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Turm-Fraeulein

Titel: Turm-Fraeulein Kostenlos Bücher Online Lesen
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großen Ast herabhing. Sie blieben stehen, denn der Stock wurde von Wächterbienen umschwärmt. »Ich werde Schwierigkeiten haben, an die Königsbiene in diesem Stock zu kommen!« brummte Grundy.
    »Ich könnte den Baum hinaufklettern und ihn herunterreißen«, schlug Snorty vor.
    »Und dabei hoffnungslos zerstochen werden«, versetzte Grundy. »Das bringt nichts. Ich muß mich hineinschleichen, ihn von innen verschließen und mich dann auf die Suche nach der Bienenkönigin machen. Ich passe dort hinein, du nicht.«
    »Es ist aber gefährlich«, erinnerte Snorty ihn.
    »Bring mich auf den Ast«, sagte Grundy unbeirrt. »Wenn ich dann hineingehuscht bin, springst du hinauf und rammst irgend etwas in die Öffnung hinein. Und dann haust du ab, bevor die Bienen dich erwischen.«
    »Ihr Narren«, sagte eine andere Stimme. »Das funktioniert doch nie.«
    Grundy blickte sich um. Hinter ihm hing eine gewaltige Spinne in einem kreisförmigen Netz, das sich vom Baum bis zum Boden spannte.
    »Du kennst diese Bienen?« fragte Grundy in Spinnensprache.
    »Ich ernähre mich von ihnen«, erklärte die Spinne. »Aber die werden immer gerissener, und inzwischen meiden sie mein Netz, egal, wie sorgfältig ich es verstecke.«
    »Wie sollen wir denn deiner Meinung nach die Sache angehen?« wollte Grundy wissen.
    »Ich habe nicht gesagt, daß ich das weiß«, bemerkte die Spinne. »Ich weiß lediglich, was nicht funktionieren wird.«
    »Das ist auch keine große Hilfe«, meinte Grundy säuerlich.
    »Warum sollte ich euch überhaupt helfen?«
    »Weil es dein Schaden nicht sein soll.«
    »Wieso?«
    »Ich könnte einige Bienen herbeirufen, dann hast du einen richtigen Festschmaus vor dir.«
    Der Spinne lief das Wasser im Maul zusammen. »Ah, vielleicht könnte ich euch doch helfen…«
    »Und wie?«
    »Ich könnte euch etwas Seide geben, mit der kannst du dich zum Eingang des Stocks herablassen.«
    Grundy überlegte. »Das ist den Versuch nicht wert. Ich würde lediglich zerstochen werden, wenn ich dort ankomme.«
    »Ich könnte dir ein Spinnennetz geben, das du über den Eingang spannst, so daß keine Biene mehr hinein oder hinaus kann; mit diesem Zeug kommen sie nicht zurecht. Es verheddert sich nämlich in ihren Flügeln.«
    Grundy zögerte. »Hm, wenn ich drinnen wäre, könnte ich den Eingang damit verschließen. Das klingt nicht schlecht. Aber ich müßte mich trotzdem noch mit den Bienen im Inneren des Stocks herumplagen.«
    »Ich könnte dir ein weiteres Netz geben, das du über die Bienenkönigin werfen könntest, so daß sie hilflos wird, bis du sie mit deinem Schwert getötet hast.«
    »Topp!« rief Grundy.
    So machten sie sich daran, den Plan auszuführen. Die Spinne gab ihm eine Leine, ein Netz für den Eingang und eines zum Werfen. Als Gegenleistung stellte er sich hinter dem großen Netz auf und rief in Bienensprache:
    »Hilfe! Ich bin eine saftige Blume, die vor Pollen schier platzt, und ich habe schon seit Urzeiten keine Biene mehr zu Gesicht bekommen!«
    Sofort summten einige Bienen herbei – und verfingen sich im Netz. Im nächsten Augenblick hatte die Spinne sie auch schon eingefangen und gefesselt.
    Grundy erkannte, daß dies für ihn von Vorteil war, denn je mehr Bienen die Spinne einfing, um so weniger konnten ihn auch angreifen.
    Doch nicht alle Bienen waren herbeigeeilt. Die Krieger schienen zurückzubleiben, weil sie keinen Nektar von Blumen holten. Wie sollte er sie herbeilocken?
    Grundy lächelte. Seine übliche Waffe war auch seine beste. »He, ihr Stinkbienen!« brüllte er. »Ihr könntet einem Eindringling ja nicht einmal etwas tun, wenn eure Schmierflügel davon abhingen!«
    Daraufhin empörten sich einige. Wütend summten sie herbei – und gerieten in die Falle der Spinne.
    Er versuchte es erneut. »Eure Stacheln sind doch sowieso nur die reinsten Dauerlutscher! Ihr seid nichts als nutzlose Drohnen!«
    Einige weitere kamen erzürnt herangeflogen. Doch noch immer bleiben zwei oder drei übrig, die entweder zu dumm oder zu raffiniert waren, um auf ihn zu reagieren.
    Da hatte Grundy einen Geistesblitz. »Hilfe! Ich bin in Gefahr!« kreischte er mit der Stimme einer Bienenkönigin.
    Das war die richtige Taktik. Ohne lange zu zögern, surrten sie herbei – und gerieten ebenfalls in Gefangenschaft.
    »Wir scheinen alle gefaßt zu haben, die im Moment hier herumschwirrten. Bist du zufrieden?« fragte er die Spinne.
    »Durchaus«, bestätigte die Spinne und suchte sich eine saftige Biene, um sie auszusaugen.

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