Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
Vom Netzwerk:
Leuchtkugel auf den jeweils nächsten Stein fiel und Schatten auf die Felsbrocken im Hintergrund warf. Nach seinen Erlebnissen mit dem geflügelten Wesen und der hungrigen Milbenarmee wollte er bei der hiesigen Fauna keinerlei Risiko mehr eingehen.
    Doch seine Gedanken schweiften immer wieder zu den Darstellungen ab, die er auf dem Triptychon gesehen hatte, und er bemühte sich, einen Sinn darin zu erkennen. Die Tatsache, dass er die Inschrift auf dem mittleren Relief nicht vollständig hatte entziffern können, ärgerte ihn ganz besonders. Er wünschte, er hätte ein wenig mehr Zeit gehabt, um sie zu übersetzen, aber nichts auf der Welt konnte ihn dazu bewegen, dorthin zurückzukehren und seine Arbeit zu vollenden. Wenigstens hatte er die Symbole, aus denen die restlichen Worte bestanden, gesehen – wenn auch nur flüchtig. Und nun versuchte er mit aller Macht, sich an sie zu erinnern.
    Wie früher griff er dabei auf eine Technik zurück, die ihm schon oft geholfen hatte: Er zwang sich, an etwas völlig anderes zu denken. Auf diese Weise hoffte er, sich die Bilder aus seinem Gedächtnis wieder vor Augen rufen zu können. Also richtete er seine gesamte Aufmerksamkeit auf die Koprolithenkarte, die ihn noch immer vor ein Rätsel stellte.
    Als er innehielt, um sie erneut zu betrachten, bemerkte er, dass sämtliche Dinge, die er bis jetzt gesehen hatte – die schokoladenfarbene Höhle und der Tempel –, deutlich auf der Karte eingezeichnet waren. Sein Problem bestand nur darin, dass die merkwürdigen Symbole, mit denen sie bezeichnet wurden, winzig klein, ja geradezu mikroskopisch klein schienen und er sein Vergrößerungsglas irgendwo unterwegs verloren hatte. Aber wahrscheinlich hätte das auch keinen großen Unterschied gemacht, da es auf der Karte keinerlei Legende gab, welche die Symbole erklärte. Zu ihrer Interpretation musste man entweder Spekulationen anstellen oder sich die Dinge in natura ansehen.
    Zumindest vermittelte ihm die Koprolithenkarte eine Vorstellung vom immensen Ausmaß der Tiefen. Zwei markante Punkte fielen ihm besonders ins Auge: Zur Linken lag die Große Prärie und die sie umgebenden Gebiete, zur Rechten befand sich etwas, das wie ein riesiges Loch im Boden aussah (und das er ohne Vergrößerungsglas erkennen konnte). Vermutlich handelte es sich um das gleiche Loch wie jenes, das auf dem Triptychon abgebildet war.
    Von der Großen Prärie gingen zahlreiche Wege ab, von denen die meisten letztendlich auf das Loch zuführten – wie auf der Straßenkarte eines großen städtischen Ballungsgebietes an der Erdoberfläche. Und im Moment befand er sich auf einem dieser Wege.
    Darüber hinaus führte eine ganze Reihe von Wegen vom Loch zum rechten Rand der Karte, die offenbar allesamt in Sackgassen endeten. Dr. Burrows konnte nur raten, ob dies daran lag, dass die Koprolithen sie nicht benutzten oder nie erforscht hatten. Letzteres erschien ihm allerdings unwahrscheinlich, denn dieses Volk lebte schon seit vielen Generationen in den Tiefen. Und angesichts der Tatsache, dass sie meisterhafte Bergleute waren, hätte es ihn mehr als überrascht, wenn sie auch nur einen Stein auf dem anderen gelassen oder irgendeine Stelle unerforscht belassen hätten. Soweit er es erkennen konnte, waren die Koprolithen nicht nur meisterhafte Bergleute, sondern auch meisterhafte Schürfer, was im Grunde Hand in Hand ging – sie mussten also alle abgelegenen Gebiete daraufhin untersucht haben, ob sich hier wertvolles Gestein oder etwas Ähnliches befand.
    Dr. Burrows fragte sich, ob seine Expedition durch die unterirdische Landschaft darin gipfeln würde, dass er eine ganze Reihe dieser Sackgassen betreten und jedes Mal denselben Weg wieder zurückgehen musste. Falls er also etwas zu essen und, was viel wichtiger war, sauberes Wasser fand, würde er seine Zeit damit verbringen, sämtliche Wege auf der Koprolithenkarte zu erkunden und sie auf alte Siedlungen und bedeutende Artefakte zu untersuchen.
    In diesem Fall hätte seine Reise ein klar umrissenes Ende; es würde für ihn keine Möglichkeit geben, tiefere Ebenen in der Erdkruste zu erreichen, wo sich unermessliche archäologische Reichtümer befinden konnten oder frühere Zivilisationen jenseits jeder Vorstellungskraft gelebt haben mochten. Oder noch immer lebten.
    Dr. Burrows wusste, dass er deswegen nicht enttäuscht sein durfte. Trotz aller Gefahren, mit denen er konfrontiert worden war, hatte er doch einige der bemerkenswertesten Entdeckungen des

Weitere Kostenlose Bücher