Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Turm-Fraeulein

Titel: Turm-Fraeulein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
»Giftnudel« verraten. Die Damsell hielt es wahrscheinlich für eine respektvolle Anrede, und die Vettel wagte nicht, etwas anderes anzudeuten…
    Dann lächelte die alte Frau, als müßte sie erst Haken einschlagen, um ihren grimmigen Mund weit genug zu strecken. »Aber natürlich, Golem. Bin gleich zurück.« Sie schlurfte hinüber zur Küche.
    »Sagt die Süße Mutter immer die Wahrheit zu dir?« fragte Grundy in dem Augenblick, den er auf diese Weise herausgeschunden hatte. Er wußte, daß die Vettel lauschte und daß sie sofort zurückgerannt käme, wenn er versuchte, die Damsell aufzuklären.
    »Immer«, sagte Rapunzel.
    »Wenn du also jemals feststellen solltest, daß sie dich in irgendeinem Punkt täuscht…«
    »Hier ist dein Essen«, sagte die Vettel, die bereits zurückgekehrt war. Sie hatte einen Brocken Brot dabei, der fast so groß war wie Grundy selbst.
    »Das ist ja großartig, alte Schachtel«, sagte er lächelnd. »Leg's einfach dorthin.« Er zeigte ans Fußende des Bettes.
    Doch die Vettel kam mit dem Brot direkt auf ihn zu. »Ich weiß, daß es dir guttun wird«, sagte sie zischend mit zusammengepreßten Zähnen.
    »Aufgepaßt, Snorty«, murmelte er leise.
    Plötzlich ließ die Vettel das Brot fallen und griff nach Grundy. »Hach, hab ich dich erwischt, du kleiner Haufen Dreck«, rief sie.
    »Was hast du mit mir vor, du verwachsene Schnepfe?« fragte Grundy lauthals.
    »Ich werde dir deinen dummen, frechen Hals umdrehen, Golem!« sagte sie.
    »Aber du hast doch versprochen, mich in Ruhe zu lassen, du Rotzgesicht!«
    »Und du warst so blöd, mir zu glauben, du Dummkopf aus Lumpen und Knochen!« rief sie zurück.
    »Aber das bedeutet, daß du dein Wort gebrochen hast, Zwetschgenarsch!« sagte er und tat schockiert.
    »Oh!« rief Rapunzel in mädchenhaftem Entsetzen.
    Die Vettel warf ihr einen Blick zu. »Ach, herrje!« knurrte sie. »Na ja, die werde ich schon wieder hinkriegen, nachdem ich dich beseitigt habe. Sie hört immer auf mich, wenn niemand anders da ist.« Und dann packte sie Grundys Kopf und begann daran zu drehen.
    »Jetzt, Snorty!« kreischte er.
    Eine riesige haarige Hand schoß unter dem Bett hervor, packte den dürren Fußknöchel der Vettel und riß daran.
    Die Vettel stieß einen wahrhaft schrillen Hexenschrei aus und ließ Grundy fallen. Gleichzeitig war ein angewidertes Grunzen zu hören: Das kam von Snorty, der damit die erbärmliche Qualität des Knöchels quittierte, nach dem er hatte grabschen müssen.
    Grundy war vorbereitet. Anstatt zu fallen, klammerte er sich an die Hand der Hexe, krabbelte auf ihren Arm und hinauf auf ihre Schulter. Dort, in ihrer Kopfbedeckung steckte die riesige Haarnadel, die er zuvor schon erspäht hatte. Während sie noch mit den Armen ruderte und versuchte, ihr Gleichgewicht zu halten, ergriff er den runden Knopf am Ende der Nadel und riß das Stück Stahl aus dem Hut. Schon hatte er ein prächtiges Schwert zur Verfügung.
    Endlich gelang es der Vettel, ihren Fuß aus Snortys Griff zu befreien. Grundy sprang aufs Bett hinab, wobei er angriffsbereit seine Waffe emporhielt. Zwar machte er einige Hopser wie auf einem mundanischen Trampolin, konnte sein Gleichgewicht jedoch halten.
    »Was hat denn dieses Ungeheuer unter dem Bett zu suchen?« kreischte die Vettel.
    Grundy kletterte vom Bett und schoß zu Rapunzel hinüber. »Bist du jetzt zufrieden?« rief er ihr zu. »Du hast doch gesehen, wie sie ihr Versprechen gebrochen hat!«
    »Hier muß irgendein Mißverständnis vorliegen«, hauchte Rapunzel völlig aufgelöst. »Sie hat es doch bestimmt nicht so gemeint…«
    »He, alter Schleimbeutel«, schrie Grundy der Vettel zu. »Was wirst du mit mir machen, wenn du mich wieder gefangen hast?«
    »Ich werde dir den frechen kleinen Kopf abbeißen und ihn in die See spucken, Golem!« erwiderte sie. »Und danach hacke ich dieses Bettungeheuer in Stücke und koche es im Topf.«
    »Alles andere als ein Mißverständnis, wie du siehst«, meinte Grundy. »Sie ist eine bösartige Frau, die dich die ganze Zeit getäuscht hat. Die alte Hexe macht sich überhaupt nichts aus dir, du interessierst sie nur, bis sie bereit ist, selbst die Gewalt über deinen Körper zu übernehmen.«
    »Nein, nein!« rief Rapunzel, völlig schockiert. »Das kann doch nicht wahr sein!«
    »He, olle Gammeltöle, wie alt bist du eigentlich?« rief Grundy der Vettel zu. »Stimmt es, daß du erst gestern geboren wurdest?«
    »Ich bin Tausende von Jahren alt!« schrie die Vettel und jagte

Weitere Kostenlose Bücher