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Turm der Hexer

Turm der Hexer

Titel: Turm der Hexer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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wissen.
    »Zu viel hier.« Er stieß mit seinem dicken Finger auf die Schulterpartie der Skizze. »Du könntest deinen Arm nicht mehr heben. Und hier.« Er deutete auf das Armloch des Brustharnischs, den sie gezeichnet hatte. »Wenn ich das so eng mache, würden deine Arme waagerecht herausgucken. Du könntest dich nicht mal an der Nase kratzen. Wenn wir schon dabei sind, wo hast du bloß diese Idee her? Willst du nun ein Kettenhemd oder einen Brustharnisch? Du kannst nicht beides haben.«
    »Warum nicht?«
    »Das Gewicht. Du könntest es nicht tragen.«
    »Dann mach es leichter. Kannst du das nicht?«
    »Ich kann es so hauchfein wie Spinnweben machen, wenn du willst, aber wozu sollte das gut sein? Dann kann man es mit einem Küchenmesser zerschneiden.«
    Ce’Nedra holte tief Luft. »Meister Waffenschmied«, sagte sie gepreßt, »sieh mich an. Glaubst du, es gibt auf der ganzen Welt auch nur einen Krieger, der klein genug ist, daß ich mit ihm kämpfen kann?«
    Er betrachtete ihre kleine Gestalt, kratzte sich den kahlen Schädel und schürzte die Lippen. »Du bist etwas klein geraten«, gab er zu.
    »Aber wenn du nicht kämpfen willst, wozu brauchst du dann eine Rüstung?«
    »Es soll eigentlich keine richtige Rüstung sein«, erklärte sie ungeduldig, »aber ich muß aussehen, als ob ich eine Rüstung trüge. Es soll so etwas sein wie ein Kostüm.« Sie erkannte sofort, daß ihre Wortwahl ein Fehler gewesen war. Delbans Gesicht verfinsterte sich, und er warf ihre Zeichnungen wieder fort. Es dauerte zehn Minuten, ihn wieder zu besänftigen. Schließlich, nach vielen Schmeicheleien, überredete sie ihn, das ganze als eine Art künstlerische Herausforderung zu betrachten.
    »Also schön«, gab er schließlich mürrisch nach, »zieh dich aus.«
    »Was?«
    »Zieh dein Kleid aus«, wiederholte er. »Ich brauche genaue Maße.«
    »Weißt du eigentlich, was du da verlangst?«
    »Kleines Mädchen«, sagte er gereizt, »ich bin ein verheirateter Mann. Ich habe Töchter, die älter sind als du. Du trägst doch Unterkleider, oder nicht?«
    »Ja, aber…«
    »Das wird den Regeln des Anstands genügen. Zieh das Kleid aus.«
    Mit hochrotem Kopf stieg Ce’Nedra aus ihrem Kleid. Durnik der Schmied, der die ganze Auseinandersetzung mit offenem Grinsen beobachtet hatte, drehte sich höflich um.
    »Du solltest mehr essen«, sagte Delban. »Du bist so mager wie ein Küken.«
    »Ich kann gut ohne deine Kommentare auskommen«, erwiderte sie bissig. »Mach weiter. Ich will nicht den ganzen Tag hier im Hemd stehen.«
    Delban nahm ein Stück steifer Kordel, in die in regelmäßigen Abständen Knoten geknüpft waren. Er nahm ihre Maße ab und übertrug sie peinlich genau auf eine flache Tafel. »Schön«, sagte er endlich. »Das sollte genügen. Geh und zieh dich wieder an.«
    Ce’Nedra schlüpfte wieder in ihr Kleid. »Wie lange wird es dauern?«
    »Zwei oder drei Wochen.«
    »Unmöglich. Ich brauche es nächste Woche.«
    »Zwei Wochen«, wiederholte er stur.
    »Zehn Tage«, feilschte sie. Zum erstenmal, seit sie seine Werkstatt betreten hatten, lächelte der bärbeißige Mann. »Sie ist gewöhnt, zu bekommen, was sie will, nicht wahr?« meinte er zu Durnik.
    »Sie ist eine Prinzessin«, informierte Durnik ihn. »Sie bekommt am Ende meistens, was sie will.«
    »Zehn Tage.«
    »Also schön, meine magere kleine Prinzessin«, lachte Delban.
    Ce’Nedra strahlte ihn an. »Ich wußte, daß du es so sehen würdest wie ich.«
    Genau zehn Tage später stand die Prinzessin wieder, mit Durnik im Schlepptau, in Delbans Werkstatt. Das Kettenhemd, das der Handwerker angefertigt hatte, war so leicht, daß man es fast zierlich hätte nennen können. Der Helm, aus dünnen Stahl gehämmert, wurde gekrönt von einem weißen Federbusch und war von einer goldenen Krone umfaßt. Die Schienen, die Ce’Nedras Beine schützen sollten, paßten perfekt. Er hatte sogar einen getriebenen Schild gemacht, der mit Messing eingefaßt war, und ein leichtes Schwert mit verziertem Heft und Scheide. Ce’Nedra betrachtete jedoch mißbilligend den Brustharnisch, den Delban für sie gemacht hatte. Er würde offensichtlich zu gut passen. »Hast du nicht etwas vergessen?« fragte sie.
    Er nahm den Harnisch in seine großen Hände und prüfte ihn.
    »Es ist alles da«, sagte er. »Vorderund Rückenteil und alle Riemen, um sie miteinander zu verbinden. Was wolltest du denn sonst noch?«
    »Ist es nicht etwas untertrieben?« meinte Ce’Nedra vorsichtig.
    »Er soll passen«,

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