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Turm der Hexer

Turm der Hexer

Titel: Turm der Hexer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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läuft es im allgemeinen hinaus. Ich sage ja nur, daß du den Blick fürs rechte Maß nicht verlieren sollst.«
    Die zerklüftete Bergwand am Westrand der Öde war deutlich sichtbar, als das Tageslicht allmählich über den Himmel im Osten kroch.
    »Wie weit ist es deiner Ansicht nach noch?« erkundigte sich Garion bei Durnik.
    Der Schmied spähte zu den vor ihnen liegenden Bergen hinüber.
    »Mindestens noch fünfzehn Meilen«, schätzte er. »Bei diesem Licht können Entfernungen leicht täuschen.«
    »Nun?« fragte Barak. »Suchen wir uns einen geschützten Platz für den Tag, oder reiten wir gleich weiter?«
    Garion dachte nach. »Werden wir die Richtung wechseln, sobald wir in den Bergen sind?« fragte er Mandorallen.
    »Mir scheint, es sei eher angebracht, unsere gegenwärtige Richtung noch ein Weilchen beizubehalten«, antwortete der Ritter nachdenklich.
    »Eine natürliche Grenze wie jene, die vor uns liegt, mag eine mehr als nur oberflächliche Spurensuche herausfordern.«
    »Das ist eine gute Überlegung«, gab Silk ihm recht.
    Garion kratzte sich an der Wange und stellte dabei fest, daß sein Bart wieder gesprossen war. »Vielleicht sollten wir dann hier haltmachen«, schlug er vor. »Wenn die Sonne untergeht, reiten wir ein Stück in die Berge und ruhen dann. Wenn morgen früh die Sonne aufgeht, ändern wir unsere Richtung. So haben wir Licht genug, um sehen zu können, ob wir irgendwelche Spuren hinterlassen, und sie notfalls zu verwischen.«
    »Klingt vernünftig«, meinte Barak anerkennend.
    »Dann wollen wir es so machen«, entschied Garion.
    Sie suchten sich wieder einen Hügelkamm und eine kleine Schlucht, die sie mit ihrer Zeltleinwand tarnten. Obwohl er müde war, konnte Garion sich nicht einfach dem Schlaf überlassen. Nicht nur, daß die Sorge der Führerschaft schwer auf ihm lastete, er hatte auch Befürchtungen, daß die Hierarchen wieder angreifen würden, sobald er einschlief. Als die anderen ihre Decken ausrollten, wanderte er ziellos umher und blieb dann vor Tante Pol stehen, die sich mit dem Rücken gegen einen großen Felsen gesetzt hatte, das schlafende Kind auf dem Schoß, und die doch hinter ihrem schimmernden Schutzschild so weit entfernt war wie der Mond. Garion seufzte und ging zum Eingang der Schlucht, wo Durnik nach den Pferden sah. Ihm war eingefallen, daß ihrer aller Leben von der Gesundheit ihrer Pferde abhing, und das bereitete ihm zusätzliche Sorgen.
    »Wie geht es ihnen?« fragte er Durnik.
    »Sie halten sich recht gut«, antwortete Durnik. »Aber sie haben einen langen Weg hinter sich, und bei einigen macht sich das bemerkbar.«
    »Können wir etwas für sie tun?«
    »Eine Woche Ruhe auf einer guten Weide könnten sie gut gebrauchen«, antwortete Durnik mit einem müden Lächeln.
    Garion lachte. »Ich glaube, das könnten wir alle gebrauchen.«
    »Du bist wirklich groß geworden, Garion«, stellte Durnik fest, während er den Hinterhuf eines Pferdes hochhob, um ihn auf Druckstellen und Risse zu untersuchen.
    Garion betrachtete seinen Arm, dessen Handgelenke einige Zentimeter weit aus dem Ärmel ragten. »Die meisten Sachen passen mir noch ganz gut.«
    »So habe ich es nicht gemeint.« Durnik zögerte. »Wie ist es, Garion? Dinge tun zu können, so wie du es kannst?«
    »Es macht mir Angst, Durnik«, gestand er leise. »Ich habe mir nichts davon gewünscht, aber ich hatte keine Wahl.«
    »Du darfst nicht zulassen, daß es dir Angst macht, weißt du«, sagte Durnik und setzte vorsichtig den Huf wieder ab. »Wenn es ein Teil von dir ist, ist es ein Teil von dir wie deine Größe oder deine Haarfarbe.«
    »Es ist nicht ganz dasselbe, Durnik. Groß zu sein oder blonde Haare zu haben tut niemandem weh. Das andere kann weh tun.«
    Durnik blickte auf die langen Schatten des Hügels, die sich in der aufgehenden Sonne abzeichneten. »Du mußt eben lernen, vorsichtig damit umzugehen, das ist alles. Als ich etwa in deinem Alter war, stellte ich fest, daß ich viel stärker war als die meisten anderen jungen Männer in unserem Dorf vielleicht, weil ich in der Schmiede arbeite. Ich wollte niemandem weh tun, also habe ich nie mit meinen Freunden gerungen. Einer von ihnen hielt mich deswegen für einen Feigling und stieß mich ein halbes Jahr lang herum, bis ich schließlich die Geduld verlor.«
    »Hast du mit ihm gekämpft?«
    Durnik nickte. »Es war eigentlich kein richtiger Kampf. Nachdem es vorbei war, erkannte er, daß ich doch kein Feigling war. Wir wurden sogar wieder gute

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