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Turm der Hexer

Turm der Hexer

Titel: Turm der Hexer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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sie das Ergebnis ihrer Bemühungen und war zufrieden.
    Dann war da noch das Problem mit ihrem Haar. Die lose, lockere Art, wie sie es immer getragen hatte, ging keinesfalls an. Es mußte hochgesteckt werden, in vielen weichen Locken hoch auf dem Kopf, und dann elegant über eine Schulter herabfließen, um jenen Farbtupfer auf das jungfräuliche Weiß ihres Mieders zu setzen, der dem Ganzen den letzten Schliff gab. Sie arbeitete daran, bis ihre Arme vom langen Hochhalten schmerzten. Als sie fertig war, studierte sie den Gesamteindruck von Kleid und Frisur und dem angemessenen zurückhaltend königlichen Gesichtsausdruck. Nicht schlecht, gratulierte sie sich. Garion würden die Augen ausfallen, wenn er sie sah. Die kleine Prinzessin triumphierte.
    Als der Tag schließlich kam, saß Ce’Nedra, die kaum geschlafen hatte, nervös mit dem Gorim in dessen ihr mittlerweile vertrauten Arbeitszimmer. Er las in einer langen Schriftrolle, die er mit der einen Hand am oberen Ende ab und mit der anderen Hand am unteren Ende zusammenrollte. Während er las, zappelte die Prinzessin unruhig herum und kaute geistesabwesend auf einer Haarsträhne.
    »Du scheinst heute unruhig zu sein, Kind«, bemerkte er.
    »Es ist nur, weil ich ihn so lange nicht gesehen habe«, beeilte sie sich zu erklären. »Sehe ich auch wirklich ordentlich aus?« Sie hatte ihm diese Frage schon wenigstens sechs oder achtmal an diesem Morgen gestellt.
    »Du bist wunderschön, Kind«, versicherte er ihr nochmals. Sie strahlte ihn an.
    Ein Diener betrat das Arbeitszimmer des Gorims. »Deine Gäste sind eingetroffen, Heiliger«, sagte er mit einer respektvollen Verbeugung.
    Ce’Nedras Herz begann zu pochen.
    »Sollen wir hinausgehen und sie begrüßen, Kind?« schlug der Gorim vor und legte seine Schriftrolle beiseite.
    Ce’Nedra widerstand dem Impuls aufzuspringen und aus dem Zimmer zu rennen. Eisern hielt sie sich unter Kontrolle und ging langsam neben dem Gorim her, wobei sie im Geiste ständig wiederholte: »Würde, Reserviertheit, kaiserliche Zurückhaltung.«
    Ihre Freunde waren von Reisestaub bedeckt und sahen müde aus, als sie die Höhle des Gorims betraten, und es waren Fremde bei ihnen, die Ce’Nedra nicht kannte. Ihre Augen suchten jedoch nur nach einem Gesicht.
    Er sah älter aus, als sie es in Erinnerung hatte. Sein Gesicht, das immer schon ernst gewesen war, trug jetzt einen nachdenklichen Ausdruck, der früher nicht dagewesen war. Offensichtlich hatte er einiges erlebt, während er fort war, wichtige Dinge, und die Prinzessin fühlte einen kleinen Stich bei dem Gedanken, daß sie von so wichtigen Ereignissen in seinem Leben ausgeschlossen gewesen war.
    Und dann wurde ihr kalt ums Herz. Wer war dieses lange Mädchen an seiner Seite? Warum zeigte er dieser großen Kuh gegenüber solche Achtung? Ce’Nedra biß die Zähne zusammen, während sie über das stille Wasser des Sees hinweg den treulosen jungen Mann anstarrte. Sie hatte gewußt, daß so etwas passieren würde. Im ersten Moment, wo sie ihn nicht mehr unter den Augen hatte, mußte er Hals über Kopf in die Arme des erstbesten Mädchens stolpern. Wie konnte er nur? Wie konnte er nur?
    Als die Gruppe den Steg über den See überquerte, verspürte Ce’Nedra einen weiteren Stich im Herz. Das große Mädchen war schön. Ihr dunkles Haar schimmerte, und ihre Züge waren vollkommen. Verzweifelt suchte Ce’Nedra nach einem Makel, einem Fehler. Und wie das Mädchen sich bewegte! Sie ging mit solch fließender Anmut, daß Ce’Nedra Tränen der Verzweiflung in die Augen schossen.
    Die Begrüßung und Vorstellung nahm die Prinzessin nur als unzusammenhängendes Geplapper wahr. Geistesabwesend knickste sie vor dem König von Algarien und seiner schönen Königin. Höflich begrüßte sie die lasziv schöne Frau Taiba hieß sie –, die die Dame Polgara ihr vorstellte. Der Moment, den sie fürchtete, näherte sich, und es gab keine Möglichkeit, ihn zu umgehen.
    »Und das ist Adara«, sagte Polgara, auf das schöne Wesen an Garions Seite deutend. Ce’Nedra hätte am liebsten geweint. Das war nicht gerecht! Selbst der Name des Mädchens war schön. Hätte nicht er wenigstens häßlich sein können?
    »Adara«, fuhr Polgara fort, die Augen gespannt auf Ce’Nedras Gesicht gerichtet, »dies ist ihre Kaiserliche Hoheit, Prinzessin Ce’Nedra.«
    Adara knickste mit einer Anmut, die Ce’Nedra wie ein Stich traf. »Ich habe mich so darauf gefreut, Eure Hoheit kennenzulernen«, sagte das große Mädchen. Ihre

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