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Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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übersät und die größere der Röhren besaß an beiden Enden Abdeckkappen. Sofort dämmerte Will, warum ihm das Objekt so bekannt vorkam.
    »Das ist eine Art Fernrohr, stimmt’s?«, sagte er und warf einen Blick auf Elliotts Gewehr, auf dessen Lauf ein identisches Gerät befestigt war. Der einzige Unterschied zwischen den beiden bestand darin, dass die Version, die Will in den Händen hielt, zwei kurze Bänder besaß.
    Elliott nickte. »Steck deinen Arm durch die Schlaufen … auf diese Weise lässt es sich leichter tragen. Okay, dann mal los.« Sie wandte sich dem Ausgang zu und war Sekunden später in den Schatten am Ende des Durchgangs verschwunden.
    Will folgte ihr und kletterte rasch das Seil hinunter, nur um festzustellen, dass er, am Boden der Höhle angekommen, von stockfinsterer Dunkelheit umgeben war. Er lauschte angestrengt, konnte aber nichts hören. Schließlich löste er die Lampe von seiner Brusttasche und schaltete sie auf der kleinsten Stufe ein.
    Erschrocken zuckte er zusammen, als das Licht auf Elliott fiel – sie stand ein paar Meter entfernt, reglos wie eine Statue.
    »Solange ich dir nicht klipp und klar die Erlaubnis dazu gebe, war dies das letzte Mal, dass du während meiner Patrouille eine Leuchtkugel verwendet hast.« Sie zeigte auf das Gerät an Wills Arm. »Benutz das Fernrohr, aber denk daran, es vor grellem Licht zu schützen, da sonst das optische System in seinem Inneren zerstört werden könnte. Und geh vorsichtig damit um – diese Dinger sind seltener als Schneckenzähne«, fügte sie hinzu.
    Will löschte seine Lampe und nahm das Gerät vom Unterarm. Dann entfernte er die Metallkappen des Fernrohrs, hielt es sich ans Auge und schaute hindurch.
    »Wahnsinn!«, stieß er fasziniert hervor.
    Wie von einem pulsierenden, leicht diffusen bernsteingelben Schein beleuchtet, schnitt das Gerät durch die Dunkelheit, sodass Will selbst die kleinsten Details der gegenüberliegenden Felswand erkennen konnte. Als er das Nachtsichtfernrohr auf den Tunnelgang richtete, war er in der Lage, bis weit in die Ferne zu schauen. Der Boden und die Wände des Tunnels leuchteten seltsam, sodass sie ihm glänzend und feucht erschienen, obwohl seine unmittelbare Umgebung staubtrocken war.
    »He, das ist ja toll. Alles sieht aus wie … wie in einem merkwürdigen Tageslicht. Woher hast du dieses Gerät?«
    »Die Styx haben einen Übergrundler entführt, der diese Fernrohre fertigte. Aber ihm gelang die Flucht in die Tiefen, und dabei hat er eine ganze Reihe solcher und ähnlicher Geräte mitgebracht.«
    »Oh, verstehe«, sagte Will. »Und womit wird das Gerät betrieben? Batterien?«
    »Ich hab keine Ahnung, was ›Batterien‹ sind«, erklärte Elliott und sprach das Wort wie etwas völlig Unbekanntes aus. »In jedem der Fernrohre befindet sich eine kleine Leuchtkugel, die mit irgendwelchen anderen Dingern verbunden ist. Mehr weiß ich auch nicht.«
    Will drehte sich langsam um und schaute durch das Gerät in die andere Richtung der Lavaröhre. Dabei erhaschte er einen kurzen Blick auf Elliotts Gesicht.
    In dem unwirklichen bernsteinfarbenen Schein wirkte ihre Haut glatt und strahlend, als wäre sie in sanftes Sonnenlicht getaucht. Elliott sah wunderschön aus; ihre Pupillen funkelten wie zwei glühende Flammen. Aber noch viel mehr verblüffte Will die Tatsache, dass ein Lächeln um ihre Lippen spielte – etwas, das er bei ihr noch nie zuvor gesehen hatte. Sie lächelte ihn an. Der Anblick erfüllte ihn mit einer seltsamen Wärme – eine Empfindung, die für ihn völlig neu und unbekannt war. Überrascht atmete er geräuschvoll ein; doch im nächsten Moment gelang es ihm, seinen Atem wieder in den Griff zu bekommen, und er betete inständig, dass Elliott ihn nicht gehört hatte. Er führte das Fernrohr weiter in Richtung Tunnelende, als wollte er sich mit der Handhabung des Geräts vertraut machen, doch seine Gedanken waren meilenweit entfernt.
    »Okay«, sagte Elliott leise und wickelte sich den Shemagh um den Kopf. »Mir nach, Partner.«
     
    Sie liefen durch die Lavaröhre und blieben nur in der goldglitzernden Höhle kurz stehen, um alle wertvollen Dinge in einem wasserdichten Beutel zu verstauen, den Elliott bei sich trug. Nachdem sie durch den Sumpf geschwommen waren, hielten sie erneut einen Moment inne, um ihre Sachen zu ordnen.
    »Darf ich dir einen Rat geben?«, fragte Elliott, während Will das Holster mit dem Vorderlader wieder an seinem Oberschenkel befestigte.
    »Klar. Was ist denn?«,

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