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Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Titel: Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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einer tiefen Nachdenklichkeit. Plötzlich riss er den Kopf hoch, als hätte ihm jemand den Ellbogen in die Seite gestoßen.
    »Was ist los?«, fragte Chester.
    »Dad muss irgendeiner Sache auf die Spur gekommen sein, von der er nicht wollte, dass sie ihm irgendjemand wegnimmt. Nicht schon wieder. Das ist es!«, rief Will, da er sich daran erinnerte, wie der Professor der London University gegenüber seinem Vater den Vorgesetzten herausgekehrt und die Grabungsstätte der römischen Villa an sich gerissen hatte.
    Chester wollte gerade fragen, wovon Will redete, als dieser aufgeregt durch das Tagebuch blätterte.
    »Weitere Berichte von diesen blässlichen Männern«, sagte Will und überflog die Seiten, bis er zu einer Stelle im Tagebuch kam, an der nur noch ausgefranste Fetzen von fehlenden Seiten zu sehen waren. »Die hier sind herausgerissen worden!«
    Er blätterte die nächsten Seiten um, wo er schließlich den letzten Eintrag fand. Chester sah, wie er zögerte.
    »Sieh dir mal das Datum an«, sagte Will.
    »Wo?« Chester beugte sich vor.
    »Das ist das Datum vom vergangenen Mittwoch … dem Tag, an dem er den Streit mit Mum hatte«, sagte Will leise. Er holte tief Luft und las laut vor:
    »Heute Abend ist es so weit. Ich habe einen Weg hinein gefunden. Wenn es das ist, wofür ich es halte, dann wird meine Hypothese, so verrückt sie auch erscheinen mag, sich als richtig erweisen. Das könnte der große Moment sein! Meine Chance, meine letzte Chance, mir einen Namen zu machen. Mein persönlicher Moment! Ich muss meinem Instinkt folgen. Ich muss dahinunter. Ich muss da durch. «
    »Ich versteh nicht …«, setzte Chester an.
    Will hielt eine Hand hoch, um seinen Freund zum Schweigen zu bringen, und fuhr fort:
    »Es könnte gefährlich sein, aber das hier muss ich einfach tun. Ich muss es ihnen beweisen – wenn meine Theorie stimmt, dann werden sie Augen machen! Dann bleibt ihnen gar nichts anderes übrig. Ich bin nicht nur irgendein kleiner Museumsdirektor. «
    Und dann las Will den letzten Satz, der mehrfach unterstrichen war.
    »Man wird sich an mich erinnern! «
    »Wow!«, stieß Will hervor und lehnte sich in dem klammen Sessel zurück. »Das ist einfach unglaublich.«
    »Ja«, stimmte Chester halbherzig zu. Er fragte sich allmählich, ob Wills Vater vielleicht nicht ganz richtig im Kopf gewesen war. Das Ganze klang für ihn so dubios wie das Geschwafel von jemandem, der kurz davorstand überzuschnappen, und zwar endgültig.
    »Worauf ist er denn nun gestoßen? Wie lautet diese Theorie, von der er die ganze Zeit redet?«, fragte Will und blätterte zu der Stelle mit den herausgerissenen Seiten zurück. »Ich wette, dass seine Theorie hier gestanden hat. Und er wollte nicht, dass ihm irgendjemand seine Ideen klaut.« Will war jetzt in heller Aufregung.
    »Ja, aber was glaubst du, wohin er verschwunden ist?«, fragte Chester. »Was meint er mit ›Ich muss da durch‹?«
    Diese Frage nahm Will den Wind aus den Segeln. Ratlos sah er seinen Freund an.
    »Also«, sagte er gedehnt, »mich beschäftigen zwei Dinge. Erstens: Ich hab gesehen, wie er bei uns zu Hause eines Nachts an irgendetwas gearbeitet hat – etwa vierzehn Tage, bevor er verschwunden ist. Damals dachte ich, er würde auf dem Gemeindeland graben … aber das ergibt keinen Sinn.«
    »Wieso nicht?«
    »Na ja, ich bin mir sicher, dass ich ihn dabei beobachtet habe, wie er eine Schubkarre voll Abraum zum Gemeindeland gebracht hat und nicht vom Gemeindeland. Und zweitens: Ich kann seinen Overall und seinen Helm nirgends finden.«

14
    »He, Schneemann, ich hab gehört, dein Alter hat die Fliege gemacht«, rief eine Stimme Will zu, als er das Klassenzimmer betrat. Schlagartig setzte Stille ein, während alle Schüler sich umdrehten und Will ansahen, der sich mit zusammengebissenen Zähnen an sein Pult setzte und die Bücher aus dem Rucksack holte.
    Speed, ein boshafter, dürrer Junge mit fettigen schwarzen Haaren, war der selbst ernannte Anführer einer Truppe ähnlich unerfreulicher Gestalten, die sich als die »Greys« bezeichneten. Die Gang hing häufig wie ein Schwarm Schmeißfliegen hinter dem Fahrradschuppen herum, wohin sich die Mitglieder in den Pausen verdrückten, um eine Zigarette zu rauchen, sobald der Aufsicht führende Lehrer ihnen den Rücken zukehrte. Der Name der Gang leitete sich von den schmutzig grauen Rauchwolken ab, die ihre Köpfe umgaben, wenn sie, dicht zusammengedrängt, hastig und hustend ihre Zigaretten zu Ende rauchten, ehe man

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