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Turner 02 - Dunkle Vergeltung

Turner 02 - Dunkle Vergeltung

Titel: Turner 02 - Dunkle Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Außerdem »Tagesgerichte« und »Üppiges Frühstück«. Die Schrift mit dem Essen war in Gelb.
    »Darf’s sein?«, fragte die Kellnerin, Jaynie, und reichte mir eine ziemlich fleckige Speisekarte. »Trinken?«
    Kaffee. Absolut.
    Ich erhielt eine akzeptable Kopie des Gewünschten, auch wenn’s eine Weile dauerte. Immerhin, es war wohl die Zeit des größten Andrangs. Mussten mindestens noch drei oder vier andere Gäste anwesend sein.
    »Zwei Eier, Speck, Maisgrütze, Brötchen«, sagte ich zu Jaynie, als sie meinen Kaffee brachte.
    Die Eier waren zäh wie Gummi - eigentlich keine große Überraschung -, der Speck fetttriefend, dafür nicht durchgebraten, die Brötchen kamen aus der Dose. Da
bin ich nun im Tiefen Süden und bekomme Brötchen aus der Dose? Andererseits, die Grütze war sagenhaft.
    Das Buch wiederum war enttäuschend. Dreimal Kaffee nachgeschenkt, und ich war fertig damit. Breite Ränder, große Schrift, die Seiten waren fast so schnell gelesen wie ich umblättern konnte. Viele Romane waren heutzutage eher kurz. Die meisten davon wären am besten noch kürzer. Bei diesem speziellen ging’s um einen Arzt, typisches Kind der Sechziger und langjähriger Friedensaktivist, der Jagd auf die Männer macht, die seine Frau vergewaltigt und ermordet haben. Er erledigt sie dann einen nach dem anderen. Titel: Wahlchirurgie .
    Ich nahm meine Brieftasche heraus und faltete die Seite aus dem Notizbuch auseinander, die Tracy Caulding mir gegeben hatte. Drei Adressen, von denen mir keine etwas sagte. Eine Menge Lanes und Places, Vogelnamen waren offensichtlich der letzte Schrei: Blackbird Lane, Meadowlark Drive, Oriole Circle. Während ich darüber nachdachte, hielt ein Taxi vor dem Laden, und der Fahrer kam herein. Jaynie knallte eine Tasse Kaffee vor ihm auf den Tisch, ohne darum gebeten worden zu sein. Er saß zwei Hocker weiter. Einer dieser jungen Schnösel, denen man im Süden an jeder Straßenecke begegnet, dunkle Haut, vielleicht italienischer Abstammung oder karibischer oder kreolischer. Fein geschnittene Züge, breite Nase, goldgelbe Augen - wie bei einer Katze. Bundfaltenkhakihose mit genug Stärke, so dass sie niemals ihre Bügelfalte verlor, jetzt aber zwischen den Beinen deutlich verknittert; dazu marineblaues Polohemd, Cord-Sakko.
    Wir sahen uns an. »Wie läuft’s?«, fragte ich.
    »Lief schon besser. Aber auch schon schlechter.«
    »Und wird auch wieder.«
    »Worauf Sie einen lassen können.«
    Er zog ein Päckchen Winstons aus der Tasche, klopfte eine heraus und zündete sie an. Als wär’s ihm jetzt erst eingefallen, warf er einen Blick in meine Richtung, nahm das Päckchen wieder heraus und bot mir eine an. Als ich ablehnte, steckte er die Zigaretten wieder weg, bot mir dafür die Hand an. Ich schlug ein.
    »Danel. Wie Daniel, nur ohne i.«
    »Turner … Können Sie mir dabei vielleicht weiterhelfen?«
    Ich schob ihm den Zettel zu. Nach einem kurzen Blick darauf schaute er mich an.
    »Von außerhalb, stimmt’s?«
    Ich bekannte mich schuldig.
    »Haben geschäftlich hier zu tun.« Er klopfte auf das Blatt.
    »Ja.«
    »Tja, Sir, das hier gehört nicht mehr zu Memphis, das ist ein anderes Land. Birdland, so wird’s von manchen genannt. Nur ein Haufen Weißbrot-Schlösser, mehr ist das nicht. So ein Neuankömmling baut sich ein Haus, dann kommt der nächste Fritze und muss den ersten ausstechen, baut sich ein größeres Haus. Bei der Art von Geschäften, die da draußen gemacht werden, ist es für die meisten Leute das Beste, wenn sie sich fernhalten. Ich schätze, Sie sind nicht die meisten Leute.«

    »Können Sie mir sagen, wie ich da hinkomme?«
    »Ja, klar. Könnte ich. Oder …« Er trank seinen Kaffee. »Ach, verdammt, ist nicht viel los heute Nacht, ich fahr Sie raus.«
    Wir einigten uns, ich holte den Chariot, während er auf dem Parkplatz des Nu-Way Motels wartete, setzte mich dann mit meinem Wagen hinter ihn und folgte ihm an den Stadtrand. Hic sunt dracones . Wir fuhren knapp dreißig Minuten, schätzte ich, sechs oder sieben Klassiker lang auf dem Sender, der sich einstellte, nachdem ich auf den Sendersuchlauf gedrückt hatte - Buffalo Springfield (»There’s some-thing hap-pen-ing here …«), Bob Segers »Night Moves« -, dann lenkte Danel seinen Checker auf den Seitenstreifen, eine breite Haltebucht für Reparaturen, Reifenwechsel, kurze Pausen. Ich fuhr neben ihn, wir kurbelten die Seitenscheiben runter.
    »Und hier zwitschere ich wieder ab«, sagte er. »Die Adresse, die Sie

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