Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Turm-Fraeulein

Titel: Turm-Fraeulein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
unschuldige Ding vor Fremden gewarnt! »Aber ich bin von ganz weit hierher gekommen, um mich mit dir zu unterhalten!« rief Grundy.
    »Nein, die Süße Mutter ist da sehr streng. Keine Fremden!« Nun hörte es sich an, als würde das Fenster wieder geschlossen.
    Grundy dachte verzweifelt nach. »Ich bin gar kein richtiger Fremder!« rief er. »Ich komme von Ivy!«
    »Von Ivy!« Das Fenster ging wieder auf. »Von meiner Brieffreundin?«
    »Ja, von eben der! Ich bin hier in ihrem Auftrag auf einer Queste, und ich muß unbedingt mit dir reden! Es ist sehr wichtig!«
    Sie zögerte. »Nun, einen Augenblick lang vielleicht…«
    »Aber ich weiß nicht, wie ich hineinkommen soll«, rief Grundy. »Ich kann die Tür nicht finden.«
    Oben erscholl glockenhelles Gelächter. »Dummerchen! Es gibt hier gar keine Tür! Elfenbeintürme haben keinen Zugang zur wirklichen Welt.«
    »Wie kommt man denn dann jemals hinein?«
    »Einen Augenblick. Laß mich eben mein Haar lösen.«
    »Rapunzel, das ist jetzt nicht die Zeit, dich um deine Frisur zu kümmern!« rief Grundy.
    Wieder erklang dieses glockenhelle Lachen. Sie schien eine fröhliche Seele zu sein. »Das mache ich doch nur für dich. So kommt die Süße Mutter auch immer hinauf!«
    Dann fiel ein Strick herab, was sie beide erschreckte. Grundy griff danach und stellte fest, daß er aus feinen seidenen Strängen bestand. Das war Rapunzels Haar!
    Er starrte zum Turm empor.
    Der schien Dutzende von Metern hoch zu sein, und das Haar führte bis zur Spitze. Was sie doch für erstaunliche Zöpfe besaß! Dann machte sich Snorty ans Werk. Jetzt hatte er ja genügend Halt, so daß er emporklettern konnte. Grundy saß auf, und gemeinsam rannten sie förmlich die steile Außenmauer des Turms hinauf. Wenige Minuten später befanden sie sich nahe der Spitze.
    Erst jetzt fiel es Grundy ein, daß Snortys Anblick das Mädchen möglicherweise erschrecken könnte. Schließlich war Snorty ja das Ungeheuer Unterm Bett, eine Gestalt des Grauens für die meisten jungen Leute. »Schließ die Augen, während wir reinkommen!« rief er.
    »Meine Augen schließen?« fragte sie verwundert. »Aber…«
    Wie sollte er es ihr erklären? Doch dann wurde ihm ein weiteres Problem klar. Ihr Zimmer war beleuchtet; Snorty konnte dort nicht hinein. »Oder, noch besser, mach das Licht aus«, sagte er. »Es… es blendet mich…«
    »Ach so.« Einen Augenblick später ging das Licht aus. Offensichtlich stand ihre Lampe in Reichweite.
    Snorty krabbelte in der Dunkelheit durchs Fenster. Das gelöschte Licht hatte beide Probleme sehr elegant gelöst!
    Doch als sie erst einmal drinnen waren, wollte Rapunzel das Licht wieder anmachen. »Wenn ich es ganz klein stelle, können deine Augen sich in Ruhe daran gewöhnen«, meinte sie ganz vernünftig.
    »Warte!« rief Grundy. »Ich bin nämlich gar nicht allein gekommen. Mein Freund – na ja, er verträgt kein Licht.«
    »Dein Freund?« fragte sie. »Wer ist denn das?«
    »Er ist bekannt als das… na ja, jedenfalls lebt er unter dem Bett.«
    »Unter meinem Bett lebt aber niemand«, wandte sie ein.
    »Unter Ivys Bett«, erklärte Grundy etwas zögernd. »Er… er hat mich hierher befördert. Er kann besser klettern als ich, weil er mehr Hände hat.«
    »Ivys Bett?«
    »Sie ist ein Kind, und alle Kinder haben… Dinge unter ihrem Bett.«
    »Ach so, du meinst wohl Snorty!« rief Rapunzel. »Jetzt erinnere ich mich, sie hat ihn mal erwähnt.«
    »Aber er kann nicht ins Licht hinauskommen, und wir konnten das Bett nicht auch noch heraufbringen, deshalb…«
    »Er kann sich mein Bett ausleihen«, meinte sie voller aufrichtiger Warmherzigkeit. »Ich wollte schon immer mal ein Ungeheuer Unterm Bett haben!«
    »Ich weiß nicht…«, sagte Grundy. »Ich glaube, er kann nur unter Ivys Bett leben.«
    »Unsinn. Ich bin schließlich ihre Brieffreundin. Damit ist mein Bett genauso gut wie ihres.« Sie bewegte sich in der Dunkelheit umher. »Wo bist du, Snorty? Laß mich dir mein Bett zeigen.«
    »Ich glaube nicht…« sagte Snorty zu Grundy in Monstersprache.
    »Also ich werde ganz schrecklich traurig sein, wenn du mein Bett nicht ausprobierst«, sagte Rapunzel und begann schrecklich traurig zu klingen. »Ich habe noch nie ein Ungeheuer Unterm Bett gehabt, nicht einmal zu Besuch. Die Süße Mutter hat es nie erlaubt. Was soll ich denn nun tun, wenn du dich weigerst?«
    »Versuch es wenigstens, Snorty«, brummte Grundy, der ziemlich verlegen war. Mit einer derartigen Diskussion hatte er nun

Weitere Kostenlose Bücher