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Turm der Hexer

Turm der Hexer

Titel: Turm der Hexer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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her!«
    »Ja, so ungefähr«, gab Polgara ihr recht.
    Ce’Nedra begann zu zittern. »Das ist unmöglich!« rief sie. Polgara lächelte.
    »Manchmal, Ce’Nedra, klingst du genau wie Garion. Ich frage mich, warum junge Leute dieses Wort wohl so lieben.«
    »Aber Polgara, wenn dieser junge Mann nicht so unverschämt gewesen wäre, hätte ich vielleicht überhaupt nichts gesagt.« Die Prinzessin biß sich auf die Lippen. Das hatte sie eigentlich nicht zugeben wollen.
    »Dann war er wahrscheinlich deshalb so unverschämt. Es ist gut möglich, daß er nur aus dem einzigen Grund geboren wurde, damit er in genau diesem Augenblick unverschämt zu dir werden konnte. Die Prophezeiung überläßt nichts dem Zufall. Glaubst du, er könnte dir helfen, beim nächsten Mal den richtigen Anfang zu finden? Ich kann es einrichten, daß er wieder angetrunken ist, wenn du willst.«
    »Das nächste Mal?«
    »Natürlich. Hast du geglaubt, eine Rede vor einem sehr kleinen Publikum wäre alles? Wirklich Ce’Nedra, du mußt lernen, mehr auf das zu achten, was um dich herum vorgeht. Du wirst in den nächsten Monaten mindestens einmal pro Tag eine Rede halten.«
    Die Prinzessin starrte sie entsetzt an. »Das kann ich nicht!« jammerte sie.
    »O doch, du kannst, Ce’Nedra. Deine Stimme wird überall im Lande gehört werden, deine Worte werden wie Feuer in trockenem Gras sein, und die Völker des Westens werden sich erheben, um deinem Banner zu folgen. In all den Jahrhunderten habe ich nie erlebt, daß der Mrin-Kodex falsch war kein einziges Mal. Im Augenblick ist für dich wichtig, daß du genug Schlaf und regelmäßige Mahlzeiten bekommst. Ich werde selbst für dich kochen.« Sie betrachtete das kleine Mädchen kritisch. »Es wäre besser, wenn du etwas kräftiger wärst, aber wir müssen wohl mit dem auskommen, was wir haben. Hol deine Sachen, Ce’Nedra. Von nun an wirst du bei mir wohnen. Ich möchte dich gern im Auge behalten.«
    In den folgenden Wochen ritten sie durch den feuchten, grünen Wald von Arendien, und die Nachricht von ihrem Kommen breitete sich in ganz Arendien aus. Ce’Nedra war sich dunkel bewußt, daß Polgara sorgfältig Größe und Zusammensetzung ihres Publikums überwachte. Der arme Lelldorin kam kaum aus seinem Sattel, denn er und eine sorgsam ausgewählte Gruppe seiner Freunde ritten der Armee voraus, um jede Versammlung vorzubereiten.
    Nachdem sie ihre Pflicht einmal akzeptiert hatte, nahm Ce’Nedra an, daß es mit der Zeit einfacher werden würde, in der Öffentlichkeit zu sprechen. Aber unglücklicherweise traf das nicht zu. Vor jeder Rede wurde sie von Panik ergriffen, und oft war ihr körperlich übel. Auch wenn Polgara ihr versicherte, ihre Ansprachen würden besser, jammerte Ce’Nedra, daß sie ihr deshalb noch längst nicht leichter fielen. Die körperliche und seelische Belastung bis an die Grenzen ihrer Reserven wurde immer deutlicher. Wie die meisten Mädchen ihres Alters konnte Ce’Nedra ohne weiteres stundenlang reden, aber ihre Reden waren kein einfaches Geplauder. Sie erforderten ungeheure Selbstkontrolle und eine gewaltige Verausgabung emotionaler Energie, und niemand konnte ihr dabei helfen.
    Als die Menschenmengen jedoch immer größer wurden, gab Polgara ihr einen rein technischen Rat. »Sprich mit normaler Stimme, Ce’Nedra«, wies sie sie an. »Erschöpf dich nicht in dem Bemühen zu schreien. Ich werde dafür sorgen, daß alle dich hören können.« Davon abgesehen, war die Prinzessin auf sich allein gestellt, und die Anstrengung wurde immer offensichtlicher. Sie ritt teilnahmslos an der Spitze ihrer ständig wachsenden Armee, und manchmal sah es fast so aus, als wäre sie in Trance. Ihre Freunde beobachteten sie besorgt.
    »Ich frage mich, wie lange sie dieses Tempo noch durchhält«, meinte König Fulrach leise zu König Rhodar. Sie ritten unmittelbar hinter der erschöpften kleinen Königin auf die Ruinen von Vo Wacune zu, wo sie zu einer weiteren Versammlung sprechen sollte. »Wir vergessen gern, wie klein und zart sie ist.«
    »Vielleicht sollten wir uns mit Polgara beraten«, stimmte König Rhodar zu. »Ich glaube auch, daß das Kind eine Woche Ruhe braucht.«
    Doch Ce’Nedra wußte, daß sie nicht aufhören konnte.
    Das Ganze hatte einen eigenen Antrieb, eine Art sich steigernden Rhythmus, der nicht unterbrochen werden konnte. Zu Beginn hatte sich die Nachricht von ihrem Kommen nur langsam verbreitet, aber jetzt eilte sie ihnen voraus, und sie mußten schneller und schneller

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