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Turm der Hexer

Turm der Hexer

Titel: Turm der Hexer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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mir helfen. Er wird mich töten.«
    »Wenn ich das für unvermeidlich hielte, hätte ich dich nicht auf diese Reise gehen lassen.«
    »Wie kann ich denn nur mit einem Gott kämpfen?«
    »Tapfer«, lautete die nicht sehr hilfreiche Antwort. »Du warst in der Vergangenheit schon öfters sehr tapfer gewesen. Ich glaube nicht, daß du dich so verändert hast.«
    »Ich habe solche Angst, Großvater«, gestand Garion mit gequälter Stimme. »Ich glaube, ich weiß jetzt, wie Mandorallen sich gefühlt hat. Die Angst ist so schlimm, daß ich nicht damit leben kann.«
    »Du bist stärker, als du denkst. Wenn es sein muß, kannst du damit leben.«
    Garion grübelte darüber nach. Es schien nicht viel zu helfen. »Wie ist er?« fragte er plötzlich aus einer morbiden Neugier heraus.
    »Wer?«
    »Torak.«
    »Arrogant. Ich mochte ihn nie besonders.«
    »Ist er wie Ctuchik oder Asharak?«
    »Nein. Sie wollten wie er sein. Es ist ihnen natürlich nicht gelungen, aber sie haben es versucht. Wenn es dir hilft, Torak hat vermutlich ebensoviel Angst vor dir wie du vor ihm. Er weiß, wer du bist. Wenn du ihm gegenüberstehst, wird er nicht einen sendarischen Küchenjungen namens Garion sehen, sondern Belgarion, den Rivanischen König. Und er wird Rivas Schwert sehen, das nach seinem Blut dürstet. Und er wird das Auge Aldurs sehen. Das wird ihm wahrscheinlich mehr Angst einjagen als alles andere.«
    »Wann hast du ihn das erste Mal getroffen?« Garion hatte plötzlich den Wunsch, den alten Mann zum Reden zu bringen daß er Geschichten erzählte wie vor so langer Zeit. Geschichten halfen immer irgendwie. In einer Geschichte konnte er sich verlieren, und für kurze Zeit machten sie die Dinge erträglich.
    Belgarath kratzte sich den kurzen, weißen Bart. »Mal sehen«, überlegte er. »Ich glaube, zum erstenmal im Tal vor sehr langer Zeit. Die anderen hatten sich dort versammelt Belzedar, Beldin und die übrigen und jeder von uns war mit seinen eigenen Studien beschäftigt. Unser Meister hatte sich mit dem Auge in seinen Turm zurückgezogen, und manchmal vergingen Monate, ohne daß wir ihn sahen.
    Dann kam eines Tages ein Fremder zu uns. Er war ungefähr so groß wie ich, aber er bewegte sich, als wäre er turmhoch. Sein Haar war schwarz und die Haut sehr hell, und soweit ich mich erinnere, hatte er grünliche Augen. Sein Gesicht war schon fast zu schön, und sein Haar sah aus, als verbrächte er viel Zeit damit, es zu kämmen. Er wirkte wie jemand, der immer einen Spiegel in der Tasche hat.«
    »Hat er etwas gesagt?«
    »O ja«, antwortete Belgarath. »Er kam zu uns und sagte: ›Ich will mit meinem Bruder sprechen, eurem Meister‹, und sein Ton gefiel mir überhaupt nicht. Er sprach mit uns, als wären wir Diener den Fehler hat er immer gemacht. Mein Meister hatte mir immerhin, wenn auch unter großen Mühen, einige Manieren beigebracht. ›Ich werde meinem Herrn sagen, daß du da bist‹, sagte ich so höflich, wie ich konnte. ›Das ist nicht nötig, Belgarath‹, entgegnete er mit seiner aufreizenden Überlegenheit. ›Mein Bruder weiß, daß ich hier bin.‹«
    »Woher kannte er deinen Namen, Großvater?«
    Belgarath zuckte die Achseln. »Das habe ich nie herausgefunden. Ich nehme an, daß mein Meister sich von Zeit zu Zeit mit ihm und den anderen Göttern verständigt und ihnen von uns erzählt hat. Jedenfalls führte ich diesen allzu hübschen Besucher zum Turm meines Meisters. Ich habe unterwegs nicht mit ihm gesprochen. Als wir ankamen, sah er mir ins Gesicht und sagte: ›Ein kleiner Rat für dich, Belgarath, als Dank für deine Dienste. Erhöhe dich nicht selbst. Es ist nicht deine Sache, über mich zu urteilen. Um deinetwillen hoffe ich, daß du dich daran erinnerst und dich bei unserer nächsten Begegnung etwas geziemender verhältst.«
    »›Danke für den Rat‹, sagte ich etwas spitz, zugegeben. ›Brauchst du sonst noch etwas?‹«
    »›Du bist vorlaut, Belgarath‹, antwortete er. Vielleicht mache ich mir eines Tages das Vergnügen, dir geziemendes Benehmen beizubringen.‹ Dann ging er in den Turm. Wie du siehst, haben Torak und ich uns gleich von Anfang an auf dem falschen Fuß erwischt. Ich mochte seine Haltung nicht, und ihm mißfiel meine.«
    »Was geschah dann?« Garions Neugier siegte allmählich über seine Angst.
    »Du kennst die Geschichte«, antwortete Belgarath. »Torak ging in den Turm und sprach mit Aldur. Eins führte zum anderen, und schließlich schlug Torak meinen Meister nieder und stahl das Auge.«

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