und die Vorstellung, er könnte irgendeine verwegene Rettungsaktion durchführen, war der reinste Wahnsinn.
    Andererseits: Was sollten sie tun, falls sie in Übergrund blieben? Von Ort zu Ort fliehen? Wenn er ernsthaft darüber nachdachte, war das nicht sehr realistisch. Früher oder später würde die Polizei sie schnappen, und er und Cal würden wahrscheinlich getrennt und in Pflegefamilien untergebracht werden. Und was noch viel schlimmer war: Er würde den Rest seiner Tage mit der Schuld an Chesters Tod leben müssen – und dem Wissen, dass er seinen Vater bei einem der größten Abenteuer des Jahrhunderts hätte begleiten können.
    »Ich will nicht sterben«, sagte Cal mit dünner Stimme. »Jedenfalls nicht so.« Er schob die Sonnenbrille nach hinten und sah Will flehentlich an.
    Doch das machte die Lage für Will nicht gerade einfacher – noch mehr Druck konnte er nun wirklich nicht gebrauchen. Er schüttelte den Kopf. »Was soll ich denn tun? Ich kann ihn doch nicht einfach da unten verkommen lassen. Das kann ich nicht. Und das werde ich nicht.«
     
    Als Cal und Bartleby später vor dem Fernseher hockten, irgendein Kinderprogramm schauten und Chips aßen, konnte Will der Versuchung nicht widerstehen: Er musste einfach in den Keller gehen. Doch als er die Regale beiseiterückte, war dort – genau wie er es erwartet hatte – keine Spur von einem Tunnel zu sehen. Die Styx hatten sich sogar die Mühe gemacht, die neu hochgezogene Ziegelmauer zu streichen, damit sie farblich zum Rest der Wand passte. Will wusste, dass sich dahinter die übliche Mischung aus Geröll und Erde befand. Sie hatten ganze Arbeit geleistet; es wäre witzlos gewesen, hier weitere Zeit zu vergeuden.
    Will kehrte in die Küche zurück und stieg auf einen Hocker, um die Gefäße und Behälter zu durchsuchen, die oben auf den Küchenschränken standen. In einem Porzellanhonigtopf fand er das Geld, das seine Mutter immer für Videos beiseitegelegt hatte – etwa zwanzig Pfund in Münzen.
    Er war gerade im Flur, auf dem Weg zum Wohnzimmer, als er plötzlich winzige Sternchen vor den Augen sah und ihm schlagartig furchtbar heiß wurde. Und dann, ohne jede Vorwarnung, versagten ihm die Beine. Das Porzellangefäß rutschte ihm aus der Hand, krachte gegen die Kante des Flurtischchens und zerbrach, worauf die Münzen laut klimpernd über den Boden rollten. Will hatte das Gefühl, auf einmal alles in Zeitlupe zu sehen, und ein stechender Schmerz jagte durch seinen Kopf, bis um ihn herum alles schwarz wurde und er in Ohnmacht fiel.
    Als sie das Poltern hörten, sprangen Cal und Bartleby sofort auf und stürzten aus dem Wohnzimmer in den Flur. »Will! Was ist los?«, schrie Cal und kniete sich neben seinen Bruder.
    Langsam kam Will wieder zu Bewusstsein; seine Schläfen pochten schmerzhaft. »Keine Ahnung«, sagte er schwach. »Ich hab mich nur plötzlich total schlecht gefühlt.« Er begann zu husten und musste die Luft anhalten, um den Anfall zu unterbrechen.
    »Du glühst ja förmlich«, sagte Cal, nachdem er ihm die Stirn gefühlt hatte.
    »Mir ist so kalt …«, stöhnte Will und klapperte hilflos mit den Zähnen. Er versuchte aufzustehen, hatte aber nicht die Kraft dazu.
    »Oh Gott.« Cal zog eine äußerst besorgte Miene. »Es könnte irgendetwas sein, was du dir in der Ewigen Stadt geholt hast. Die Pest!«
    Will schwieg, während sein Bruder ihn auf die unterste Stufe der Treppe hievte und seinen Kopf gegen das Geländer lehnte. Dann lief er ins Wohnzimmer, nahm das Reiseplaid und wickelte es um Will. Nach einer Weile schickte Will seinen Bruder ins Bad, um ihm ein paar Aspirin zu holen. Er schluckte die Tabletten mit etwas Cola, und ein wenig später gelang es ihm mit Cals Unterstützung, zitternd auf die Beine zu kommen.
    Wills Augen waren glasig, und seine Stimme bebte. »Ich denke, wir brauchen unbedingt Hilfe«, flüsterte er und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Gibt es irgendjemanden, an den wir uns wenden können?«, fragte Cal.
    Will hustete, schluckte und nickte. Sein Kopf fühlte sich so an, als würde er jeden

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