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Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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Gesicht.
    »Beeilt euch!«, rief Cal ein weiteres Mal. »Ich habe einen Weg hier rausgefunden. Kommt schon!«
    »Was ist denn mit dem los?«, fragte Chester.
    Will versuchte, sich zusammenzureißen. »Das macht er ständig … einfach drauflosstürmen«, sagte er, schaute in Richtung seines Bruders und verdrehte genervt die Augen.
    »Ach wirklich? Kommt dir das nicht irgendwie bekannt vor?«, meinte Chester und zog eine Augenbraue hoch.
    Leicht beschämt, nickte Will. »Hm … ein kleines bisschen.« Es gelang ihm, Chesters Lächeln zu erwidern, obwohl ihm in diesem Moment eigentlich überhaupt nicht danach zumute war.
    Nach ein paar Minuten erreichten sie Cal, der vor Aufregung förmlich zappelte und irgendetwas von einem Licht plapperte.
    »Hab ich’s euch nicht gesagt?! Seht mal dahinten!« Er hüpfte vor Begeisterung auf und ab und zeigte auf einen breiten Durchgang, der von der Bahntrasse fortführte. Will warf einen Blick in den Tunnel und sah ein sanftes blaues Leuchten, das flackerte, als befände es sich in großer Entfernung.
    »Bleibt dicht bei mir«, befahl Cal und sprintete los, ohne eine Reaktion von Will oder Chester abzuwarten.
    Will rief ihm hinterher, doch Cal ließ sich nicht bremsen.
    »Für wen hält er sich eigentlich?«, fragte Chester und sah Will an, der aber nur die Achseln zuckte und sich in Bewegung setzte. »Ich kann nicht glauben, dass ich mir von solch einem Zwerg vorschreiben lassen soll, was ich zu tun habe«, murmelte Chester aufgebracht vor sich hin.
    Plötzlich bemerkten die beiden Freunde, dass die Temperatur um sie herum schlagartig anstieg und ihnen das Atmen erschwerte. Die Luft war so sengend heiß und trocken, dass der Schweiß auf ihrer Haut in dem Moment verdunstete, in dem er austrat.
    »Oh Mann, ist das hier heiß! Ich komm mir vor wie in Spanien«, beschwerte Chester sich, öffnete mehrere Knöpfe an seinem Hemd und wischte sich über die Brust.
    »Wenn man den Geologen glaubt, dann steigt die Temperatur um etwa drei Grad Celsius pro hundert Meter, je näher man dem Erdkern kommt«, erklärte Will.
    »Und was bedeutet das?«, fragte Chester.
    »Na ja, eigentlich müssten wir längst gegrillt sein.«
    Während die beiden Freunde Cal folgten und sich fragten, worauf sie sich da eingelassen hatten, nahm das Leuchten an Intensität zu. Es schien zu pulsieren: In regelmäßigen Abständen tauchte es die zerklüfteten Tunnelwände in ein blaues Licht, um dann langsam schwächer zu werden, bis nur noch ein bläulicher Dunst zu erkennen war.
    Sie schlossen zu Cal auf, als dieser gerade das Ende des Durchgangs erreichte. Gemeinsam traten sie aus dem Tunnel in einen riesigen Höhlenraum.
    In der Mitte des Raums brannte eine einzelne, etwa zwei Meter große Flamme. Gebannt starrten die Jungen darauf, als diese mit einem lauten Zischen anwuchs: Wie eine blaue Fontäne schoss sie in die Höhe, bis sie etwa die vierfache Größe erreicht hatte und züngelnd durch eine kreisrunde Öffnung in der Decke des Höhlenraums schlug. Die Hitze der Stichflamme war so unerträglich, dass die Jungen gezwungen waren, zurückzuweichen und ihre Gesichter mit den Armen zu schützen.
    »Was ist das?«, fragte Will, aber keiner der beiden anderen reagierte, weil sie das Schauspiel weiterhin beobachteten, fasziniert von seiner Schönheit: Der untere Bereich, wo die Flamme aus dem geschwärzten Gestein austrat, wirkte fast transparent, doch dann folgte ein ganzes Spektrum von Farben, von schimmerndem Gelb und Rotorange über atemberaubende Grüntöne bis hin zu einem tiefen Fuchsiarot in der Spitze. Die Summe dieser Farben ergab das leuchtende Blau, welches die Flamme umwaberte und die Jungen an diesen Ort geführt hatte. Wie gebannt starrten sie auf das schillernde Lichtspiel, dessen Schein sich in ihren Augen spiegelte, bis das Zischen abbrach und die Flamme wieder auf ihre ursprüngliche Größe zusammenschrumpfte.
    Als wären die Jungen gleichzeitig aus einer Art Trance erwacht, wandten sie sich zur Seite, um den Raum um sie herum zu erkunden. In den Wänden der Höhlenkammer konnten sie mehrere dunkle Vertiefungen erkennen.
    Will und Chester marschierten zu der nächstgelegenen Nische. Während sie sie vorsichtig betraten, mischte sich das Licht der Leuchtkugeln in ihren Händen mit dem blauen Schein der flackernden Flamme und erhellte die Wandvertiefung. Wohin die beiden Freunde auch schauten, überall lehnten etwa mannsgroße Bündel an den Wänden … an manchen Stellen sogar zwei oder drei

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