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Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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ausdruckslos auf die leere Fläche, dann schrieb sie Will Burrows hinein und versah ihn mit einem Fragezeichen.
    Sarah runzelte die Stirn. Die Wut über den Tod ihres Bruders, die in diesem Moment in ihr hochkochte, war so überwältigend, dass sie das Gefühl hatte, von einer Woge mitgerissen und irgendwo angespült zu werden. Und an welchem Ort sie auch immer landete, sie würde jemanden brauchen, dem sie die Schuld an Tams Tod geben konnte. Natürlich waren die Styx die Wurzel allen Übels, aber nun erlaubte sie sich zum ersten Mal, das Undenkbare zu denken: Wenn das, was über Seth in dem Brief stand, tatsächlich der Wahrheit entsprach, dann würde er dafür bezahlen müssen, und zwar teuer.
    Den Blick starr auf die Skizze gewandt, spannte sie ihre Hand so fest an, dass der Kugelschreiber zerbrach und kleine transparente Kunststoffstücke über die Bettdecke verteilte.

6
    Mit grimmigen Gesichtern klammerten sich die Jungen an die Seitenwand des Waggons. Die Tunnelwand raste in einem beängstigenden Tempo an ihnen vorbei, auch wenn der Zug leicht abbremste, um eine enge Kurve passieren zu können.
    Die Rucksäcke hatten sie bereits aus der Lore geworfen, und Chester hievte sich als Letzter über die Kante der Waggonwand. Während er sich mit aller Kraft festhielt, tastete er sich mit den Füßen auf der anderen Seite vorsichtig herab, bis er einen Vorsprung fand. Will wollte den beiden anderen gerade etwas zurufen, als sein Bruder es sich in den Kopf setzte, als Erster abzusteigen.
    »SPRINGT!«, brüllte Cal und stieß ein Heulen aus, während er sich vom Waggon abdrückte. Will sah ihm nach, wie er in der Dunkelheit verschwand, und schaute dann zu Chester, dessen schemenhafte Umrisse kaum zu erkennen waren. Er wusste, wie sehr sich sein Freund vor dem folgenden Moment fürchtete.
    Aber Will blieb keine andere Wahl, als seinem Bruder zu folgen. Er biss die Zähne aufeinander und stieß sich ab, wobei er sich gleichzeitig um seine eigene Achse drehte. Für den Bruchteil einer Sekunde schien er förmlich in der Luft zu schweben. Doch dann landete er mit einem markerschütternden Aufschlag auf beiden Beinen, wurde in einem wilden Sprint nach vorne geworfen und rannte in aberwitzigem Tempo mit rudernden Armen weiter, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
    Beißender Rauch wirbelte um ihn herum, während die riesigen Zugräder nur knapp an ihm vorbeidonnerten. Doch Will torkelte viel zu schnell und hatte kaum ein paar Meter zurückgelegt, als seine Füße irgendwo hängen blieben und ihn stolpern ließen. Er segelte durch die Luft, berührte den Boden zuerst mit dem Knie und landete im nächsten Moment auf dem Bauch. Haltlos schlitterte er durch den Schotter neben den Gleisen und wirbelte jede Menge Staub auf. Als seine Rutschpartie endlich beendet war, drehte er sich langsam auf den Rücken, setzte sich auf und spuckte hustend Dreck und Staub. Der mächtige Zug raste weiter an ihm vorbei, und Will dankte seinem Glücksstern, dass er nicht unter die Räder geraten war. Mühsam holte er eine Leuchtkugel aus der Jackentasche und sah sich nach den beiden anderen Jungen um.
    Nach einer Weile hörte er ein lautes Stöhnen, das von weiter vorn zu ihm drang. Als er die Leuchtkugel in die Richtung hielt, tauchte Chester aus der raucherfüllten Dunkelheit auf. Er krabbelte auf allen vieren, hob den Kopf wie eine schlecht gelaunte Schildkröte und beschleunigte seine Bemühungen, als er Will erblickte.
    »Alles in Ordnung?«, rief Will ihm entgegen.
    »Ja klar doch, einfach blendend«, brüllte Chester zurück und ließ sich neben Will auf den Boden sinken.
    Will zuckte die Achseln und rieb sich das Knie, das bei seinem Sturz die ganze Wucht des Aufpralls abbekommen hatte.
    »Wo ist Cal?«, keuchte Chester.
    »Keine Ahnung. Am besten warten wir hier auf ihn.« Will konnte nicht sagen, ob Chester ihn gehört hatte, aber sein Freund machte nicht den Eindruck, als ob er irgendwohin gehen wollte.
    Ein paar Minuten später, während der Zug noch immer an ihnen vorbeiraste, kam Wills Bruder aus der rauchigen Dunkelheit anspaziert – einen Rucksack über jeder Schulter und vollkommen unbeschwert, als gäbe es nicht den geringsten Grund zur Sorge. Zufrieden hockte er sich neben Will.
    »Ich hab unsere Sachen geholt. Ist mit euch alles in Ordnung?«, brüllte er. Eine dicke Schürfwunde erstreckte sich quer über seine Stirn und Blutstropfen liefen ihm die Nase hinunter.
    Will nickte und schaute plötzlich an Cal vorbei. »Duck

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