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Turm der Hexer

Turm der Hexer

Titel: Turm der Hexer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Unverständliches, aber Rhodar bewegte sich bereits. Ce’Nedra erkannte, daß der rundliche drasnische König vermutlich ihr schärfster Gegner sein konnte oder ihr bester Verbündeter. »Wir möchten zu gern den Vertrag sehen, der Eure Hoheit mit königlicher Autorität ausstattet«, sagte er. »Ich nehme an, das Pergament dort ist von Wichtigkeit?«
    »Das ist es in der Tat, Majestät«, erklärte Ce’Nedra. »Das Dokument zählt ganz deutlich meine Verantwortlichkeit auf.«
    »Darf ich?« fragte Rhodar und streckte ihr die Hand entgegen.
    Ce’Nedra reichte ihm das Pergament, und er rollte es vorsichtig auseinander. »Äh Eure Hoheit. Dies ist der Verlobungsvertrag. Vielleicht wolltet Ihr ein anderes Dokument bringen.«
    »Das Wesentliche steht in Paragraph vier, Majestät.« Rhodar überflog stirnrunzelnd den Abschnitt.
    »Was steht da, Rhodar?« fragte König Anheg ungeduldig.
    »Interessant«, murmelte Rhodar und kratzte sich am Ohr. »Rhodar«, beschwerte sich Anheg, »was steht denn nun drin?«
    König Rhodar räusperte sich und las dann laut vor. »›Es wird vereinbart, daß König Belgarion und seine Königin gemeinsam regieren, und in seiner Abwesenheit soll sie die Pflichten und Autoritäten des Rivanischen Thrones zur Gänze übernehmen.«
    »Laß mich sehen«, forderte Anheg und riß Rhodar das Pergament aus den Händen.
    »Das heißt doch nichts«, erklärte Brand. »Sie ist doch nicht seine Königin. Das wird sie erst nach der Hochzeit sein.«
    »Das ist nur eine Formalität, Graf Brand«, sagte Ce’Nedra.
    »Aber eine sehr wichtige, möchte ich sagen«, gab er zurück.
    »Beispiele gibt es genug«, sagte sie kühl. »Wenn ein König stirbt, geht die Krone auf den nächsten der Linie über, auch wenn eine formelle Krönung nicht stattgefunden hat, nicht wahr?«
    »Das ist etwas anderes«, grollte Brand.
    »Ich kann den Unterschied nicht sehen, Graf. Ich bin Belgarions designierte Mitregentin. In seiner Abwesenheit oder in einem Notfall bin ich verpflichtet, das Kommando zu übernehmen. Das ist mein Recht und meine Pflicht. Die Formalitäten mögen warten müssen, aber ich bin die Rivanische Königin. Das ist König Belgarions Wille und Absicht. Wollt Ihr Eurem König trotzen?«
    »An dem, was sie sagt, ist etwas dran, Brand«, überlegte der Graf von Seline. »Das Dokument ist sehr deutlich.«
    »Aber seht euch das an«, triumphierte Anheg. »In Paragraph zwei heißt es, wenn die Hochzeit nicht stattfinden sollte, müssen alle Geschenke zurückgegeben werden. Die Hochzeit hat nicht stattgefunden.«
    »Ich bin nicht sicher, ob Macht zu den Geschenken zählt, Anheg«, meinte König Fulrach. »Man kann sie nicht geben und dann wieder nehmen.«
    »Sie kann doch gar nicht regieren«, erklärte Anheg stur. »Sie weiß überhaupt nichts von Alornern.«
    »Wußte Garion auch nicht«, sagte König Cho-Hag mit seiner leisen Stimme. »Sie kann ebenso lernen wie er.«
    Ce’Nedra hatte sorgfältig die Stimmung eingeschätzt. Die meisten schienen wenigstens bereit zu sein, ihre Idee in Erwägung zu ziehen. Nur die beiden Konservativen, Brand und Anheg, waren tatsächlich dagegen. Jetzt war es Zeit, würdig den Rückzug anzutreten und gleichzeitig ein entwaffnendes Angebot zu machen. »Ich werde die Herren jetzt allein lassen, um die Angelegenheit zu besprechen«, sagte sie etwas hochmütig. »Aber ihr sollt wissen, daß ich mir der Schwere der Lage, der sich der Westen gegenübersieht, durchaus bewußt bin.«
    Sie setzte ein reizendes Klein-Mädchen-Lächeln auf.
    »Ich bin nur ein junges Mädchen«, gestand sie, »ungeübt in den Feinheiten von Strategie und Taktik. Ich könnte auf diesem Gebiet niemals eine Entscheidung fällen ohne eure vollste Unterstützung.«
    Dann knickste sie vor König Rhodar, ganz bewußt ihn auswählend.
    »Eure Majestät«, sagte sie, »ich werde eure Entscheidung erwarten.«
    Er verbeugte sich etwas übertrieben vor ihr. »Majestät«, antwortete er mit einem listigen Augenzwinkern.
    Ce’Nedra zog sich zurück und flog förmlich über die Gänge in ihr Zimmer. Atemlos schloß sie die Tür hinter sich und berührte mit zitternden Fingern den Talisman an ihrem Hals. Sie prüfte rasch einige Gesprächsfetzen, bis sie fand, was sie suchte.
    »… weigere ich mich, bei diesem absurden Spiel mitzumachen«, sagte Anheg gerade.
    »Anheg, mein Freund«, sagte König Fulrach von Sendarien mit erstaunlicher Bestimmtheit, »du bist mein lieber Bruderkönig, aber in manchen Punkten bist du

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