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Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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sofortige Erleichterung; allerdings hatte sich der Pfahl dadurch auch leicht bewegt. Mit Schrecken erkannte er, dass die Grenzer sich nicht länger unterhielten.
    Bitte, bitte, bitte! ,betete er inständig.
    Dann nahmen die Styx ihr Gespräch wieder auf.
    »Übergrundler«, sagte einer von ihnen. »Wir werden ihn finden …«
    Sofort reagierte einer der anderen Soldaten, doch Will erkannte in seiner Antwort nur ein einziges Wort: Der Styx äußerte es in einem vollkommen anderen Tonfall, so als würde er großen Respekt empfinden.
    »… Rebecca …«
    Rebecca? Nein, nein, das konnte einfach nicht sein! Wills Gedanken überschlugen sich förmlich, aber er durfte es sich nicht gestatten, auf das Gehörte zu reagieren.
    Es musste um seine Schwester gehen – dieses Miststück, das er einmal für seine Schwester gehalten hatte. Sie redeten von ihr. Warum sonst hätten sie ausgerechnet diesen Namen genannt? Alles andere wäre einfach ein zu großer Zufall. Plötzlich wurde Will bewusst, dass er gekeucht hatte. Hatten die Styx ihn gehört?
    Die Grenzer waren verstummt. Will konnte den Hund schnauben hören, lauter als zuvor, als wäre er noch näher gekommen.
    Was geschah da gerade? Wenn er doch nur etwas sehen könnte!
    Und dann hörte er das Geräusch von scharrenden Stiefeln im Sand. Vorsichtig öffnete er ein Auge und sah, wie Schatten über Wände und Decke des Tunnels hüpften. Waren die Styx dabei, ihn zu umzingeln? Hatten sie ihn entdeckt?
    Nein.
    Will hörte die Geräusche. Sie zogen weiter.
    Ihre Schritte vereinten sich zu einem einzigen Rhythmus. Sie verließen die Exekutionsstätte!
    Am liebsten wäre Will sofort von dem Pfahl gesprungen. Er biss die Zähne aufeinander und dankte seinem Schöpfer dafür, dass die Grenzer sich rasch entfernten. Viel länger würde er den Gestank nicht mehr ertragen können.
    Und dann zupfte ihn plötzlich jemand am Hosenbein.
    »Die Luft ist rein«, flüsterte Elliott leise. »Du kannst jetzt runterkommen.«
    Sofort ließ Will sich von dem Holzpfahl fallen, stürzte zu Boden und krabbelte, so schnell er konnte, rückwärts, um von dem Koprolithen fortzukommen.
    »Herrgott noch mal, sei leise!«, zischte Elliott.
    »Wie könnt ihr nur so leben?«, murmelte Will leise mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Gewöhn dich dran«, erwiderte Elliott tonlos. »So was machen Drake und ich jeden Tag …« Sie hob ihr Gewehr, um den Tunnel zu sondieren, und fügte dann mit kalter Stimme hinzu: »Um zu überleben.«
    Danach führte Elliott ihn weiter, jedoch nicht zurück in die Prärie, sondern durch einen anderen Tunnel. Will war jegliche Lust auf eine Fortsetzung des Ausflugs vergangen und er torkelte erschöpft hinter ihr her. Bei dem Gedanken an den Leichnam, den er berührt hatte, kribbelte seine Haut noch immer. Plötzlich erfasste ihn eine maßlose Wut auf sich selbst und auf die Männer an den Pfählen und darauf, dass Rebecca mit dem, was hier vor sich ging, offenbar irgendetwas zu tun hatte. Würde er denn niemals von ihr loskommen?
    »Beeil dich gefälligst!«, zischte Elliott, als Will hinter ihr herschlurfte.
    Will blieb wie angewurzelt stehen und stammelte: »Ich … ich …« Doch im nächsten Moment verspürte er erneut eine rasende Wut in sich hochkochen – möglicherweise eine Nachwirkung des schrecklichen Erlebnisses. Diese Wut brauchte ein Ventil und da kam ihm das kleine Mädchen gerade recht.
    Er riss sein Nachtsichtfernrohr hoch und versuchte, es mit zitternden Händen auf ihr Gesicht zu richten. »Warum hast du uns vorhin in diese Situation gebracht? Die hätten uns fast geschnappt!«, fauchte er in Richtung ihrer bernsteinfarbenen Umrisse. »Wir hätten uns niemals so in die Enge treiben lassen dürfen … nicht mit all den Styx, die hier rumlaufen. Dieser Spürhund hätte uns beide töten können. Ich dachte, du wärst gut!« Inzwischen war Will derart aufgebracht, dass er vor lauter Zorn kaum noch reden konnte. »Ich … ich dachte, du … du wüsstest, was du tust …«
    Elliott stand vollkommen ruhig da, unbeeindruckt von seinem Wutanfall. »Ich weiß genau, was ich tue. Aber diese Situation vorhin war nicht vorherzusehen. Wenn Drake bei mir gewesen wäre, hätten wir uns die Styx vorgeknöpft und ihre Leichen unter einer Geröll-Lawine verschwinden lassen.«
    »Aber Drake ist nicht hier!«, schnauzte Will sie an. »Ich bin hier!«
    »Wir hier unten gehen jeden Tag Risiken ein«, erwiderte Elliott. »Wenn du dazu nicht bereit bist, kannst du dich gleich irgendwo

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