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Turm-Fraeulein

Titel: Turm-Fraeulein Kostenlos Bücher Online Lesen
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groß wie Grundy, und sie besaßen fürchterliche Stacheln. Sie verteilten sich und attackierten die glücklosen Faune und Nymphen im Sturzflug. Die Angegriffenen schrien auf – und benahmen sich plötzlich sehr seltsam. Eine Nymphe bestand darauf, vor allen anderen herzulaufen und diese Position zu halten, gleichgültig, was geschehen mochte; eine andere begab sich ans Ende der Gruppe und ließ sich von dort nicht mehr vertreiben. Eine dritte spähte umher, jede Bewegung um sie registrierend, als könnte sie nicht genug sehen. Ein Faun rief immer wieder: »Ich habe das Licht gesehen!« Ein anderer kniete auf dem Boden und versuchte sich einzugraben. Alle taten seltsame Dinge, die von den anderen niemand verstand – bis sie selbst gestochen wurden und eigene Absonderlichkeiten entwickelten.
    Jordan blickte finster um sich, das Schwert kampfbereit in der Hand, doch gegen Bienen nützte es nicht viel. »Was hat das zu bedeuten?« fragte Threnodia.
    »Ich glaube, das sind Wahnbienen«, sagte Rapunzel. »Ich habe viel von ihnen gehört, habe sie aber bisher noch nie gesehen.«
    »Wahnbienen?« fragte Grundy.
    »Ja, eine ganz spezielle Art«, erläuterte sie. »Jede von ihnen hat ihre Eigenart, und wenn das Opfer von ihr gestochen wird, verhält es sich dieser Eigenart entsprechend.«
    »Aber warum greifen sie diese unschuldigen, harmlosen Wesen an?«
    Inzwischen tanzte eines der Insekten um Grundy herum. »Hast du endlich genug, Golem?« summte die Biene in Bienensprache.
    »Die Seevettel!« rief er.
    »Oh, nein!« rief Rapunzel entsetzt. »Sie ist ja immer noch hinter mir her!«
    »Du kannst sie nicht haben, Vettel!« brüllte Grundy.
    »Ich bin nicht die Bienenkönigin«, summte die Biene. »Ich bin nur ihr Botschafter. Sie sagt, daß die Faune und Nymphen fürchterlich zu leiden haben werden, bis das Mädchen zu ihr zurückgekehrt ist.«
    »Was sagt sie?« fragte Rapunzel niedergeschlagen.
    »Das hier ist nur ein Botschafter mit einem Ultimatum«, erklärte Grundy. »Die Vettel will das Übliche. Offensichtlich hat sie die Bienenkönigin übernommen, weshalb die Bienen ihr gehorchen.«
    »Und sie werden die unschuldigen Kreaturen solange heimsuchen, bis sie endlich bekommt, was sie will«, sagte Threnodia. »Ich weiß genau, wie sie denkt. Wir müssen sie ausschalten.«
    »Das ist meine Aufgabe«, sagte Grundy. »Ich gehe ins Reich der Wahnbienen und rechne ein für alle Male mit ihr ab.«
    »Wir werden alle gehen«, sagte Jordan und legte die Hand auf den Schwertknauf.
    »Ihr Männer seid so stur und töricht«, bemerkte Threnodia. »Wenn alle gehen, werden sich die Wahnbienen einfach auf uns stürzen und uns stechen, dann verbringen wir die ganze Zeit damit, seltsame Handlungen zu vollführen und gelangen nie ans Ziel. Nein, wir müssen eine Geheimoperation durchführen, während der größte Teil des Schwarms nicht im Bienenreich ist. Wahrscheinlich könnte Grundy es allein schaffen, wenn es ihm gelingt, sich fortzuschleichen…«
    »Nein, es ist zu gefährlich!« rief Rapunzel.
    »Es ist zu gefährlich, es nicht zu versuchen!« konterte Grundy grimmig. »Snorty, kannst du mich hier herausbringen, ohne von den Bienen gesehen zu werden?«
    Snorty antwortete nicht. Es war Tag, und er kauerte unter dem Bett.
    Grundy holte das Stück Umkehrholz und warf es unter das Bett. Das Bettungeheuer griff instinktiv danach – und schoß plötzlich hervor, jetzt fürchtete es sich wieder vor der Dunkelheit. »Ich kann es tun!« rief Snorty.
    »Gut!« Grundy saß auf. »Lenkt sie ab«, rief er den anderen zu.
    »Aber du mußt bis zum Einbruch der Nacht zurück sein«, rief Threnodia. »Denn dann fliegen die Wahnbienen wieder in ihr Reich.«
    »Bis zum Einbruch der Nacht«, bestätigte er. Dann hielt er sich fest, während Snorty auf den Gebirgszug loseilte.
    Sie erklommen die schroffe Steigung, wobei Snortys Hände geschickt die Fugen im Gestein ertasteten. Weil dies abseits vom eigentlichen Pfad geschah, entdeckten die Bienen sie nicht. So schlugen sie einen Bogen, bis sie außer Sichtweite des Schwarms wieder auf den Pfad zurückkehren konnten, auf dem sie dann recht schnell vorankamen.
    Nachdem sie das Lager verlassen hatten, befragte Grundy die umliegende Vegetation: »Wo geht es zum Bienenreich?«
    »Nach Süden«, waren sich die Pflanzen einig.
    Also schlugen sie ihren Weg nach Süden ein, durch immer rauher werdendes Gelände, wichen einem Gewirrbaum aus und kamen bald ans Ziel: ein riesiger Bienenstock, der von einem

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