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Turner 01 - Dunkle Schuld

Turner 01 - Dunkle Schuld

Titel: Turner 01 - Dunkle Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Sallis
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mir, »weit über das Limit überzogen. Vor zwei Tagen hat jemand unten in Vicksburg mit einer Partnerkarte versucht, eine Hotelrechnung zu begleichen, auf der ein eindrucksvoller Posten aus der Bar enthalten war. Die Karte wurde einbehalten.«
    »Die Pflegeeltern?«
    »Auf jeden Fall ihre Karte.«
    »Tut mir leid«, sagte William. »Ich wusste, dass ich das nicht durfte.«
    »War schon okay, mein Sohn.«
    »Hast du prima gemacht«, meinte Sally Gene.
    »Daddy hat zu mir gesagt, ich soll mich hier um alles kümmern. Ich hab’s versucht …«
    »Wer, zum Teufel, seid ihr Typen?«
    Wir drehten uns um. Er hielt eine Schrotflinte Kaliber 12 in Händen.
    »Daddy!« Der Junge war zu uns in den Raum gekommen, in unsere Nähe.

    »Und was habt ihr in meiner Wohnung zu suchen?«
    Ich sah Sally Gene an, die mir seinen Namen soufflierte: »Sammy Lee Davis.«
    »Immer ganz locker bleiben, Mr. Davis, okay? Ich bin Detective Turner, und Miss Lawson hier ist von der städtischen Sozialbehörde. Wir müssen mit Ihnen reden, das ist alles, nur reden. Warum machen Sie nicht den Anfang, indem Sie jetzt die Waffe runternehmen? Hier drinnen sind’ne Menge Kinder, Mann. Keiner will, dass die Kinder verletzt werden. William, zeig deinem Vater meine Dienstmarke.«
    Der Junge hielt sie hoch.
    »Das ist Hausfriedensbruch.«
    In der Annahme, dass dies nicht der richtige Moment war, über mögliche Gründe oder sogar seine Verpflichtung als Pflegevater zu diskutieren, der jederzeit eine unbeschränkte Inspektion zuzulassen hatte, sagte ich: »Nun ja, Sir, das ist wahr. Ich habe Verständnis, dass es für Sie so aussehen muss.«
    »Sie sind der Kerl, der mit meiner Frau abgehauen ist, stimmt’s?«
    Er hob die Flinte an die Schulter. Das musste ich Sally Gene lassen: Weder blinzelte sie, zuckte oder schlug die Augen nieder. Aber er sah es im Gesicht des Jungen und drehte sich gerade rechtzeitig um, um Bills Gummiknüppel voll zwischen die Augen zu bekommen.
    »Seid ihr mit eurem Kram endlich fertig?«, fragte Bill. »Es wird langsam heiß hier draußen, und ich krieg’nen Scheißhunger. Und diese gottverdammte Magnolie stinkt zum Himmel.«

Kapitel Elf
    Seth Mc Evoy war Quarterback in der Football-Mannschaft, gefragtes Mitglied einer Musikband und hatte einen glatten Einser-Notendurchschnitt. Und wie man aus dem Foto auf seinem Schreibtisch schließen konnte, ging er auch noch mit dem hübschesten Mädchen der Stadt. Einer dieser Typen, die man früher in der Schule einfach hasste, weil sie nie irgendwas falsch machten.
    Don Lee begleitete mich. Wir hatten unten mit der Mutter des Jungen gesprochen. Seth war damit beschäftigt, Bewerbungsformulare fürs College auszufüllen. Sämtliche Bilder in seinem Zimmer hingen absolut gerade. Die Rücken der Bücher im Regal hinter der Tür waren alle bündig ausgerichtet.
    »Wie kommt es, dass Sie so viel älter sind als der Sheriff und Don Lee?«
    »Mr. Turner ist im Ruhestand, Seth. Er hat sich bereiterklärt, uns sozusagen als Berater zur Seite zu stehen.«
    Man konnte die Intelligenz und das Interesse in seinen Augen deutlich erkennen. Er stellte lieber Fragen, als Antworten zu geben. Er kannte seine eigene Welt, kannte sie vielleicht sogar zu gut. Jetzt wollte er mehr über die Welt anderer Menschen wissen.
    »Also, was kann ich für Sie tun?«
    »Ich hatte gehofft, du könntest mir noch einmal erzählen, was genau passiert ist.«

    »Ich glaube kaum, dass ich dem, was ich dem Sheriff erzählt habe, noch etwas hinzufügen könnte.« Aber er spielte mit, stets der brave Junge, und rezitierte fast wortwörtlich seine offizielle Aussage. Die verstrichene Zeit und die Wiederholung hatten die Geschichte inzwischen in Stein gemeißelt; es war sehr unwahrscheinlich, dass etwas Neues oder Überraschendes dabei herauskam.
    »Sarah hörte auf, weil sie sah, wie sich etwas bewegte«, meinte ich.
    »Das hat sie so ausgesagt. Aber Sie werden sich doch wohl auch noch mit ihr unterhalten - oder nicht?«
    Ich nickte. »Sie hat nicht geschrien oder so.«
    »Nein. Sie hat sich lediglich auf ihrem Platz gerade aufgerichtet und gesagt: ›Seth, was ist das?‹ Ich hatte nichts bemerkt, bin aber trotzdem aus dem Wagen gestiegen, um nachzusehen. Nach einer Minute oder so kam sie nach und stellte sich hinter mich.«
    »War da Blut?«
    »Auch nicht annähernd so viel, wie man erwartet hätte. Ich erinnere mich, wie ich dachte, dass es gerade deshalb umso eigenartiger wirkte. Nur dieses dicke Stück Holz, das aus ihm

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