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Turm der Hexer

Turm der Hexer

Titel: Turm der Hexer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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›Überlegung‹, fürchte ich. Das macht zum Teil seinen Charme aus, aber manchmal ist es auch verwirrend, wie ich eingestehen muß.«
    »Das kann ich mir vorstellen«, sagte Ce’Nedra.
    Später, als die Prinzessin und Polgara allein in ihrem Zelt waren, warf Ce’Nedra Garions Tante einen erstaunten Blick zu. »Was werden wir tun?«
    »Nicht wir, Ce’Nedra, du. Du wirst zu ihnen sprechen müssen.«
    »Ich bin nicht besonders gut darin, öffentlich zu reden, Polgara«, gestand Ce’Nedra. Ihr Mund wurde trocken.
    »Menschenmengen machen mir Angst, und dann bringe ich kein Wort mehr heraus.«
    »Darüber wirst du schon hinwegkommen, Liebes«, beruhigte sie Polgara. Sie sah die Prinzessin leicht belustigt an. »Du bist doch diejenige, die eine Armee führen wollte, erinnerst du dich? Hast du wirklich geglaubt, du müßtest nur eine Rüstung anziehen, dich in den Sattel schwingen und rufen ›Folgt mir‹, und dann würde die ganze Welt hinter dir herlaufen!«
    »Ich…«
    »Du hast so lange Geschichte studiert und übersehen, was alle großen Führer gemeinsam haben? Du mußt sehr unaufmerksam gewesen sein, Ce’Nedra.«
    Ce’Nedra starrte sie mit wachsendem Entsetzen an.
    »Es gehört nicht viel dazu, eine Armee auszuheben, Liebes. Man muß nicht geistreich sein, man muß kein Krieger sein, man muß nicht einmal einen großen und edlen Grund haben. Aber man muß redegewandt sein.«
    »Das bin ich aber nicht, Polgara.«
    »Daran hättest du vorher denken müssen, Ce’Nedra. Jetzt ist es zur Umkehr zu spät. Rhodar wird die Armee befehligen und für die Einzelheiten sorgen, aber du mußt sie dazu bringen, dir zu folgen.«
    »Ich hätte keine Ahnung, was ich sagen soll«, protestierte Ce’Nedra.
    »Das wird dir schon einfallen, Kind. Du glaubst doch an das, was wir tun, oder?«
    »Natürlich, aber…«
    »Du hast beschlossen, dies zu tun, Ce’Nedra. Du hast das ganz allein entschieden. Und wo du schon so weit gekommen bist, kannst du den Rest des Weges auch noch gehen.«
    »Bitte, Dame Polgara«, bettelte Ce’Nedra. »Mir wird schlecht, wenn ich in der Öffentlichkeit sprechen muß. Ich werde mich übergeben…«
    »Das passiert hin und wieder«, erwiderte Polgara gelassen. »Pass nur auf, daß es nicht vor aller Augen geschieht.«
    Drei Tage später reisten die Prinzessin, Polgara und der alornische König durch die Stille der arendischen Wälder zu der Ruinenstadt Vo Astur. Ce’Nedra stand kurz vor dem Ausbruch reiner Panik, als sie durch den sonnigen Wald ritt. Trotz all ihrer Argumente war Polgara eisern geblieben. Tränen hatten sie nicht erweichen können, auch Hysterie hatte versagt. Die Prinzessin war zutiefst überzeugt, daß Polgara sie noch zwingen würde, vor die wartende Menge zu treten und die Qualen erleiden zu müssen, die damit verbunden waren, eine Rede zu halten, wenn sie daran sterben sollte. In dem Gefühl völliger Hilflosigkeit ritt sie ihrem Schicksal entgegen.
    Wie Vo Wacune war auch Vo Astur in den dunklen Jahrhunderten des arendischen Bürgerkriegs verwüstet worden. Die zerfallenen Mauern waren mit Moos überwachsen und lagen im Schatten riesiger Bäume, die die Ehre, den Stolz und den Kummer Asturiens zu betrauern schienen. Lelldorin erwartete sie dort. Bei ihm waren etwa fünfzig reichgekleidete junge Adelige, in deren Augen Neugier, gepaart mit leichtem Mißtrauen, stand.
    »Mehr konnte ich in der kurzen Zeit nicht zusammentrommeln, Dame Polgara«, entschuldigte sich Lelldorin, nachdem sie abgestiegen waren. »In der Gegend gibt es noch andere, aber sie sind überzeugt, daß unser Feldzug irgendein mimbratisches Komplott ist.«
    »Diese hier reichen aus, Lelldorin«, antwortete Polgara. »Sie werden weitergeben, was hier geschehen wird.« Sie sah sich in den moosbewachsenen, sonnengesprenkelten Ruinen um. »Ich glaube, dort drüben wäre der richtige Platz.« Sie deutete auf ein Stück einer eingestürzten Mauer. »Komm mit, Ce’Nedra.«
    Die Prinzessin, in ihrer Rüstung, hängte Helm und Schild an den Sattel des weißen Pferdes, das König Cho-Hag ihr aus Algarien mitgebracht hatte, und ging zitternd mit dem geduldigen Tier hinter der Zauberin her.
    »Sie sollen dich ebensogut sehen wie hören können«, erklärte Polgara ihr. »Also kletterst du auf die Mauer und sprichst von dort oben. Der Platz, wo du stehen wirst, liegt jetzt im Schatten, aber wenn du deine Rede beendet hast, wird er voll in der Sonne liegen. Ich glaube, das gibt eine gute Wirkung.«
    Ce’Nedra sank der

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