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Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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erwiderte Will. Er hatte keine Ahnung, was als Nächstes kommen würde.
    »Es geht um die Art und Weise, wie du dich bewegst. Wenn du läufst, läufst du genau wie alle anderen – selbst Drake ist keine Ausnahme. Versuch mal, deinen Fußballen zu benutzen … bleib einen Moment länger auf den Zehen, ehe du das Gewicht auf die Hacke verlagerst. Am besten beobachtest du mich durch das Fernrohr.«
    Will tat wie ihm geheißen und sah zu, wie sie einen Schritt nach dem anderen machte und sich dabei wie eine Katze bewegte, die sich an ihre Beute heranschleicht. Durch das Nachtsichtgerät schimmerte ihre Kleidung in einem schillernden hellgelben Licht.
    »Auf diese Weise verringerst du nicht nur die von dir verursachten Geräusche, sondern sogar deine Spuren.« Will betrachtete ihre geschmeidigen Beine, während Elliott ihre Fortbewegungstechnik erneut demonstrierte, und bewunderte ihre Fähigkeiten, die ihr angeboren zu sein schienen.
    »Außerdem musst du unbedingt lernen, wie man hier unten Nahrung findet«, sagte sie plötzlich, als sie etwas an der Felswand neben ihr bemerkte. »In den Tiefen gibt es reichlich Essbares – wenn man weiß, wo man suchen muss. Wie zum Beispiel diese Höhlenmuschel.«
    Will hatte keine Ahnung, wovon Elliott redete. Doch sie ging auf ein Objekt zu, das er lediglich für einen Felsbrocken in der Wand gehalten hatte, und begann, mit der Klinge ihres Messers den Brocken von der Höhlenwand zu lockern. Anschließend steckte sie das Messer wieder weg und streifte ein Paar Handschuhe über.
    »Die Kanten sind ziemlich scharf«, erklärte sie und schob ihre Finger in die Zwischenräume. Dann holte sie tief Luft und zog kräftig mit beiden Händen, woraufhin sich der Felsbrocken mit einem leisen Sauggeräusch langsam löste und mit einem lauten Knacken wie von einer berstenden Eierschale plötzlich freikam, sodass Elliott ein paar Schritte rückwärts taumelte.
    »Da!«, sagte sie triumphierend und hielt das Objekt so, dass Will es sehen konnte. Es besaß etwa die Größe eines halben Fußballs, und als Elliott es umdrehte, zuckte Will zurück: Die Unterseite wirkte ledrig und fleischig, mit einem Ring dünner faserartiger Fäden. Es handelte sich um irgendeine Art tierisches Lebewesen.
    »Was zum Teufel ist das?«, fragte Will. »Eine riesige Napfschnecke oder so was?«
    »Das habe ich dir doch gerade gesagt – eine Höhlenmuschel. Sie ernährt sich von Algen in den Wasserlöchern. In rohem Zustand schmeckt sie furchtbar, aber gegart ist sie ganz passabel.« Als Elliott mit dem Daumen in die Mitte der fleischigen Masse pikste, hob und senkte sich die Fläche, und dann stülpte das Lebewesen einen großen, fleischigen Stumpf hervor – wie der Fuß einer Schnecke, allerdings bedeutend größer. Elliott bückte sich, um das Tier mit dem Gehäuse nach unten zwischen zwei Steine zu klemmen. »Das sollte sie davon abhalten, sich aus dem Staub zu machen – wenigstens so lange, bis wir wieder zurück sind.«
     
    Ihre Erkundungstour durch die Große Prärie verlief ohne besondere Vorfälle, obwohl sie mehrere Kanäle überqueren mussten, wobei ihnen die schmalen Schleusentore als eine Art Brücke dienten. Will gab sich größte Mühe, mit Elliott Schritt zu halten, die sich mit erstaunlicher Geschwindigkeit fortbewegte. Eine Weile versuchte er, so aufzutreten, wie sie es ihm gezeigt hatte; doch es dauerte nicht lange, bis seine Füße derart schmerzten, dass er es aufgab.
    Erst als eine Höhlenwand in Sicht kam, verringerte Elliott ihr Tempo, überprüfte die Umgebung mit ihrem Zielfernrohr und führte Will entlang der Felswand in einen niedrigen, breiten Tunnel. Nach ein paar Hundert Metern blieb sie abrupt stehen.
    Der Geruch spottete jeder Beschreibung.
    In der Luft hing ein penetranter Gestank von verfaultem Fleisch, der ihnen in Wogen entgegenschlug. Will versuchte, durch den Mund zu atmen, doch der ekelerregende Fäulnisgeruch war so stark, dass er ihn fast auf der Zunge zu schmecken glaubte.
    Und dann erspähte er durch sein Sichtgerät etwas, das ihm den Atem stocken ließ. »Oh, nein!«, stieß er keuchend hervor.
    Auf der einen Seite des Tunnels befanden sich – ihrer Kleidung nach zu urteilen – mehrere Leichname von Abtrünnigen; gegenüber entdeckte Will Koprolithen in ihren klobigen Staubanzügen.
    Will zählte fünf Abtrünnige und vier Koprolithen, deren verfallende Körper die Styx an dicken Holzpfählen befestigt hatten. Die Köpfe der Opfer waren nach vorn auf die Brust

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