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Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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zusammen. »Selbst wenn ich es zurück an die Oberfläche schaffen würde, könnte ich noch immer nicht nach Hause, oder?«
    Will stand schweigend vor ihm und wusste nicht, was er sagen sollte.
    »Denn wenn ich nach Hause zurückkehren würde, dann würden die Styx sich meine Mum und meinen Dad schnappen, genau wie diese Familie, von der du eben erzählt hast, diese Watkins. Die verfluchten Scheißkerle von Styx wären nicht nur hinter mir her. Nein, sie würden meine Eltern entführen und zu Sklaven machen oder sie sogar umbringen, stimmt’s?«
    Will konnte Chesters Blick nur erwidern, doch das reichte dem Jungen als Antwort.
    »Und was könnte ich sonst machen? Wenn ich versuchen würde, meine Eltern zu warnen … meinst du, sie würden mir glauben? Oder die Polizei vielleicht? Die würden doch denken, ich hätte Drogen genommen oder so was.« Er ließ den Kopf hängen und seufzte. »Während der ganzen Zeit in der Zelle habe ich an nichts anderes denken können, als dass du und ich nach Hause zurückkehren. Ich wollte nichts anderes als einfach nach Hause. Allein dieser Gedanke hat mich die ganzen Monate durchhalten lassen.« Er begann zu husten – möglicherweise um ein Schluchzen zu kaschieren, aber Will war sich nicht sicher. Im nächsten Moment packte Chester Will am Arm und sah ihm direkt in die Augen. Auf seinem Gesicht spiegelte sich ein Ausdruck tiefster Verzweiflung. »Ich werde nie wieder die Sonne sehen, stimmt’s?«
    Will schwieg weiterhin.
    »So oder so, wir sind hier unten für immer gefangen. Wir können nirgendwohin, jedenfalls nicht im Moment. Will, was zum Teufel sollen wir tun?«, fragte Chester.
    »Es tut mir so leid«, flüsterte Will erneut mit erstickter Stimme.
    Plötzlich ertönten von weiter vorne Cals aufgeregte Rufe.
    »He, kommt mal her!«, rief er wieder und wieder.
    »Nein!«, brüllte Will frustriert zurück. »Nicht jetzt!« Verärgert schwenkte er seine Leuchtkugel. Er brauchte mehr Zeit mit seinem Freund und war wütend über die Störung. »Warte gefälligst!«
    »Ich hab was gefunden!«, blökte Cal noch lauter, weil er Wills Antwort entweder nicht gehört hatte oder bewusst ignorierte.
    Chester schaute zu der Stelle, wo der kleinere Junge auf und ab hüpfte, und meinte resolut: »Hoffentlich meint er nicht den Bahnhof. Ich hab keine Lust, mich noch mal schnappen zu lassen.« Dann setzte er sich in Bewegung.
    »Nein, warte einen Moment, Chester«, setzte Will an. »Ich muss dir was sagen.«
    Chester schaute ihn aus roten, völlig erschöpften Augen an. Will fummelte mit seiner Leuchtkugel herum, und in ihrem Schein konnte Chester die innere Zerrissenheit erkennen, die sich im rußverschmierten Gesicht seines Freundes widerspiegelte.
    »Ich weiß genau, was du jetzt sagen willst«, murmelte Chester. »Aber es ist nicht deine Schuld.«
    »Doch, das ist es«, schluchzte Will. »Es ist alles meine Schuld … Ich wollte dich nicht in all das hineinziehen. Du hast eine richtige Familie, aber … ich … ich habe niemanden, zu dem ich zurückkehren kann. Ich habe nichts zu verlieren.«
    Chester suchte nach einer Antwort und streckte eine Hand aus, doch Will redete einfach weiter. Er wollte seine Empfindungen und Reuegefühle zum Ausdruck bringen, die ihm schon seit Monaten durch den Kopf spukten.
    »Ich hätte dich niemals in diese Sache mit hineinziehen dürfen … du hast doch nur probiert, mir zu helfen …«
    »Hör mal …«, setzte Chester an und versuchte, seinen Freund zu beruhigen.
    »Mein Dad wird in der Lage sein, alles wieder in Ordnung zu bringen, aber wenn wir ihn nicht finden … ich …«
    »Will …«, warf Chester erneut ein, ließ seinen Freund dann aber ausreden.
    »Ich weiß nicht, was wir tun sollen oder was mit uns passieren wird … vielleicht werden wir nie mehr … vielleicht werden wir sterben …«
    »Ach, vergiss es einfach«, sagte Chester leise, als Wills Stimme sich in ein Flüstern verwandelte. »Keiner von uns konnte ahnen, dass die Geschichte so enden würde … und außerdem …« Will sah, wie sich ein breites Grinsen in Chesters Gesicht schlich, »viel schlimmer kann es doch nun wirklich nicht mehr werden, oder?« Chester schlug Will spielerisch gegen die Schulter und traf unwissentlich genau die Stelle, die der Spürhund in der Ewigen Stadt so furchtbar zugerichtet hatte.
    »Danke, Chester«, keuchte Will und biss die Zähne aufeinander, um nicht vor Schmerz erneut in Tränen auszubrechen. Mit dem Ärmel seiner Jacke wischte er sich übers

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