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Turm der Hexer

Turm der Hexer

Titel: Turm der Hexer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Anfang und ein Ende, und es nähert sich dem Ende, glaube ich. Ich werde nicht ewig leben wie du und Polgara. Ich habe schon einige hundert Jahre gelebt und bin des Lebens herzlich überdrüssig. Solange ich am Leben bin, kann ich die Menschen von den Sümpfen fernhalten. Aber wenn ich nicht mehr bin, haben meine Kinder keinen Schutz mehr.«
    »Und du möchtest, daß ich sie in meine Obhut nehme?«
    »Nein, Belgarath. Du bist zu beschäftigt, und manchmal vergißt du Versprechen, an die du dich nicht gern erinnerst. Ich möchte, daß du das eine tust, was es für immer unmöglich macht, die Sumpflinge als Tiere zu betrachten.«
    Seine Augen, weiteten sich, als ihm aufging, was sie meinte.
    »Ich möchte, daß du meinen Kindern die Macht der Sprache gibst, Belgarath«, sagte Vordai. »Ich kann es nicht. Meine Hexerei reicht nicht so weit. Nur ein Zauberer kann ermöglichen, daß sie sprechen.«
    »Vordai!«
    »Das ist mein Preis, Belgarath«, sagte sie. »Das wird dich meine Hilfe kosten. Nimm sie, oder laß es bleiben.«

19
    I n dieser Nacht blieben sie in Vordais Häuschen. Garion schlief nur wenig. Das Ultimatum der Sumpfhexe beunruhigte ihn schwer. Er wußte, daß Eingriffe in die Natur weitreichende Auswirkungen hatten, und so weit zu gehen, wie Vordai es verlangte, konnte für alle Zeit die Trennlinie zwischen Mensch und Tier verwischen. Die philosophischen und theologischen Folgen dieses Schrittes waren erschütternd. Außerdem hatte er noch andere Sorgen. Es war durchaus möglich, daß Belgarath nicht tun konnte, was Vordai von ihm verlangte.
    Garion war sich ziemlich sicher, daß sein Großvater nicht versucht hatte, seinen Willen zu benutzen, seit er vor Monaten diesen Zusammenbruch gehabt hatte, und jetzt stellte Vordai ihn vor eine fast unmögliche Aufgabe.
    Was würde mit Belgarath geschehen, wenn er es versuchte und versagte? Würden dann seine Zweifel die Oberhand gewinnen und ihn für immer der Möglichkeit berauben, seine Macht zurückzuerlangen? Garion suchte verzweifelt nach einem Weg, seinen Großvater zu warnen, ohne diese fatalen Zweifel zu wecken.
    Aber sie mußten unbedingt aus den Sümpfen heraus. Auch wenn Garion seinen Entschluß, sich Torak zu stellen, nur zögernd gefaßt hatte, wußte er doch nun, daß es die einzig mögliche Wahl gewesen war. Die Begegnung konnte jedoch nicht beliebig hinausgezögert werden. Wenn sie zu lange hinausgeschoben wurde, würden die Ereignisse weiterlaufen und die Welt in den Krieg stürzen, den sie alle so dringend vermeiden wollten. Vordais Drohung, sie hier in den Sümpfen gefangenzuhalten, war nicht nur eine Bedrohung für sie drei, sondern für die ganze Welt. In einem sehr realen Sinn hielt sie das Schicksal der Menschheit in ihren gleichgültigen Händen. Trotz aller Bemühungen konnte Garion keinen Weg finden, diese Erprobung von Belgaraths Willen zu umgehen. Er selbst hätte zwar widerstrebend getan, was Vordai verlangte, aber er wußte nicht einmal, wo er hätte anfangen sollen.
    Wenn es überhaupt zu schaffen war, dann war sein Großvater der einzige, der es tun konnte falls seine Krankheit nicht seine Macht zerstört hatte.
    Als die Morgendämmerung über die nebligen Sümpfe kroch, stand Belgarath auf und setzte sich vors Feuer. Schwermütig blickte er in die knisternden Flammen.
    »Nun?« fragte Vordai. »Hast du dich entschieden?«
    »Es ist falsch, Vordai«, sagte er. »Die Natur wehrt sich dagegen. Sie schreit geradezu auf.«
    »Ich bin der Natur näher als du, Belgarath«, antwortete sie. »Hexen leben viel enger mit ihr als Zauberer. Ich kann den Wechsel der Jahreszeiten in meinem Blut fahlen, und die Erde unter meinen Füßen ist lebendig. Ich höre keinen Aufschrei. Die Natur liebt alle ihre Geschöpfe, und sie würde fast so sehr wie ich über die Ausrottung meiner Sumpflinge trauern. Aber das ist eigentlich Nebensache, oder? Selbst wenn jeder Stein dagegen aufschrie, würde ich nicht nachgeben.«
    Silk tauschte einen raschen Blick mit Garion, und das Gesicht des kleinen Mannes war ebenso bedrückt wie das Belgaraths.
    »Sind die Sumpflinge wirklich Tiere?« fuhr Vordai fort. Sie deutete in die Ecke, wo Poppi noch schlief, die zierlichen Vorderpfoten wie Hände geöffnet. Tupik kam verstohlen wieder ins Haus, einen Strauß taufeuchter Sumpfblumen in der Hand. Mit großer Sorgfalt legte er sie um die schlafende Poppi herum und drückte ihr die letzte in die offene Hand. Dann setzte er sich mit einem seltsam geduldigen Ausdruck auf die

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