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Turm-Fraeulein

Titel: Turm-Fraeulein Kostenlos Bücher Online Lesen
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dezimiert werden, wie auch von allem anderen, was hier vorbeizieht.«
    »Wenn wir ihn mit uns nähmen«, sagte Rapunzel, »wäre das für sie ein sehr großer Verlust.«
    »Aber ich habe es doch versprochen, ihn auf Schloß Roogna zurückzubringen«, sagte Grundy. »Das ist meine Queste, und ich muß sie erfüllen, wenn es mir irgend möglich ist.«
    »Sogar zu einem solchen Preis?« wollte sie wissen.
    »Ich weiß es nicht.« Tatsächlich stand er vor der schwierigsten Entscheidung, die er je zu fällen gehabt hatte. Er konnte seine Queste nicht aufgeben, und doch wäre es falsch gewesen, dieser Gemeinschaft den einzigen Schutz vor den Gefahren ihrer Umgebung zu nehmen.
    Der Abend nahte, und die Faune brachten Obst von den Bäumen, frische Beeren von den Bergen sowie Seekekse aus dem Wasser und bereiteten ein Festmahl vor. Natürlich waren auch die Besucher eingeladen. Das Essen schmeckte sehr gut, doch Grundy blieb nachdenklich. Er wußte noch immer keine vernünftige Lösung. Als die Schatten länger wurden, schlich sich Snorty plötzlich davon. »Dieser Schatten!« rief er in Ungeheuersprache. »Er greift nach mir!«
    »Aber du bist doch ein Schattenwesen«, erinnerte Grundy ihn. »Du lebst doch in der Dunkelheit.«
    »Ich fürchte mich vor dem Dunklen!«
    »Du fürchtest dich vor dem Dunklen?« Grundy war erstaunt. »Was ist denn mit dir los?«
    »Ich weiß es nicht«, gestand das Bettungeheuer. »Aber jetzt liebe ich den Sonnenschein und kann die Dunkelheit nicht ausstehen.«
    »Aber unter deinem Bett ist es doch auch dunkel.«
    »Unter dem Bett!« rief Snorty entsetzt. »Sorge bloß dafür, daß es mich nicht erwischt!«
    »Was ist los?« wollte Rapunzel wissen.
    »Snorty fürchtet sich vor der Dunkelheit und möchte nicht wieder unter sein Bett«, sagte Grundy verblüfft.
    Sie lachte. »Dummköpfchen! Das ist das Umkehrholz.«
    »Natürlich! Wirf den Span Umkehrholz weg«, teilte Grundy dem Ungeheuer mit.
    Snorty tat es und machte plötzlich einen Satz unter das Bett. Er hatte wieder seinen Normalzustand angenommen und konnte das Licht nicht mehr ertragen. Wieder war ein Geheimnis gelöst worden.
    »Ich will mal eben sichergehen, daß er wirklich in Ordnung ist«, bemerkte Rapunzel. Sie schritt zum Bett, kletterte daran hoch und nahm Menschengröße an. Dann ließ sie ihre hübschen Waden herabbaumeln.
    Snorty grabschte danach. Rapunzel stieß einen Schrei aus und riß die Beine fort. »Er ist in Ordnung«, verkündete sie.
    Doch die Nymphen hatten sie beobachtet. »Ooohh, laß mich das auch mal versuchen!« rief eine Oreade. Sie rannte zum Bett, ließ sich daraufplumpsen und baumelte mit den Beinen.
    Natürlich grabschte Snorty. »Iiiiiii!« kreischte die Nymphe glücklich und riß die Beine fort.
    Plötzlich waren alle damit beschäftigt. Der Abend hallte von ihren fröhlichen Schreien, ihrem Gequieke und Gekicher wider. Eine Najade, die an Land weniger geschmeidig und beweglich war als im Wasser, verlor das Gleichgewicht, als sie gepackt wurde, und stürzte unter das Bett. »Hiiiii!« kreischte sie. »Der besteht ja nur aus Händen!« Dann folgte ein Geräusch, das sich verdächtig nach einem Kuß anhörte. Sie kullerte wieder unter dem Bett hervor, rollte ins Wasser, und auf ihrem Gesicht war ein breites Lächeln zu sehen.
    Das Ungeheuer war die Attraktion. Als Grundy zu Stanley hinüberblickte, der scheinbar vor sich hindöste, entdeckte er, daß der Drache eine Spur grüner als sonst aussah. Drei Jahre lang hatte er im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gestanden; nun gab es plötzlich Konkurrenz für ihn.
    Grundy schritt zu dem Drachen hinüber. »Nicht daß es irgendwie von Bedeutung wäre«, sagte er in Drachensprache, »aber auf Schloß Roogna lebt ein kleines Mädchen, das nur für Drachen Augen hat.«
    Stanley seufzte dampfend. »Tatsächlich würde ich gerne wieder auf Schloß Roogna zurückkehren. Aber was wird dann aus diesen netten Faunen und Nymphen?« Darauf wußte Grundy auch keine Antwort. Er kehrte zum Bett zurück, wo die Nymphen langsam genug von ihrem Spaß hatten.
    »Es wird zu dunkel«, erklärte eine von ihnen. »Wir müssen uns schlafenlegen.«
    Wenig später lagen alle Nymphen und Faune in ihren verschiedenen Behausungen. Der schier grenzenlosen Geschäftigkeit des Tages folgte der leichte, erfrischende Schlaf der Nacht. Stanley baute sich vor dem Zugangspfad auf, um etwaige Eindringlinge sofort abfangen zu können, und schlief selbst ein.
    Jordan und Threnodia ließen sich unter

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