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Turm der Hexer

Turm der Hexer

Titel: Turm der Hexer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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voraus. Als er die Insel erreichte, schob er sich halb aus dem Wasser und stieß einen pfeifenden Ruf aus. Kurz darauf trat eine kapuzenverhüllte Gestalt aus den Bäumen und kam langsam ans Ufer. Garion wußte nicht, was er erwarten sollte, aber er war sehr erstaunt, als die braungekleidete Gestalt am Ufer die Kapuze zurückschlug und das Gesicht einer Frau zum Vorschein kam, das zwar sehr alt war, aber immer noch beredte Zeichen einer einstigen, außergewöhnlichen Schönheit trug.
    »Heil, Belgarath«, grüßte sie den alten Zauberer mit seltsam unbeteiligter Stimme.
    »Hallo, Vordai«, antwortete er leichthin. »Lange her, nicht wahr?« Die kleinen Wesen, die sie zur Insel geleitet hatten, wateten aus dem Wasser und scharten sich um die braungekleidete Frau. Sie schnatterten und zwitscherten mit ihr, und sie betrachtete sie liebevoll und streichelte ihren nassen Pelz mit sanften Fingern. Es waren mittelgroße Tiere mit kurzen Hinterbeinen und kleinen, runden Bäuchen. Sie gingen aufrecht mit raschen, merkwürdig schlurfenden Schritten, die Vorderpfoten zierlich vor der pelzigen Brust gefaltet.
    »Komm aus dem Regen, Belgarath«, sagte die Frau. »Bring deine Freunde mit.« Sie machte kehrt und ging, umgeben von den Sumpflingen, über einen Pfad auf das Weidenwäldchen zu.
    »Was machen wir jetzt?« flüsterte Garion.
    »Wir gehen mit«, antwortete Belgarath und kletterte aus dem Boot.
    Garion hatte keine Vorstellung von dem, was ihn erwartete, als er dem alten Mann mit Silk zu der Weidengruppe folgte, aber auf das hübsche, riedgedeckte Häuschen mit dem kleinen Garten war er überhaupt nicht gefaßt. Die Balken des Hauses waren vom Wetter gezeichnet, die Fugen dicht mit Moos gefüllt. Aus dem Schornstein stieg ein dünner Rauchfaden empor.
    An der Tür wischte sich die Frau in Braun sorgfältig die Füße an einer Schilfmatte ab und schüttelte ihren nassen Mantel aus. Dann öffnete sie die Tür und ging, ohne sich noch einmal umzusehen, hinein.
    Silk wirkte sehr mißtrauisch, als er vor dem Häuschen stehenblieb.
    »Bist du sicher, daß das eine gute Idee ist, Belgarath?« fragte er leise. »Ich habe einige Geschichten über Vordai gehört.«
    »Es ist der einzige Weg herauszufinden, was sie will«, sagte Belgarath, »und ich bin mir ziemlich sicher, daß wir nirgendwo hingehen werden, ohne mit ihr gesprochen zu haben. Laßt uns hineingehen. Und wischt euch die Füße gut ab.«
    Das Innere von Vordais Haus war makellos sauber. Die Decke war niedrig und wurde von schweren Balken getragen. Der hölzerne Fußboden war weißgescheuert, und vor einer gewölbten Feuerstelle, in der ein Kessel von einem Eisenhaken in den Flammen hing, standen Tisch und Stühle. In einer Vase auf dem Tisch standen Wildblumen, und vor dem Fenster, das auf den Garten hinausging, hingen Vorhänge. »Warum stellst du mir deine Freunde nicht vor, Belgarath?« fragte Vordai, während sie ihren Mantel an einen Haken hing. Dann strich sie mit den Händen ihr schlichtes, braunes Kleid glatt.
    »Wie du möchtest, Vordai«, erwiderte Belgarath höflich. »Dies ist Prinz Kheldar, ein Landsmann von dir. Und das ist König Belgarion von Riva.«
    »Edle Gäste«, stellte die Frau mit der seltsam unbeteiligten Stimme fest. »Willkommen in Vordais Haus.«
    »Verzeihung, meine Dame«, sagte Silk ausgesprochen liebenswürdig, »aber dein Ruf scheint sehr unangebracht zu sein.«
    »Vordai, die Sumpfhexe?« fragte sie belustigt. »Nennt man mich immer noch so?«
    Er lächelte zurück. »Die Beschreibungen sind allerdings, gelinde ausgedrückt, irreführend.«
    »Das alte Sumpfweib.« Sie ahmte die Sprache eines einfältigen Bauern nach. »Die Königin der Sumpflinge, die Reisende ertränkt.« Um ihre Lippen spielte ein bitterer Zug.
    »Das ist mehr oder weniger, was man sich erzählt«, sagte er. »Ich habe immer geglaubt, du seist ein Mythos erfunden, um ungehorsame Kinder zu ängstigen.«
    »Dann kommt Vordai und holt euch!« Sie lachte freudlos. »Das höre ich schon seit Generationen. Legt eure Mäntel ab, meine Herren. Setzt euch und macht es euch bequem. Ihr werdet eine Weile hierbleiben.«
    Einer der Sumpflinge der, der sie hergeführt hatte, wie Garion glaubte, schnatterte mit piepsender Stimme auf sie ein und blickte nervös auf den Kessel über dem Feuer. »Ja«, antwortete sie gelassen, »ich weiß, daß es kocht, Tupik. Es muß kochen, sonst wird es nicht gar.« Sie wandte sich wieder ihren Gästen zu. »Tupik hat mir erzählt, daß ihr noch

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