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Turils Reise

Turils Reise

Titel: Turils Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Der Alarm wird irgendwo vermerkt, und beim nächsten Routinebesuch befragt man mich dazu.«
    Turil war sich dessen nicht so sicher. Ein Eindringling, der sich für die drei Gefangenen in den Kavernen Atarakts interessierte, musste die Aufmerksamkeit von Kix Karambui wecken.
    »Also schön, Dirdar. Ich verlasse dich jetzt. Wenn du vernünftig bist, verlässt du diesen Ort so rasch wie möglich. Deine Auftraggeber werden nicht so großmütig wie ich sein. Sie werden dich einer strengen Befragung unterziehen, dessen Ergebnis absehbar ist.«
    »Ich weiß.« Der Knollenkörper Dirdars begann stärker als
jemals zuvor zu pulsieren. »Es … es wäre mir lieber, wenn du es gleich hinter dich bringst.«
    »Wie bitte?«
    »Bereite meinem Leben ein Ende. Ich warte schon so lange darauf …«
    »Soll ich versuchen, dich von deiner Lebensplatte zu trennen?«
    »Nein. Ich will nicht mehr. Ich kann nicht mehr.« Dirdar gab ein ächzendes Geräusch von sich.
    »Ich bin ein Thanatologe«, sagte Turil langsam. »Ich habe dem Tod schon so oft ins Antlitz geblickt, dass er für mich kaum noch Geheimnisse birgt. Dennoch erschreckt mich seine Endgültigkeit jedes Mal aufs Neue. Wenn du auch nur den Hauch einer Chance zum Weiterleben siehst, solltest du danach greifen.«
    »Nein. Ich bin froh, dass es endet.«
    »Du erteilst mir offiziell den Auftrag, dich zu töten?«
    »Ja.«
    »Mein Berufsethos erlaubt es mir nicht, eine Arbeit ohne Bezahlung anzunehmen. Was kannst du mir anbieten?«
    »Nichts.« Dirdar wälzte den Knollenkörper unruhig auf seiner Lebensplatte hin und her. »Mir wurde alles genommen, schon vor langer Zeit.«
    »Also schön. Dann akzeptiere ich die Informationen, die du mir über die Kavernen von Atarakt gegeben hast, als Entlohnung.«
    »Danke. Das ist sehr nobel.« Dirdar streckte mehrere seiner Nesselarme in Turils Richtung. »Würdest du mir ein paar Augenblicke alleine mit meinen Kindern geben, bevor du dich an die Arbeit machst?«
    »Selbstverständlich.« Turil trat beiseite. Er sah zu, wie der Oroptiker seine Ärmchen nach den verkümmerten Geschöpfen
ausstreckte und ihre Leiber mit einer Zärtlichkeit umarmte, die der Thanatologe manchmal auch bei Humanes-Angehörigen beobachten konnte. Die Kinder drängten näher, wollten über Ta krabbeln, ihrem Vater nahe sein. Doch der wehrte sie ab, weil er Angst hatte, dass auch sie sich auf der Energieplatte verfingen.
    Der Totengräber wartete geduldig. Eine Verabschiedung dauerte, so lange sie dauerte. Pietät war in so einem Fall durchaus angebracht. Dirdar hatte ihm nichts getan, und er verdiente es, in allen Ehren und unter Beachtung der strengen zeremoniellen Ansprüche seines Volkes zu sterben.
    »Ich bin so weit«, rief der Oroptiker schließlich. »Wir können es zu Ende bringen.«
    Turil trat näher. Er begutachtete seinen neu gewonnenen Klienten und überlegte, wie er den Übergang von Existenz zu Nichtexistenz am einfachsten herbeiführen konnte.
    »Würdest du mir verraten, wie der Kitar auf dich reagiert hat?«, fragte Dirdar unvermutet. »Denn er hat reagiert, nicht wahr?«
    »Ja, das hat er. Aber er hat nichts gesagt oder getan, das ich verstehe.« Mehr wollte ihm nicht über die Lippen kommen. Selbst jetzt, da er einem Todgeweihten gegenüberstand, schaffte er es nicht, über seinen Schatten zu springen und sich ihm anzuvertrauen. Seine gesamte Existenz war auf Geheimhaltung ausgelegt; die Angst vor Mithörern und Verrätern hatte Paranoia erschaffen und Turils Identität mehr geprägt als alles andere.
    »Darf ich dich um noch einen Gefallen bitten?«
    »Du kennst die Regeln meines Berufsstandes. Ich darf keine Arbeit annehmen, wenn ich nicht eine Gegenleistung dafür erhalte.«
    »Du lügst, Turil, ich merke es dir an. Du kennst Mitleid
und Erbarmen; du bist keinesfalls so, wie es andere von dir erwarten.«
    Das war es, was der nahende Tod aus Wesen machte: Er schärfte ihre Sinne, er schenkte Weisheit und Mut. Hatte sich Dirdar noch vor kurzem unterwürfig und servil gegeben, so war er nun mit der Ruhe eines Todgeweihten in der Lage, einen Blick auf Turils wahres Ich zu werfen. Er fühlte die innere Zerrissenheit in ihm und konfrontierte ihn mit der Wahrheit.
    »Also schön: Was willst du?«
    »Rette meine Kinder.«
    »Wie bitte?«
    »Nimm sie mit dir. Lasse sie nicht im Dschungel Faurums zurück, sondern bring sie auf dein Schiff und sorge für sie.«
    »Das kann nicht dein Ernst sein! Du sagtest selbst, dass sie von dir abhängig und alleine nicht

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