Turm der Hexer
andere nicht mit seiner Hilfe, wenn man nicht gebeten wird. Das ist sehr schlechtes Benehmen, Garion.«
»Da kommt wieder ein Stein«, informierte Garion ihn höflich. »Willst du ihn nehmen oder soll ich?«
»Werde nicht schnippisch, junger Mann«, sagte Belgarath, drehte sich um und schoß den herannahenden Stein aus der Schlucht hinaus.
Zusammen kletterten sie weiter und wechselten sich dabei mit den Steinen ab, die die Murgos in die Schlucht rollten. Garion stellte fest, daß es mit jedem Mal leichter wurde, aber Belgarath war schweißgebadet, bevor sie unten waren. Garion überlegte, ob er noch einmal versuchen sollte, seinen Großvater zu unterstützen, fing aber einen derart wütenden Blick von dem alten Zauberer auf, als er begann, seinen Willen zu sammeln, daß er die Idee rasch wieder aufgab.
»Ich habe mich schon gefragt, wo du geblieben bist«, sagte Tante Pol zu Garion, als die beiden über die Felsen am Ausgang der Schlucht kletterten und sich zu den anderen gesellten. Sie betrachtete Belgarath prüfend. »Alles in Ordnung?«
»Mir geht es gut«, fuhr er sie an. »Ich hatte ja diese prächtige Hilfe ungebeten natürlich.« Er funkelte Garion zornig an.
»Wenn wir etwas Zeit haben, müssen wir dir ein paar Lektionen erteilen, wie man den Lärm beherrscht«, bemerkte sie. »Es hört sich an wie ein Donnerschlag.«
»Das ist noch nicht alles, was er lernen muß zu beherrschen.« Aus irgendeinem Grund benahm der alte Mann sich, als wäre er tödlich beleidigt worden.
»Was jetzt?« fragte Barak. »Sollen wir Signalfeuer entzünden und hier auf Hettar und Cho-Hag warten?«
»Hier ist kein guter Platz, Barak«, sagte Silk. »Halb Murgoland wird in Kürze die Schlucht herunterklettern.«
»Der Durchgang ist nicht breit, Prinz Kheldar«, meinte Mandorallen.
»Graf Barak und ich könnten ihn eine Woche oder länger halten, wenn es die Not erfordern sollte.«
»Du wirst schon wieder rückfällig, Mandorallen«, sagte Barak.
»Außerdem würden sie einfach Steine auf euch rollen«, gab Silk zu bedenken. »Und bald werden sie große Felsen über die Kante rollen. Wir müssen möglichst ein Stück weit auf die Ebene hinaus, um nicht getroffen zu werden.«
Durnik starrte nachdenklich auf den Ausgang der Schlucht. »Wir müßten irgend etwas da hinaufschicken, um sie aufzuhalten«, grübelte er. »Wir wollen sie ja nicht direkt auf den Fersen haben.«
»Es ist etwas mühsam, Felsen bergauf zu rollen«, sagte Barak.
»Ich dachte auch nicht an Felsen«, erwiderte Durnik. »Wir brauchen etwas viel Leichteres.«
»Was zum Beispiel?« fragte Silk den Schmied.
»Rauch wäre gut«, antwortete Durnik. »Die Schlucht müßte eigentlich ziehen wie ein Kamin. Wenn wir ein Feuer machten und das ganze Ding mit Rauch füllten, könnte niemand herunterkommen, bis das Feuer ausgeht.«
Silk grinste breit. »Durnik«, sagte er, »du bist ein Goldstück.«
5
A m Fuß des Kliffs wuchsen vereinzelte Büsche, Sträucher und Brombeeren, und sie schwärmten rasch mit ihren Schwertern aus, um Holz für ein Feuer zu sammeln. »Beeilt euch«, rief Belgarath ihnen zu, als sie noch bei der Arbeit waren. »Ungefähr ein Dutzend Murgos sind schon halbwegs unten.«
Durnik, der trockene Zweige und zersplitterte Stämme gesammelt hatte, eilte zum Ausgang der Schlucht zurück, kniete nieder und begann, von seinem Feuerstein Funken auf den Zunder zu schlagen, den er immer bei sich trug. In kurzer Zeit hatte er ein kleines Feuer in Gang, dessen orangerote Flammen an den verwitterten grauen Zweigen emporleckten. Behutsam legte er größere Stücke nach, bis sein Feuer eine ansehnliche Größe hatte.
Dann häufte er Brombeergestrüpp und Dornbüsche darauf und beobachtete kritisch die Richtung, die der Rauch nahm. Die Büsche zischten und schwelten zuerst launisch, und eine große Rauchwolke waberte erst hier-, dann dorthin, bis sie schließlich gleichmäßig durch die Schlucht abzog. Durnik nickte zufrieden. »Genau wie ein Kamin«, stellte er fest. Von hoch oben erklangen alarmierte Schreie und ein vielstimmiges Husten und Keuchen.
»Wie lange kann man Rauch einatmen, bis man erstickt?« fragte Silk.
»Nicht sehr lange«, meinte Durnik.
»Das glaube ich auch.«
»Der Rauch wird sie etwas aufhalten, aber ich denke, es ist Zeit, daß wir weiterkommen«, sagte Belgarath, in die wolkenverhangene Sonne blinzelnd, die im Westen tief über dem Horizont stand. »Wir gehen noch ein Stück am Rand der Klippe entlang und galoppieren dann
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