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Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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plötzlich ein Gedanke durch den Kopf, auf dem sich eine ganze Theorie aufbauen ließ.
    Vielleicht hatte er die ganze Zeit in die falsche Richtung geschaut. Er war so darauf bedacht gewesen, nach oben zu schauen, dass er es nie in Betracht gezogen hatte, den Blick nach unten zu wenden!
    Vielleicht gab es ja einen sehr guten Grund dafür, warum das Urvolk so viele Jahrtausende nichts mit den Zivilisationen an der Erdoberfläche zu tun gehabt hatte. Selbst wenn diese Menschen ursprünglich von der Oberfläche geflohen waren und ihre Schreibund Lesefähigkeiten und ihr fortschrittliches Wissen mit in die Tiefe genommen hatten, waren sie vielleicht nie an die Oberfläche zurückgekehrt. Das konnte der Grund dafür sein, weshalb er nicht verstand, was mit ihnen geschehen war … warum sie in keiner der Zivilisationen auf der Erde erwähnt wurden.
    Also …
    Dr. Burrows holte kurz Luft und entwickelte seine Theorie dann sofort weiter.
    … hatten sie das Rätsel gelöst, was sich dort unten befand, im Mittelpunkt der Erde? Lag dort im Inneren wirklich ein »Garten der zweiten Sonne«? Und glaubten sie wirklich, dorthin gelangen zu können, indem sie sich in ein riesengroßes Loch stürzten? Warum sollten sie das glauben? Wieso? Wieso? Wieso?
    Vielleicht hatten sie ja recht!
    Die Vorstellung war einfach zu fantastisch – aber jene Menschen der Antike hatten ganz offensichtlich geglaubt, dass dieser Sturz sie in ihr idyllisches Paradies befördern würde … fest daran geglaubt!
    Möglicherweise lag es daran, dass Dr. Burrows übermüdet und ausgehungert war, doch plötzlich kam ihm eine aberwitzige Idee in den Sinn.
    Sollte er alles auf eine Karte setzen und in das Loch springen?
    »Du machst wohl Witze!«, schimpfte er sofort mit sich selbst.
    Nein, das wäre Wahnsinn! Was stellte er sich denn vor?
    Wie konnte er, ein Mann mit fundierter wissenschaftlicher Ausbildung, einem heidnischen Glauben verfallen, demzufolge er aufgrund irgendeines Wunders den Sturz überleben und wundersame Obsthaine und eine hell strahlende Sonne vorfinden würde?
    Eine Sonne in der Erdmitte?
    Nein, diese Idee war ausgesprochen töricht. Von vernunftbestimmter wissenschaftlicher Folgerung konnte hier keine Rede sein!
    Entschlossen verwarf er die Idee, richtete sich auf der Stufe auf, drehte sich um und …
    … schrie vor Schreck auf.
    Gleich hinter ihm stand das riesige Spinnentier – seine überdimensionale Hausstaubmilbe – und seine Mundwerkzeuge fuhren ihm durchs Gesicht.
    Dr. Burrows zuckte zusammen und wich in heller Panik vor der Milbe zurück. Dabei verlor er das Gleichgewicht, ruderte mit den Armen und kippte dann von der letzten Stufe ins Leere.
    Während des Sturzes stieß er keinen gellenden Schrei aus, sondern kreischte vor Schreck nur kurz auf. Und dann war er fort – eine winzige Gestalt, die spiralförmig durch die Luft wirbelte, hinab in die Finsternis des Trichters.

45
    Chester zog so heftig am Seil, dass es Will umriss. Als er im heißen, zähen Schlamm lag, hörte er Chesters gedämpfte und undeutliche Stimme; wahrscheinlich stieß er gerade ein paar üble Verwünschungen gegen ihn aus. Erneut riss Chester am Seil, dieses Mal sogar noch heftiger. In Anbetracht ihres Wortwechsels kurz zuvor war Will klar, dass Chester ihn für diesen unangenehmen Abschnitt ihrer Reise verantwortlich machen würde – genau wie für alles andere. Wills Groll wuchs. Quälte er sich etwa nicht mindestens so wie die anderen?
    »Ich komm ja schon, verdammt noch mal!«, schrie er wütend zurück, während er versuchte, zu den anderen aufzuschließen, und fluchend weiterkletterte.
    Nach einer Weile glaubte er, er hätte den Abstand zu Chester verkürzt, konnte ihn aber durch den Nebel noch immer nicht sehen. Als er am Seil zog, stellte er fest, dass es irgendwo hängen geblieben sein musste. Es hatte sich verhakt.
    Ein weiteres Mal schrie Chester ihm irgendetwas zu, das alles andere als liebenswürdig klang.
    »Halt die Klappe, okay? Das Seil hängt fest!«, keifte Will zurück. Er drehte sich auf die Seite und leuchtete mit seiner Lampe, um herauszufinden, wo das Seil festsaß. Doch es war hoffnungslos – er konnte überhaupt nichts erkennen. Da er vermutete, dass es sich um einen Felsen geschlungen hatte, ließ er das Seil mehrmals ruckartig hochschnellen, bis es sich schließlich löste. Dann kroch er so schnell wie möglich den Hang hinauf und schloss zu Chester auf, der reglos stehen geblieben war, wahrscheinlich weil Cal vor ihm

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