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Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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noch mehr bedeuten: Das Volk, das den Tempel erbaut und genutzt hatte, glaubte offenkundig, dass das Erdloch etwas Heiliges war, etwas Verehrungswürdiges. Dr. Burrows massierte sich den Nacken und dachte nach.
    Stürzten sich diese ameisengroßen Menschen auf dem Hauptbild des Triptychons im Rahmen einer rituellen Handlung in das Loch? Opferten sie sich schlicht und ergreifend? Oder besaß das Ganze eine tiefere Bedeutung?
    Diese und weitere Fragen schossen ihm durch den Kopf, wirbelten wie Tornados durch seine Gedanken, beanspruchten seine ganze Aufmerksamkeit und verlangten nach einer Antwort. Plötzlich zuckte er wie vom Blitz getroffen zusammen.
    »Ja! Ich hab’s!«, schrie er und hätte fast laut Heureka! gerufen.
    Fieberhaft riss er den Rucksack auf, zerrte sein Notizbuch heraus, stürzte sich im wahrsten Sinne des Wortes darauf und begann dann aufzuschreiben, was ihm in den Sinn gekommen war. Die noch fehlenden Worte des mittleren Altarreliefs waren ihm wieder eingefallen. Er konnte sich fast jedes Detail vor Augen führen – so deutlich, dass er mithilfe seines Dr.-Burrows-Steins eine Übersetzung wagen konnte, nachdem er die Buchstaben niedergeschrieben hatte.
    Nach zehn Minuten wilden Gekritzels breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus.
    »Garten der … zweiten Sonne!«, rief er. Dann verblasste das Lächeln wieder, und er runzelte die Stirn. »Garten der zweiten Sonne? Was zum Teufel soll das bedeuten? Was für eine zweite Sonne?«
    Er drehte sich zur Seite, um das Loch zu betrachten.
    »Fakten, Fakten, nur die Fakten«, murmelte er und verwendete dabei das häufig benutzte Mantra, das er sich immer dann vor Augen hielt, wenn er sich in Spekulationen zu verlieren drohte. Er bemühte sich, logisch vorzugehen, so schwer ihm dies angesichts seiner Erregung auch fiel. Denn er wusste, dass er sich dazu zwingen musste, aus all seinen Entdeckungen eine Basis für seine weiteren Forschungen zu schaffen. Erst dann konnte er damit beginnen, Theorien darauf aufzubauen und deren Wahrheitsgehalt zu überprüfen.
    Eine Tatsache, die er voraussetzen konnte, war eine bahnbrechende Erkenntnis: Alle Geologen und Geophysiker zu Hause lagen vollständig daneben. Er befand sich viele Kilometer unter der Erdoberfläche, und nach ihrer Berechnung müsste er mittlerweile gegrillt sein. Selbstverständlich war er in Gegenden vorgedrungen, in denen enorme Hitze herrschte und wo es durchaus geschmolzenes Gestein geben mochte. Doch dies entsprach ganz gewiss nicht den gängigen Theorien über die Zusammensetzung der Erde und ihrer mit jedem Meter steigenden Temperatur.
    Das war natürlich alles gut und schön, half ihm jedoch nicht dabei, die Antworten zu finden, die er suchte.
    Nachdenklich pfiff er vor sich hin …
    Wer war das Volk des Tempels?
    Es lag auf der Hand, dass es sich um einen Menschenschlag handelte, der vor vielen Tausend Jahren Zuflucht unter der Oberfläche des Planeten gesucht hatte.
    Doch danach hatten diese Menschen, so wie es das »Garten Eden« -Triptychon darstellte, eine Pilgerreise zurück an die Erdoberfläche unternommen. Was war dort mit ihnen geschehen?
    Mit einem Ausdruck völliger Verwirrung stieß er einen letzten schrillen Pfiff aus und rappelte sich auf. Dann marschierte er durch den Torbogen, machte auf dem Absatz kehrt und stieg ein weiteres Mal vorsichtig die Stufen hinab.
    Vielleicht hatte er sich ja getäuscht. Vielleicht setzten sich die Stufen doch irgendwo in die Tiefe fort und er hatte sie nur nicht gesehen. Er nahm den Geologenhammer mit dem blauen Griff aus seinem Gürtel, kauerte sich auf die unterste Stufe und schob die Spitze des Hammers in einen Riss in der Wand neben ihm. Dann schlug er mit der Handfläche kräftig darauf, um sicherzugehen, dass er auch wirklich ordentlich eingekeilt war. Der Hammer schien fest im Fels zu stecken. Schließlich packte Dr. Burrows ihn mit einer Hand und beugte sich, so weit er es wagte, über den Rand, wobei er die Leuchtkugel an ihrem Band in die Tiefe hielt und auf diese Weise zu erkennen versuchte, was unter ihm lag.
    Als er in die pechschwarze Finsternis hinabstarrte, die hin und her pendelnde Leuchtkugel beobachtete und seine Gedanken um das Triptychon kreisen ließ, kam ihm plötzlich eine Idee.
    Hatte das Tempelvolk wirklich geglaubt, wer in dieses Loch sprang, erreiche eine Art Gelobtes Land? War dies der Weg in ihren Garten Eden, ihr Nirwana oder wie immer man es nennen wollte?
    Während er diese Fragen wälzte, schoss ihm

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