Turm der Hexer
Stimme war vibrierend, musikalisch.
»Ich bin entzückt, wirklich«, antwortete Ce’Nedra mit kühler Überlegenheit. Obwohl jeder Nerv ihres Körpers danach schrie, über die verhaßte Rivalin herzufallen, hielt sie sich aufrecht und schwieg. Jeder Ausbruch, selbst das geringste Anzeichen von Geringschätzung in ihrer Stimme oder auf ihrem Gesicht würde den Sieg dieser Adara vollständig machen. Ce’Nedra war zu sehr Prinzessin zu sehr Frau –, um diese letzte Niederlage zuzulassen. Auch wenn ihr Schmerz so wirklich war, als würde sie gefoltert, stand sie hochaufgerichtet, gepanzert mit aller kaiserlichen Majestät, die sie aufbringen konnte. Im Geiste begann sie sich ihre ganzen Titel wieder und wieder aufzuzählen, stählte sich daran, erinnerte sich grimmig daran, wer sie war. Eine kaiserliche Prinzessin weinte nicht. Die Tochter Ran Borunes heulte nicht. Die Blume Tolnedras würde niemals in Kummer verfallen, weil ein einfacher Küchenjunge sich entschieden hatte, eine andere zu lieben.
»Verzeihung, Dame Polgara«, sagte sie, eine zitternde Hand auf die Stirn pressend, »aber plötzlich habe ich schlimme Kopfschmerzen. Wollt ihr mich bitte entschuldigen?« Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte sie sich um und ging langsam auf das Haus des Gorims zu. Sie blieb nur einmal vor Garion stehen. »Ich hoffe, daß du sehr glücklich wirst«, log sie ihn an.
Er sah sie verwundert an.
Er war zu weit gegangen. Es war absolut notwendig gewesen, ihre Gefühle vor Adara zu verbergen, aber das hier war Garion, und sie wollte ihn genau wissen lassen, wie sie sich fühlte. »Ich hasse dich, Garion«, zischte sie, »und ich will dich nie wieder sehen.«
Er blinzelte.
»Du kannst dir nicht vorstellen, wie ich deinen bloßen Anblick verabscheue«, setzte sie hinzu. Damit ging sie weiter auf das Haus zu, den Rücken gerade, den Kopf hoch erhoben.
Sobald sie drinnen war, flüchtete sie in ihr Zimmer, warf sich auf das Bett und weinte bitterlich.
Sie hörte leichte Schritte bei der Tür, dann war die Dame Polgara da. »Na schön, Ce’Nedra«, sagte sie, »was soll das alles?« Sie setzte sich auf die Bettkante und legte der schluchzenden kleinen Prinzessin die Hand auf die Schulter.
»Oh, Polgara«, jammerte Ce’Nedra, sich plötzlich in Polgaras Arme werfend. »I-ich h-habe ihn verloren. Er liebt s-sie.«
»Wer, Liebes?« fragte Polgara ruhig.
»Garion. Er liebt diese Adara, und er weiß nicht einmal mehr, daß es mich noch gibt.«
»Du dumme kleine Gans«, schimpfte Polgara sanft.
»Er liebt sie doch, oder?«
»Natürlich, Liebes.«
»Ich wußte es ja«, heulte Ce’Nedra und brach in einen erneuten Tränenstrom aus.
»Es ist für ihn nur natürlich, sie zu lieben«, fuhr Polgara fort.
»Schließlich ist sie seine Cousine.«
»Seine Cousine?« Ce’Nedra hob ihr tränenüberströmtes Gesicht.
»Die Tochter der Schwester seiner Mutter«, erklärte Polgara. »Du wußtest doch, daß Garions Mutter Algarierin war, nicht wahr?«
Ce’Nedra schüttelte stumm den Kopf.
»Und deswegen das ganze Theater?«
Ce’Nedra nickte. Sie hatte plötzlich aufgehört zu weinen.
Polgara zog ein Taschentuch aus dem Ärmel und reichte es dem Mädchen. »Putz dir die Nase, Kind«, befahl sie. »Schnief nicht so. Das ist sehr unschön.«
Ce’Nedra putzte sich die Nase.
»So hast du es dir also endlich eingestanden«, stellte Polgara fest.
»Ich habe mich schon gefragt, wie lange es noch dauern würde.«
»Was eingestanden?«
Polgara warf ihr einen langen, durchdringenden Blick zu, und Ce’Nedra errötete langsam und schlug die Augen nieder. »Schon besser«, sagte Polgara. »Du brauchst nicht zu versuchen, vor mir etwas zu verbergen, Ce’Nedra. Du weißt, daß es keinen Zweck hat, und es macht die Dinge für dich nur noch schwieriger.«
Ce’Nedras Augen waren groß geworden, als ihr die volle Bedeutung ihres stillschweigenden Eingeständnisses klar wurde. »Es ist nicht möglich«, stammelte sie entsetzt. »Das kann nicht sein.«
»Wie mein Vater so gern sagt, fast alles ist möglich«, erwiderte Polgara.
»Was soll ich tun?«
»Zuerst solltest du dir das Gesicht waschen«, meinte Polgara. »Manche Mädchen können weinen, ohne daß es sie häßlich macht, aber du hast nicht die richtige Gesichtsfarbe dafür. Du siehst zum Fürchten aus. Ich rate dir, nie in der Öffentlichkeit zu weinen, wenn es sich vermeiden läßt.«
»Das habe ich nicht gemeint«, sagte Ce’Nedra. »Was soll ich wegen Garion tun?«
»Ich
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