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Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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Bündel hintereinander.
    Jedes der in staubige Tücher gehüllten Bündel war in der Mitte mit einer Art Seil oder Schnur umwickelt. Einige der Bündel schienen weniger lange dort zu liegen als andere, da ihre Stoffbahnen weniger schmutzig und abgenutzt wirkten. Dagegen waren die ältesten Bündel so dreckverkrustet, dass man sie kaum noch vom Gestein der Höhle unterscheiden konnte.
    Will ging auf eines dieser Bündel zu, dicht gefolgt von Chester, und hielt seine Leuchtkugel hoch, um mehr Licht darauf zu werfen. An manchen Stellen hatten sich Teile des Stoffs zersetzt oder waren heruntergefallen und erlaubten den Jungen einen Blick auf das Innere des Bündels.
    »Oh mein Gott«, murmelte Chester so rasch, dass es wie ein einziges Wort klang, während Will scharf die Luft anhielt.
    Vertrocknete Haut spannte sich straff über ein totenkopfartiges Antlitz, das die Jungen aus leeren Augenhöhlen anstarrte. Hier und dort waren die matten Elfenbeintöne von fleischlosen Knochen zu erkennen, die aus der dunklen Haut hervortraten. Als Will die Leuchtkugel bewegte, tauchten andere Bereiche des Skeletts aus der Dunkelheit auf: Rippen ragten aus dem Stoff heraus und eine spinnenartige Hand ruhte auf der Hüfte, deren Haut so straff gespannt war, dass sie an ein altes Stück Pergament erinnerte.
    »Ich schätze, das sind tote Koprolithen«, murmelte Will, während er und Chester an der Wand entlanggingen und die anderen Bündel musterten.
    »Oh mein Gott«, wiederholte Chester, dieses Mal jedoch langsamer. »Das sind ja Hunderte.«
    »Diese Höhle muss irgendeine Art Begräbnisstätte sein«, sagte Will mit gedämpfter Stimme, als wolle er den zusammengetragenen Toten seinen Respekt erweisen. »Genau wie bei den Ureinwohnern Amerikas. Früher haben die Indianer ihre Toten auf hölzernen Plattformen an Berghängen aufgebahrt, statt sie zu begraben.«
    »Wenn das hier also eine Art heilige Stätte ist, sollten wir dann nicht schleunigst verschwinden? Schließlich wollen wir diese Leute doch nicht verärgern, diese Kokolores oder wie sie genannt werden«, wandte Chester ein.
    »Koprolithen«, berichtigte Will ihn.
    »Koprolithen«, wiederholte Chester sorgfältig. »Genau die mein ich.«
    »Ach ja, noch was …«, sagte Will.
    »Was?«, fragte Chester und drehte sich zu ihm um.
    »Der Name Koprolithen« ,fuhr Will fort und konnte ein Grinsen kaum unterdrücken. »Du weißt doch wohl, dass nur die Kolonisten sie so nennen, oder? Solltest du jemals auf einen Koprolithen stoßen, verwende diesen Ausdruck auf keinen Fall, okay?«
    »Warum nicht?«
    »Er ist nicht besonders schmeichelhaft. Koprolith ist petrifizierter Kot fossiler Tiere – mit anderen Worten versteinerte Dinosaurierkacke. « Will grinste, während er an den Bündeln mit den mumifizierten Leichnamen vorbeiging, bis ein Skelett, dessen Leichentuch vollständig zerfallen war, seine Aufmerksamkeit erregte.
    Er ließ seine Kugel über die Mumie leuchten und ihren Lichtschein von deren Scheitel bis zu den Füßen und wieder zurückwandern. Obwohl der Tote größer gewesen sein musste als Will und Chester, waren seine Überreste so stark in sich zusammengesackt, dass er ziemlich klein wirkte und überhaupt nicht wie der Leichnam eines Erwachsenen. An seinem knochigen Handgelenk schimmerte ein goldenes Armband, das mit dicken, rechteckigen Edelsteinen besetzt war. Im Licht der Kugel leuchteten mehrere Steine rot, grün und dunkelblau auf, während andere vollkommen transparent wirkten. Ihre staubigen Oberflächen glänzten matt, wie altes Weingummi.
    »Ich wette, das da ist Gold, und bei diesen Steinen könnte es sich um Rubine, Smaragde und Saphire handeln … und sogar um Diamanten«, sagte Will mit angehaltenem Atem. »Ist das nicht einfach unglaublich?«
    »Hm«, erwiderte Chester, nicht besonders überzeugt.
    »Ich muss unbedingt ein Foto davon machen.«
    »Können wir nicht einfach von hier verschwinden?«, drängte Chester, während Will seinen Rucksack absetzte und seine Kamera hervorkramte. Und dann sah Chester, wie Will eine Hand nach dem Goldarmband ausstreckte.
    »Bist du noch bei Trost? Was hast du vor, Will?«
    »Ich muss das Armband etwas verschieben, damit ich es besser fotografieren kann«, erklärte Will.
    »Will!«
    Doch sein Freund ließ sich nicht aufhalten. Er nahm das Armband vorsichtig zwischen Daumen und Zeigefinger und drehte es langsam.
    »Nicht, Will! Herrgott noch mal! Das solltest du nicht …«
    Im nächsten Moment erbebte der gesamte Leichnam,

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