Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
Vom Netzwerk:
hatte, dass sie ihn vielleicht hören konnten.
    Als die Grenzer immer näher kamen, hatte er sich an dem einzigen Ort verstecken müssen, der ihm in seiner Not eingefallen war.
    Will klammerte sich eisern an einen der Pfähle, direkt hinter einem toten Koprolithen. In heller Panik war er daran hochgesprungen und hatte seinen rechten Arm in die Lücke zwischen dem Körper des Koprolithen und dem rauen Holz geschoben. Während er verzweifelt nach Halt suchte, tasteten seine Füße vergebens über den Pfahl, bis die Eisenkappe seines Schuhs die Spitze eines großen Nagels fand. Glücklicherweise ragte der Nagel mehrere Zentimeter aus der Rückseite des Pfahls heraus, sodass Will sich wenigstens ein bisschen abstützten konnte.
    Will hatte das Gefühl, sich jeden Moment übergeben zu müssen: Er spürte, wie sich der Inhalt seines Magens einen Weg in seinen Mund bahnte, und schluckte die säuerliche Flüssigkeit rasch wieder hinunter. Er konnte es sich jetzt nicht erlauben, sich zu erbrechen oder von seinem Versteck herunterzurutschen. Denn sonst stünde ihm ein schreckliches Schicksal bevor. Er durfte sich nicht von der Stelle rühren, so furchtbar der Gestank auch sein mochte. Die Erinnerung an den Angriff des Spürhunds in der Ewigen Stadt war ihm noch frisch im Gedächtnis – einem solchen Schmerz würde er sich freiwillig nicht noch einmal aussetzen!
    Er kniff die Augen fest zusammen und versuchte verzweifelt, seine ganze Aufmerksamkeit auf das zu konzentrieren, was die Grenzer in diesem Moment machten. Während er ihnen zuhörte, wünschte er inständig, sie würden weiterziehen. Die Styx-Soldaten unterhielten sich in ihrer Muttersprache und wechselten ab und zu in die Sprache der Kolonisten, sodass Will hin und wieder ein paar Brocken aufschnappen konnte. Die Sätze schienen von unterschiedlichen Mitgliedern der Patrouille zu stammen, aber Will war sich nicht sicher, weil ihre Stimmen in seinen Ohren gleichermaßen fremd und merkwürdig klangen.
    »… der nächste Einsatz …«
    »… neutralisieren …«
    Plötzlich entstand eine Pause, in der Will nur das Schnüffeln und Knurren des Spürhunds hören konnte. Dann sagte einer der Soldaten:
    »… den Aufrührer schnappen …«
    »… Mutter …«
    »… wird dabei helfen …«
    Während Will sich mucksmäuschenstill verhielt, spürte er, wie seine Arme allmählich immer stärker schmerzten. Bald darauf erkannte er, dass seine schlimmste Befürchtung sich bewahrheiten würde: Sein Bein, das in einer äußerst unbequemen Haltung verdreht war, begann, durch die Anstrengung zu zittern. Von panischer Angst erfüllt, dass sein Schuh von dem Nagel abrutschen könnte, versuchte er, das Zittern in den Griff zu bekommen.
    Doch seine Bemühungen waren vergebens – es gab nichts, was er dagegen hätte tun können. Schweiß rann ihm über die Schläfen, während er sein Möglichstes tat, um sich innerlich von dieser extrem unangenehmen Situation zu distanzieren und nur auf die Stimmen der Grenzer zu hören.
    »… durchkämmen …«
    »… gründliche Suchaktion …«
    Will wagte es noch immer nicht, die Augen zu öffnen; er betete inständig, dass er hinter dem rundlichen Körper des Koprolithen ausreichend verborgen war – einer der Styx brauchte nur seinen Arm oder sein Bein zu bemerken und das Spiel wäre aus. Will dachte kurz an Elliott, die auf der gegenüberliegenden Tunnelseite in der Bodenvertiefung lag.
    Und dann passierte es. Sein Bein gab unter den pulsierenden Schmerzstößen nach: Krämpfe durchzuckten seinen Oberschenkel und seine Wade, als würde jemand gnadenlos jeden einzelnen Muskel mit einem eisernen Griff zerquetschen. Aber Will wusste, dass er auf keinen Fall den sicheren Halt verlieren durfte, den ihm der Nagel bot. Er sehnte sich inbrünstig danach, sich mit den Armen einen Millimeter nach oben zu ziehen, wagte es aber nicht.
    Erneut begann sein Bein sich zu verkrampfen, als besäße es einen eigenen Willen. Will kämpfte gegen die unwillkürlichen Zuckungen an und konzentrierte sich mit aller Kraft so auf diese Aufgabe, dass er ein paar Sekunden lang alles um sich herum vergaß – den Gestank und das abgehackte Gespräch der Grenzer und den Spürhund in unmittelbarer Nähe. Doch die Schmerzen und das Zittern wurden immer schlimmer – es war mehr, als er ertragen konnte. Er musste etwas unternehmen.
    Oh! Will spannte die Arme an und zog sich einen Millimeterbruchteil höher, wodurch sich das Gewicht auf seinem Bein verringerte. Er verspürte eine

Weitere Kostenlose Bücher