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Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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sackte dann vollkommen in sich zusammen, und eine Staubwolke stieg vom Boden auf.
    »Hoppla«, murmelte Will.
    »Na, fantastisch! Das ist einfach fantastisch!« Chester schluckte, während sie beide hastig einen Schritt zurückwichen. »Jetzt sieh dir an, was du getan hast!«
    Als sich die Staubwolke legte, schaute Will betreten auf das unordentliche Häufchen aus Knochen und grauer Asche vor ihm – es erinnerte an die versengten Überreste eines Freudenfeuers im Wald. Der Leichnam war einfach zerfallen.
    »’tschuldigung«, wandte er sich an die Mumienreste. Im nächsten Moment wurde er sich schaudernd bewusst, dass er das Armband noch immer in der Hand hielt, und ließ es auf den Haufen fallen.
    Da sich jeder Gedanke an Fotoaufnahmen nun verbot, hockte Will sich neben seinen Rucksack, um die Kamera wieder einzustecken. Er hatte gerade die Seitentasche zugeschnürt, als ihm auffiel, dass er dabei mit den Händen etwas Staub vom Boden aufgenommen hatte. Sofort inspizierte er die Fläche, auf der er und Chester standen. Im nächsten Moment verzog er das Gesicht, richtete er sich rasch auf und wischte sich die Finger an seiner Hose ab: Ihm war klar geworden, dass sie sich auf einer zentimeterdicken Schicht aus Asche und Knochenresten befanden. Sie trampelten auf den Überresten von Hunderten zerfallenen Leichnamen herum!
    »Lass uns ein paar Meter zurückgehen«, schlug er unverfänglich vor, um seinen Freund nicht unnötig aufzuregen.
    »Nichts lieber als das«, erwiderte Chester dankbar, ohne jedoch nach dem Grund für Wills hastigen Rückzug zu fragen. »Dieser Ort ist echt gruselig.«
    Gemeinsam gingen sie ein Stück weiter, während Will die stummen Bündel in den Wandnischen betrachtete.
    »Hier müssen Tausende von Leuten bestattet sein. Ganze Generationen«, sagte er nachdenklich.
    »Wir sollten hier wirklich verschw …«
    Chester hatte mitten im Wort abgebrochen, und Will riss sich widerstrebend vom Anblick der mumifizierten Leichen los, um sich auf das ängstliche Gesicht seines Freundes zu konzentrieren.
    »Hast du gesehen, wohin Cal gegangen ist?«, fragte Chester.
    »Nein«, sagte Will, schlagartig besorgt.
    Sofort machten sie auf dem Absatz kehrt und rannten zur Hauptkammer zurück. Dort angekommen, schauten sie in jede Nische und bewegten sich um die Mitte herum, bis sie das andere Ende der Höhle sehen konnten. Es befand sich auf der gegenüberliegenden Seite der Flamme, die in diesem Moment erneut laut zu zischen begann und ihre züngelnde Spitze zur Öffnung in der Decke streckte.
    »Da drüben ist er!«, rief Will erleichtert, als er die einsame Gestalt entdeckte, die entschlossen von ihnen wegmarschierte. »Warum kann er nicht einfach mal stehen bleiben?«
    »Weißt du, ich kenn deinen Bruder ja erst seit … seit achtundvierzig Stunden, aber ich muss dir sagen, ich hab jetzt schon genug von ihm«, murrte Chester und beobachtete Wills Gesichtsausdruck, um zu überprüfen, ob er vielleicht beleidigt war.
    Doch Will schien ihm seine Bemerkung nicht im Geringsten übel zu nehmen.
    »Vielleicht können wir ihn irgendwo festbinden?«, meinte Chester und lächelte ironisch.
    Will zögerte einen Moment. »Hör mal, wir sollten ihm besser nachgehen. Er muss irgendwas gefunden haben … vielleicht einen anderen Ausgang«, sagte er und setzte sich in Bewegung. Chester warf einen letzten Blick in eine der Nischen mit den gestapelten Leichnamen. »Gute Idee«, murmelte er, seufzte unwillkürlich und folgte Will.
    Im Laufschritt durchquerten sie die Höhle, wobei sie einen weiten Bogen um die Flamme machten, die inzwischen wieder zu ihrer vollen Höhe angewachsen war und eine immense Hitze ausstrahlte. In der Ferne konnten sie gerade noch sehen, wie Cal die äußerste Ecke der Hauptkammer verließ und unter einem grob behauenen Steinbogen hindurchging. Als sie die Stelle erreichten und ihm durch den Bogen folgten, erkannten sie, dass dahinter keine weitere Grabkammer lag, sondern etwas völlig anderes. Sie befanden sich in einem Höhlenraum von der Größe eines Fußballfeldes, mit einer riesigen Kuppeldecke. Cal hatte ihnen den Rücken zugewandt und betrachtete irgendetwas.
    »Du kannst nicht ständig alleine losrennen«, schimpfte Will, als sie schließlich neben ihm standen.
    »Hier fließt ein Fluss«, sagte Cal, der die Verärgerung seines Bruders vollkommen ignorierte.
    Vor ihnen lag ein breiter Wassergraben, dessen Fluten rasch an ihnen vorbeiströmten und eine warme Gischt versprühten. Die Jungen

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