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Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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Sache nicht – auch er und sein Stiefvater wären auf Elliott angewiesen, zumal die Styx noch immer hinter ihm her waren.
    Seine Gedankengänge endeten abrupt, als sich das Seil erneut ruckartig straffte und Chester ihn mit heiserer Stimme zur Eile drängte.
    Sie setzten den Aufstieg fort, bis Will bemerkte, dass die Luft klarer wurde und eine leichte, kühle Brise aufkam – was das Vorankommen aber auch nicht erleichterte, da sie alle dick mit Schlamm verkrustet waren. Und der Matsch begann nun zu trocknen und sorgte dafür, dass ihre Kleidung auf der Haut scheuerte.
    Die Brise entwickelte sich zu einem heftigen Wind, und nachdem Will sich ein letztes Stück am Seil hochgezogen hatte, stellte er fest, dass sie den höchsten Punkt der Felsspalte erreicht hatten. Zutiefst erleichtert richtete er sich auf und lockerte seinen verspannten Rücken. Er rieb sich den Schlamm aus den Augenwinkeln und sah, dass die anderen sich ebenfalls aufgerappelt hatten und ihre verkrampften Gliedmaßen streckten. Nur Cal hatte sich einen Felsen gesucht, auf dem er nun hockte und sich mit schmerzverzerrter Miene das Bein massierte. Will schaute erst an sich herab und dann auf die anderen. Sie sahen alle furchtbar aus – von Kopf bis Fuß mit Schlamm überzogen.
    Als Will in die Mitte des Raums ging, traf ihn der Wind mit solcher Wucht, dass es ihm den Atem verschlug. Zunächst glaubte er, sie stünden vor einem Wald von Stalagmiten oder Stalaktiten oder beidem. Erst als er den Schlamm von der Linse gewischt hatte und sein Sichtgerät einschaltete, erkannte er, dass dies nicht der Fall war. Stattdessen befanden sie sich in einem großen Tunnel mit einer etwa zwanzig bis dreißig Meter hohen Decke, von dem etliche kleinere Tunnel abzweigten. Es waren so viele dunkle Öffnungen, dass Will sofort unbehaglich zumute wurde, weil er sich vorstellte, wie hinter jeder Ecke die Styx lauerten.
    »Du brauchst das Seil jetzt nicht mehr«, rief Elliott Will zu, woraufhin er sich nach Kräften bemühte, es zu lösen. Doch der Knoten war derart schlammverkrustet, dass Elliott ihm helfen musste. Anschließend wickelte sie das Seil auf und winkte alle zu sich heran. Will bemerkte, dass Chester dabei noch immer jeden Blickkontakt mit ihm vermied.
    »Ihr geht dort entlang«, sagte Elliott und zeigte dabei in den großen Tunnel hinein. Durch den starken Wind hörten die Jungen nur Wortfetzen und hatten Mühe, sie zu verstehen.
    »Wie bitte?«, fragte Will und hielt sich eine Hand ans Ohr.
    »Ich sagte, ihr geht dort lang!«, schrie sie und bewegte sich bereits auf einen der Seitentunnel zu. Offensichtlich hatte sie nicht vor, sie zu begleiten.
    Mit besorgter Miene schauten die Jungen sie fragend an.
     
    Sarah war nahe dran – so nahe, dass sie sie trotz der schwefeligen Dampffontäne fast riechen konnte.
    Der Jäger war ganz in seinem Element; dafür hatte man ihn schließlich gezüchtet. Hier war die Fährte so frisch, dass Bartleby wie verrückt danach gierte, seine Beute zu fassen. Von seinem Maul hingen milchige Speichelfäden herab und seine Ohren zuckten, während er die Nase dicht am Boden hielt. Sarah konnte seinen Körper nur noch als verschwommenen Fleck aus wirbelnden Beinen wahrnehmen, die jede Menge Schlamm hochschleuderten, während er die Felsspalte hinaufstürmte. Der Kater zerrte Sarah förmlich hinter sich her und sie tat ihr Bestes, um mit ihm Schritt zu halten. Als er innehielt, um sich mit raschem, heftigem Schnauben die Nüstern zu reinigen, rief sie ihm zu: »Wo ist dein Herrchen?«
    Obwohl Bartleby keinerlei Ansporn benötigt hätte, feuerte Sarah ihn erneut mit leiser Stimme an: »Wo ist Cal? Wo ist Cal?«
    Ruckartig setzte der Kater sich wieder in Bewegung und erwischte Sarah dabei auf dem falschen Fuß: Sie fiel der Länge nach hin, schlitterte auf dem Bauch über den Boden und schrie ihm lauthals zu, stehen zu bleiben. Doch erst nach zwanzig Metern kam er ihrem Befehl nach und wurde so langsam, dass sie sich wieder aufrappeln konnte.
    »Wann lerne ich endlich, meine große Klappe zu halten?«, murmelte Sarah und blinzelte durch die dicke Schlammschicht hindurch.
    Als sie den Schwarm Flugechsen zum Himmel hatte aufsteigen sehen, war ihr sofort klar gewesen, was die Tiere aufgescheucht hatte. Daraufhin waren Bartleby und sie den restlichen Strandabschnitt bis zur Höhlenwand gerannt. Auf dem felsigen Untergrund hatte er dann rasch die Witterung aufgenommen, die zur Spalte führte. Dort hatte er den Kopf gehoben und ein

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