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Turm der Hexer

Turm der Hexer

Titel: Turm der Hexer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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ging sie, leise vor sich hin summend, davon.
    Nachdem Relg sein Läuterungsritual über dem toten Murgo beendet hatte, bestiegen sie wieder die Pferde und ritten weiter. Die Mondsichel stand jetzt hoch am kalten Nachthimmel und warf ihr blasses Licht auf den schwarzen Sand. Garion sah ständig nach allen Seiten, um mögliche lauernde Gefahren rechtzeitig zu erkennen. Hin und wieder warf er einen Blick auf Tante Pol und wünschte sich, daß sie nicht so völlig von ihm abgeschnitten wäre, aber sie schien vollkommen davon in Anspruch genommen, ihren Schutzschild aus Willenskraft aufrechtzuerhalten. Sie hielt Botschaft beim Reiten dicht an sich gedrückt, und ihre Augen blickten distanziert und undurchdringlich. Garion sah hoffnungsvoll zu Belgarath hinüber. Der alte Mann wachte zwar von Zeit zu Zeit aus seinem Halbschlaf auf, schien seine Umgebung aber kaum wahrzunehmen. Garion seufzte, und seine Augen nahmen ihre sorgfältige Prüfung des Geländes wieder auf. Sie ritten den Rest der Nacht durch die klirrende Kälte unter dem blassen Mondlicht, während die Sterne über ihnen wie Eiskristalle funkelten.
    Plötzlich hörte Garion ein Dröhnen in seinem Geist ein Geräusch mit einem merkwürdigen Echo –, und der Kraftschild um Tante Pol schimmerte in einem häßlichen Orangerot. Er konzentrierte seinen Willen und sprach ein Wort, das er mit einer Geste begleitete. Er hatte keine Ahnung, welches Wort er gebrauchte, aber es schien zu wirken. Wie ein Pferd, das durch eine Vogelschar trampelt, schmetterte sein Wille den gemeinschaftlichen Angriff auf Tante Pol und das Kind zurück. An diesem Angriff war mehr als nur ein Geist beteiligt das hatte er gespürt –, aber es schien keinen Unterschied zu machen. Er fühlte ein kurzes Aufflackern von Ärger, ja sogar Furcht, als die vereinten Willenskräfte von Tante Pols Angreifern zerbrachen und vor ihm flohen.
    »Nicht schlecht«, stellte die Stimme in seinem Geist fest. »Vielleicht etwas plump, aber gar nicht schlecht.«
    »Ich habe das zum erstenmal gemacht«, antwortete Garion. »Mit mehr Übung werde ich auch besser.«
    »Sei da nicht zu sicher«, riet ihm die Stimme trocken, dann war sie verschwunden.
    Er wurde stärker, daran gab es keinen Zweifel. Die Leichtigkeit, mit der er die vereinten Willenskräfte der Gruppe von Grolims gesprengt hatte, erstaunte ihn. Er begann allmählich zu verstehen, was Tante Pol und Belgarath meinten, wenn sie von ›Talent‹ sprachen. Es schien eine gewisse Größenordnung zu geben, eine Grenze, die die meisten Zauberer nicht überschreiten konnten. Garion erkannte verwundert, daß er bereits stärker war als Männer, die diese Kunst seit Jahrhunderten pflegten, und das, obwohl er doch gerade nur die Anfänge eines Talents entdeckte. Die Vorstellung von dem, was er eines Tages vielleicht in der Lage war zu tun, war mehr als nur ein wenig erschreckend.
    Andererseits machte es ihn auch sicherer. Er richtete sich im Sattel auf und nahm eine etwas zuversichtlichere Haltung ein. Vielleicht war Führerschaft alles in allem doch nicht so schlecht. Wenn man erst einmal wußte, was man zu tun hatte, dann war es gar nicht mehr so schwer.
    Der nächste Angriff kam, als der östliche Horizont hinter ihnen langsam heller wurde. Tante Pol, ihr Pferd und der kleine Junge schienen zu verschwinden, von absoluter Schwärze verschluckt zu werden. Garion schlug sofort zurück und fügte noch eine boshafte Veränderung hinzu einen stechenden Hieb auf die vereinten Geisteskräfte, die den Angriff geführt hatten. Warme Selbstzufriedenheit durchströmte ihn bei der Überraschung und dem Schmerz in den Gedanken, die vor seinem raschen Gegenschlag zurückwichen. Er erhaschte einen kurzen Ausblick nur einen Moment auf neun sehr alte Männer in schwarzen Gewändern, die irgendwo um einen Tisch herumsaßen. In einer der Wände des Raumes befand sich ein großer Spalt, und ein Teil der Decke war bei dem Erdbeben eingestürzt, das Rak Cthol erschüttert hatte. Acht der bösen alten Männer sahen überrascht und erschreckt aus, der neunte war in Ohnmacht gefallen. Die Finsternis, die Tante Pol umgeben hatte, war verschwunden.
    »Was tun sie?« fragte Silk.
    »Sie versuchen, Tante Pols Schild zu durchbrechen«, erklärte Garion.
    »Ich habe ihnen etwas zum Nachdenken gegeben.« Er war ein bißchen stolz auf sich.
    Silk sah ihn an, seine Augen verengten sich listig. »Übertreibe nicht, Garion«, rief er.
    »Jemand muß doch etwas tun«, protestierte Garion.
    »Darauf

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