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Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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ausgewechselt. Er unterzog sich einem eisernen Training und humpelte mit einem dunklen Holzstock herum, den Drake ihm gegeben hatte. Cals linke Körperhälfte schien ihm die größten Schwierigkeiten zu bereiten: Seine linken Gliedmaßen brauchten deutlich länger, um sich zu erholen, als seine rechte Hälfte.
    Eines Abends, als das ständige Tock-Tock-Tock von Cals Gehstock und Chesters abrupte, laute Schnarchgeräusche nicht enden wollten, musste Will feststellen, dass er einfach nicht einschlafen konnte. Die Hitze und Enge in der Höhle trugen auch nicht gerade zu seinem Wohlbefinden bei, obwohl sich die Jungen inzwischen gut akklimatisiert hatten. Schließlich gab Will es auf, kratzte sich wegen der Läuse ausgiebig den Kopf und stand auf.
    »Gut so, Bruderherz«, rief er Cal leise zu, der mit einem gemurmelten »Danke« reagierte und seine Wanderung durch den Raum fortsetzte.
    »Ich brauch einen Schluck Wasser«, verkündete Will laut, marschierte aus der Höhle und ging zu dem kleinen Vorratsraum, in dem die Wasserbehälter aufbewahrt wurden. Plötzlich hörte er ein Geräusch und verharrte reglos. Während er im Halbdunkel dastand, tauchte Elliott am anderen Ende des Durchgangs auf. Sie trug ihre übliche dunkle Hose und Jacke und hielt ihr Gewehr in den Händen, hatte den Shemagh aber noch nicht um den Kopf gewickelt.
    »Äh … hallo«, sagte Will verlegen, da er nur mit Boxershorts bekleidet war. Schützend verschränkte er die Arme vor der Brust, um seinen Körper wenigstens teilweise zu verdecken.
    Mit einem Ausdruck völligen Desinteresses musterte Elliott ihn von Kopf bis Fuß. »Schlafprobleme?«, fragte sie.
    »Äh … ja.«
    Als sie die Wunde an Wills Schulter sah, stutzte sie. »Beeindruckend«, sagte sie schließlich.
    Will fühlte sich unter ihrem prüfenden Blick noch unbehaglicher und strich mit der Hand über die Verletzung, die ihm der Styx-Spürhund zugefügt hatte. Durch die Hitze in den Tiefen juckte sie wie verrückt, und Will konnte einfach nicht aufhören, daran herumzukratzen.
    »Von einem Spürhund«, erklärte Will schließlich.
    »Sieht aus, als wäre er hungrig gewesen«, bemerkte Elliott.
    Da Will nicht wusste, was er sagen sollte, nahm er die Hand fort, inspizierte die rote Fläche der frisch verheilten Haut und nickte schweigend.
    »Hast du Lust, mit mir auf Patrouille zu gehen?«, fragte Elliott beiläufig.
    Das war das Letzte, worauf Will eingestellt war, aber die Vorstellung reizte ihn, weil er mit Elliott bisher nur wenig zu tun gehabt hatte. Außerdem fühlte er sich durch ihr Angebot geschmeichelt. Drake sprach mit großem Respekt von ihren Fähigkeiten: Ihre »Camouflage- und Tarntechnik«, wie er sie nannte, war so ausgefeilt, dass Will und Chester hart an sich arbeiten mussten, um ähnliche Fertigkeiten zu erreichen.
    »Ja … klasse«, sprudelte Will überschwänglich hervor. »Was soll ich an Ausrüstung mitnehmen?«
    »Nichts Besonderes – ich reise mit leichtem Gepäck«, sagte Elliott. »Na los, dann beeil dich mal!«, drängte sie, als Will sich nicht vom Fleck rührte.
    Sofort kehrte Will in den Raum zurück – wo Cal so sehr mit seinen Übungen beschäftigt war, dass er ihn kaum wahrnahm – und zog sich in Windeseile an. Eine Minute später stand er wieder bei Elliott auf dem Flur. Sie bot ihm eine der Metallröhren an, die Drake immer mit sich führte.
    »Bist du dir sicher?«, fragte Will zögernd, da er sich erinnerte, dass Drake ihm an der Stätte des Kreuzstabs nicht gestattet hatte, so ein Ding in die Hand zu nehmen.
    »Drake geht wohl davon aus, dass ihr noch eine Weile bei uns bleibt. Also wirst du früher oder später lernen müssen, wie man damit umgeht«, erwiderte Elliott. »Außerdem kann man nie wissen: Möglicherweise stoßen wir zufällig auf eine Grenzer-Patrouille.«
    »Ehrlich gesagt, weiß ich nicht mal, was das für Dinger sind«, gestand Will und befestigte die Unterlage mit der Röhre an seinem Gürtel und seinem Oberschenkel.
    »Das ist ein Holster mit einem Vorderlader – etwas einfacher als das hier«, erklärte Elliott und hob ihr Gewehr hoch. »Und das hier solltest du dir auch mal ansehen.« Sie reichte Will einen länglichen Gegenstand.
    Das etwa fünfzig Zentimeter lange Gerät bestand aus einer größeren und einer kleineren Röhre, die so aussahen, als wären sie miteinander verschweißt worden – die Naht zwischen ihnen war kaum zu erkennen. Die abgeriebene, matte Messingoberfläche war mit winzigen Kratzern und Dellen

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