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Turm der Hexer

Turm der Hexer

Titel: Turm der Hexer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Besitzer dieses Gesichts noch nie in Wirklichkeit gesehen hatte, wußte er genau, um wessen Gesicht es sich handelte und jetzt wußte er auch, warum es seine schwärzesten Träume heimsuchte.
    Der nächste Tag dämmerte bewölkt herein, und es sah aus, als ob es Regen geben würde. Während Belgarath das Feuer anfachte und Silk das Gepäck nach etwas Eßbarem für ein Frühstück durchwühlte, sah Garion auf den Sumpf hinaus. Eine Gänseschar flog mit singenden Flügeln in V-Formation vorbei, ihre traurigen Schreie klangen einsam und entrückt. Ein Fisch sprang nicht weit von der Erhebung aus dem Wasser, und Garion betrachtete die Kreise, die sich bis zum gegenüberliegenden Ufer ausbreiteten. Er hatte schon eine Weile auf das Ufer gestarrt, ehe ihm aufging, was er da eigentlich sah. Erstaunt und etwas beunruhigt sah er sich nach allen Seiten um. »Großvater!« rief er. »Sieh nur!«
    »Was?«
    »Es ist alles anders. Es gibt keine Kanäle mehr. Wir sitzen mitten in einem großen Teich, der keinerlei Abfluß hat.« Er wirbelte herum, verzweifelt nach einem Ausweg Ausschau haltend, aber das Ufer des Teiches, in dem sie festsaßen, wies keine Unterbrechungen auf. Keine Kanäle führten hinaus, und das braune Wasser war völlig reglos, ohne Anzeichen einer Strömung.
    Dann tauchte in der Mitte des Teiches, ohne das Wasser zu kräuseln, ein runder, pelziger Kopf auf. Die Augen des Tieres waren sehr groß und strahlend, es hatte keine sichtbaren Ohren, und die kleine Nase war pechschwarz. Es gab eigenartig zwitschernde Geräusche von sich, und dann tauchte in einiger Entfernung ein weiterer Kopf auf.
    »Sumpflinge!« keuchte Silk und zog sein Schwert.
    »Ach, steck das weg!« sagte Belgarath angewidert. »Sie werden dir nichts tun.«
    »Sie haben uns schließlich gefangen, oder?«
    »Was wollen sie?« fragte Garion.
    »Frühstück offenbar«, antwortete Silk, immer noch mit dem Schwert in der Hand.
    »Sei nicht albern, Silk«, wies ihn Belgarath zurecht. »Warum sollten sie einen mageren Drasnier fressen wollen, wenn ein ganzer Teich voller Fische zur Verfügung steht. Steck das Schwert weg.«
    Der erste Sumpfling, der seinen Kopf aus dem Wasser gesteckt hatte, hob eine seiner mit Schwimmhäuten versehenen Vorderpfoten und machte eine energische Bewegung damit. Die Pfote ähnelte auf seltsame Weise einer Hand.
    »Sie wollen anscheinend, daß wir ihnen folgen«, sagte Belgarath ruhig.
    »Und das willst du tun?« fragte Silk entgeistert. »Bist du wahnsinnig?«
    »Haben wir eine Wahl?«
    Ohne weitere Diskussion begann Belgarath, das Zelt abzubauen.
    »Sind das Ungeheuer, Großvater?« fragte Garion besorgt, während er ihm half. »Wie Algroths oder Trolle?«
    »Nein, es sind einfach nur Tiere wie Robben oder Biber. Sie sind neugierig und intelligent und sehr verspielt.«
    »Aber sie spielen sehr häßliche Spiele«, fügte Silk hinzu.
    Nachdem sie ihr Gepäck im Boot verstaut hatten, schoben sie es ins Wasser. Die Sumpflinge beobachteten sie neugierig, aber ohne bedrohlich oder böse zu wirken, sondern eher entschlossen. Das scheinbar feste Ufer des Teiches öffnete sich, um den Kanal freizugeben, der während der Nacht versteckt worden war. Der Sumpfling mit dem eigenartig runden Kopf, der ihnen gewinkt hatte, schwamm voraus, wobei er oft zurückblickte, um sich zu überzeugen, daß sie ihm auch tatsächlich folgten. Ein paar weitere schwammen mit wachen Augen hinter dem Boot her.
    Es begann zu regnen, zuerst nur wenige Tropfen, die dann in ein stetes Nieseln übergingen, das die endlose Fläche aus Schilf und Rohr in einen Schleier hüllte.
    »Was glaubst du, wo sie uns hinbringen?« fragte Silk und unterbrach sein Staken, um sich den Regen aus dem Gesicht zu wischen. Einer der Sumpflinge hinter ihnen schnatterte ärgerlich, bis er seine Stange wieder in den schlammigen Grund des Kanals stieß.
    »Wir müssen eben abwarten«, antwortete Belgarath.
    Der Kanal öffnete sich weiter, und sie stakten hinter dem Sumpfling her, der zuerst aufgetaucht war.
    »Sind das dort oben Bäume?« fragte Silk, durch den dichten Regen spähend.
    »Scheint so«, meinte Belgarath. »Ich nehme an, wir werden dorthin gebracht.«
    Aus dem Dunst tauchte allmählich eine große Baumgruppe auf. Als sie näher kamen, konnte Garion einen sanften Hang erkennen, der aus Schilf und Wasser anstieg. Das Wäldchen, das die Insel krönte, schien weitgehend aus Weiden mit langen, hängenden Zweigen zu bestehen.
    Der Sumpfling an der Spitze schwamm weiter

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