Turils Reise
leuchtender, schöner. Er loggte sich ein. Sein Horizont erweiterte sich bis ins Enorme, Unwahrscheinliche, und er ahnte, dass die Wahrnehmungen in der - vorläufigen - Endstufe, deren Erstellung einige Monate auf sich warten lassen würde, noch weitaus spektakulärer ausfallen würden.
Was sein älterer Bruder wohl dieser Tage tat? Litt er wie auch Kix Karambui unter dieser grässlichen Einsamkeit?
25 - ZURÜCK AUF HABERCAIN
Der rötliche Schein Habercains wirkte selbst in der Totale der Betrachtung aus dem Weltall bedrückend und unheimlich. Der Planet roch nach Unglück und Untergang.
Dreidimensionale Bilder entstanden und verteilten sich rings um ihn. Sie stammten aus den Datenspeichern der Thanatologen, zeigten ihm besondere Orte Habercains und brachten ihm die Eigenheiten der zeckenähnlichen Bewohner näher. Turil überflog jene Meldungen, die ihm in knappen Worten vermittelten, was sich seit Pschoims Besuch hier zugetragen hatte, in den Bereichen Kunst und Kultur, Politik und Wirtschaft. Die Zusammensetzung der Atemluft und selbst die Gerüche Habercains wurden mit Hilfe der Möglichkeiten der Schiffssphäre aufbereitet und machten ihn mit dem vertraut, was ihn auf der Oberfläche des Planeten erwartete.
»Ich benötige auch die aktuellsten Daten!«, forderte Turil. »Hol sie dir aus den Info-Netzen Habercains.«
Die GELFAR gehorchte widerspruchslos - auch wenn dieser Befehl die Aufforderung zu einem Tabubruch war. Die Schiffe der Totengräber verließen sich nur in den seltensten Fällen auf die Informationspools jener Welten, die sie vermaßen. Die Datenvergleiche und Relevanzabgleichungen begannen, ein Peripher-Speicher der GELFAR
füllte sich mit großteils nutzlosem Wissen. Nicht einmal ein Milliardstel dessen, was sie in sich aufsog, war von irgendeiner Bedeutung für ihre Suche nach dem Szeptinat. Mit jener diskusförmigen Scheibe wollte er die Kitar herbeirufen.
Nach wenigen Minuten zog Turil ein erstes Resümee: Nur noch wenig dessen, was Pschoim in seinen Erzählungen hatte lebendig werden lassen, hatte für den Feuerplaneten heute noch Gültigkeit. Irgendwann, vor mehr als zwei Jahrzehnten, war der Krieg der Xalifen gegen die Loga-Wanica offen ausgebrochen - und die Geschöpfe Habercains hatten ihn verloren. Ihre rotglühende Welt war tagelang unter Geschützfeuer gestanden und glich nunmehr einem Trümmerhaufen. Mehr als die Hälfte der einstmals auf Feuerschlick dahintreibenden Landmassen steckte in erkaltetem Gestein fest. Verzweifelt trieben die Xalifen Löcher in die immer dicker werdenden Festplatten und erzeugten dringend benötigte Hitzepools. Womöglich konnten sie dadurch ihr schreckliches Schicksal für einige Zeit hinauszögern, doch der Exitus war absehbar. Die feindlichen Loga-Wanica hatten im Zuge der Schlacht das planetare Gleichgewicht zerstört. Die Humanes hatten der Welt zu große Mengen an Wasser und jenem Ölfirnis entzogen, auf dem die Lavaburgen dahintrieben. Die Xalifen hatten die Wahl zwischen einem langsamen, schmerzhaften Tod - oder der Flucht hinaus in die ewige Kälte des Kahlsacks, an Bord großer Siedlerschiffe, um eine Welt zu finden, die ihnen ein geeignetes Ambiente bot.
Es hätte Turil nur einen Augenblick gekostet, um zu erfahren, ob irgendwo in diesem begrenzten Universum eine Welt wie Habercain darauf wartete, in Besitz genommen zu werden. Doch er rührte keinen Finger. Er ahnte das Ergebnis.
Er grub sich tiefer in jene Informationshalden hinein, die die Totengräber angehäuft hatten. Viele Wissensblöcke waren mit dem Zeichnungskürzel Pschoims versehen. Er hatte den Aufenthalt auf dem Feuerplaneten weidlich dazu genutzt, seine und Kakaris Zufluchtswelt datentechnisch zu erfassen. Diese fast unergründlichen Konvolute an Bildern, Erzählungen, nüchternen Daten, Gerüchen und Gerüchten waren, so wurde Turil einmal mehr bewusst, der wahre Reichtum der Thanatologen.
Mühsam fand er in die Realität zurück. »Ich kann die Lavaburg Gracht nirgends finden«, sagte er.
»Gracht existiert nicht mehr.« Die GELFAR gab sich betont nüchtern. »Sie wurde im Zuge der Kampfhandlungen gegen die Loga-Wanica vernichtet.«
War damit die Spur zum Szeptinat erloschen? Turil wollte und konnte es nicht glauben. »Suche nach Spuren von Xalifen, die einstmals auf Gracht lebten. Es müssen sich welche auftreiben lassen, die Pschoim persönlich kannten und sich an die Begebenheit mit dem sinkenden Kitar-Schiff erinnern. Rasch!«
Nur mühsam konnte Turil seine
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