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Turils Reise

Turils Reise

Titel: Turils Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Seufzer. »Ich habe Kapazitäten frei, und es wäre mir eine Ehre, dir bei der einen oder anderen Aufgabe helfen zu dürfen.«
    »Du willst was?! « Kiriast schien zu wachsen. Er reckte seinen Körper und erreichte fast jene eindrucksvolle Größe, die er einstmals gehabt hatte. »Bei mir läuft alles so, wie es sollte. Untersteh dich, mein Terrain zu bereisen!«
    »Verzeih meine unglückliche Wortwahl.« Turil nickte und deutete eine Verneigung an. »Ich unterstelle dem gro ßen Kiriast keinesfalls, dass er Hilfe benötigt. Mir kam allerdings zu Ohren, dass Aufräumarbeiten anstehen, die eines Totengräbers von deinem Ruf nicht würdig seien.« Turil musste mit dem Alten so behutsam wie möglich umgehen.
Die Wahrung aller Höflichkeitsformen und zeremonielles Gehabe waren die Eckpfeiler ihrer Kultur. »Wenn du mir erlaubst, mich in deinem Schatten zu bewegen und die eine oder andere Krume an Erfahrung zu sammeln, würdest du mich zum glücklichsten Thanatologen des Kahlsacks machen.«
    »Gut gesagt, junger Turil«, murmelte Kiriast. Er beugte sich vor und hustete in einen bereitstehenden Beutel. Miniaturroboter, in der virtuellen Darstellung gut erkennbar, zogen Proben aus dem Schleim, analysierten ihn und machten sich bereit, mit Hilfe einer ganzen Armada bereitstehender Med-Hexen ihren Herrn zu behandeln. Turil tat so, als bemerkte er nichts. Totengräber vermieden es, körperliche Gebrechen öffentlich zur Schau zu stellen. Doch Kiriast schien sich längst nicht mehr um irgendwelche Konventionen zu scheren.
    »Also schön, Turil.« Kiriast rülpste. »Meine TARAIL wird dir einige Datenblöcke übermitteln. Es gibt in der Tat Routinearbeiten, für die mir meine Zeit zu schade ist. Sieh sie dir an; wenn du einen Auftrag findest, an dem du deine Freude hast, dann kannst du ihn gerne erledigen. Wir rechnen im Friedenshof Grau ab. Gib acht und bereite meinem guten Ruf keine Schande.«
    »Ich werde daran denken.« Turil verbeugte sich erneut.
    Der Greis nickte ihm ein letztes Mal zu und trippelte mit kurzen Schritten aus dem Darstellungsfeld der Übertragungsbox. Turil nahm erst jetzt die Schläuche und metallenen Flexbänder wahr, die mit dem Rücken und den Leisten des alten Totengräbers verbunden waren. Die TARAIL bewegte und steuerte ihn also; vermutlich kontrollierte sie auch seine Sprache und einen Großteil seiner Gedanken. Denn jener Kiriast, an den sich Turil erinnerte, hatte sich
ganz anders benommen, hatte stets kühl und spröde reagiert und hätte sich Einmischungen in seine Angelegenheiten strikt verbeten.
    Turil fröstelte. Die Schiffssphäre des Alten besaß jene Macht, nach der sich auch die GELFAR sehnte.
     
    »Welche Arbeit könnten wir Kiriast abnehmen? Hast du das Datenmaterial gesichtet, GELFAR?«
    »Ja. Ich habe ausgefiltert, was wir zeitgerecht erledigen könnten.«
    »Also los.«
    Ein Bild wuchs aus dem Nichts und füllte bald den Raum. Turil sah eine blaue Wasserwelt mit grüngoldenen Einsprengseln, die Inselketten und Atolle darstellten. »Auf Charuszäy benötigt man unsere Dienste«, begann die KI seines Schiffs. »Drei Individuen, Thronräuber, warten in den Sumpfkerkern auf ihre Hinrichtung. Es wird, um es mit den Worten des herrschenden Fürstenbootsherrn zu sagen, ›ein anständiges Gemetzel‹ verlangt.«
    »Nein danke. Mein Bedarf an Hinrichtungen ist vorerst gedeckt. Weiter.«
    Eine neue Welt erschien im Zentrum des Virtuellbildners. Nord-und Südkontinent waren durch eine enge Bruchlinie getrennt, entlang derer eine ganze Kette von Vulkanen unablässig Staub und Asche in die Luft spuckte. »Auf Batyn II kam es in letzter Zeit zu einem deutlichen Nachlassen der Zahlungsmoral. Kiriast hatte in seinen früheren Jahren einen Friedensvertrag zwischen den beiden Völkern ausgehandelt, die sich über einen langen Zeitraum hinweg unabhängig voneinander entwickelten. Sie sind nach wie vor zur Zahlung von Erfolgshonoraren verpflichtet. Du solltest nach dem Rechten sehen und Mahnungen aussprechen.«

    »Wie soll das geschehen?« Sollte er mit Feuer und Schwert in der Hand über dem Planeten auftauchen und die Bevölkerungen in Schrecken versetzen?
    »Die Angehörigen beider Seiten gelten als abergläubisch. Kiriast hat bereits zur Zeit der Vertragsabschlüsse die Angst vor einer planetaren Katastrophe im Volksempfinden verankert. Du müsstest mit meiner Hilfe ein kleines Feuerwerk entlang der Vulkankette veranstalten und das Erscheinen dämonischer Boten andeuten. Das sollte

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