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Turrinis Bauch - Kriminalroman

Turrinis Bauch - Kriminalroman

Titel: Turrinis Bauch - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Friedrich Altmann
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ein bisserl ein schlampertes Hochdeutsch.
    Ist mir aber sowas von wurscht! Weil ich ja nicht so einer bin, der wie ein Wilder möglichst alte und ausgefallene Dialektwörter zusammenrafft. Das sollen von mir aus die Mundartforscher oder die Sprachwissenschaftler machen. Mich interessiert das einen Scheißdreck! Was mich an einem Wort wirklich interessiert, ist nicht, ob es urig ist, und auch nicht, ob es für das Mühlviertel typisch ist – mich interessiert ausschließlich die Qualität von einem Wort: ob es treffend ist! Noch interessanter wird es aber, wenn ein Wort so vielschichtig ist, dass man die Bedeutung erst im Zusammenhang erkennen kann.
    Wie g’schickt halt. Ist wirklich ein gutes Beispiel dafür, dass du bei uns ganz genau hinhören musst, damit du kapierst, was gemeint ist. Weil bei g’schickt gut und böse halt einmal ziemlich knapp beieinand liegen. Genau wie im richtigen Leben!
    Wie jetzt. Wie die Gucki den Tisch deckt. Mit allem Drum und Dran. Weißes Tischtuch aus Leinen, weiße Stoffservietten aus Damast. Wiesenblumen. Frisch gebrockt, dafür aber in einem Bierglasl. Schon ein bisserl ein Stilbruch. Aber Vase hat sie halt einmal keine.
    Kann man trotzdem sagen: „ G’schickt , die Gucki!“ Nur: Was heißt das? Heißt das jetzt, dass sie das Tischdecken mit hausfraulichem Geschick erledigt – sprich: nicht einfach alles auf den Tisch knallt, sondern ein bisserl schön herrichtet? Oder heißt g’schickt in dem Fall, dass die Gucki eine berechnende Person ist, die ihre Mitmenschen über den Tisch zieht. Zwar nicht direkt mit List und Tücke – sonst hätt ich ja sagen müssen: „ O’draht , die Gucki!“ Nein, so eiskalt berechnend ist sie dann auch wieder nicht! Nur g’schickt .
    Beim Kochen ist sie auch g’schickt . Aber im positiven Wortsinn. Wirklich eine gute Köchin. Auch wenn sie nicht so ausschaut. Obwohl: Heut schaut sie eh wie eine Köchin aus. Schneeweiße Rüscherlschürze. Von der Oma. Aber auch nur, damit sie sich das schöne Gewand nicht anpatzt.
    Weil der schwarze Minirock, den die Gucki jetzt anhat – den kennen wir eh schon von ihrem Ausflug ins Weinviertel – weil also der Minirock so kurz ist, dass man ihn womöglich übersieht, wenn er voll Mehl wird.
    Dann tät die Gucki wirklich Ganz in Weiß daherkommen. Wie es in dem Schlager vom Roy Black so schön heißt. Hat ja schon weiße Strümpfe und eine weiße Bluse an. Halt eine ziemlich durchsichtige weiße Bluse. Dass der weiße Spitzen- BH auch zur Geltung kommt.
    Damit jetzt kein Missverständnis entsteht: Die Gucki will mit diesem Ganz-in-Weiß -Aufzug den Herrn Notar nicht auf die Idee bringen, dass er sie heiratet. Praktisch: vorweggenommenes Brautkleid. Nein, sie will damit nur klarstellen, dass sie im Notfall auch noch ein anderes Gewand hat als wie schwarze Lederhose, schwarzes Leiberl, schwarze Lederjacke.
    Na ja, ein bisserl gefallen möchte sie dem Canetti schon auch. Aber nicht, weil sie ein Aug auf ihn geworfen hat – nein, sicher nicht! – mehr so, weil sie halt eine G’schickte ist. Damit er ihr – sozusagen geblendet von so viel Weiß – damit er ihr halt in Gottes Namen sagt, was in der Erni ihrem Testament drinnen steht.
    „Moment!“, wird der eine oder der andere jetzt sagen. Wahrscheinlich sogar ziemlich laut: „Moment einmal! So geht es aber wirklich nicht! Da hat doch grad der Herr Notar die Gucki beim Einbruch in seine Kanzlei erwischt und ihr eine Pistole unter die Nase gehalten – und jetzt ist die Gucki auf einmal fröhlich beim Kochen? Das passt doch hinten und vorn nicht zusammen!“
    Gut, geb ich ja zu, dass ich da ein bisserl was übersprungen hab. War vielleicht doch ein bisserl ein überhasteter Schauplatzwechsel? Also – von mir aus: das Ganze noch einmal von vorn!
    In der Kanzlei vom Herrn Notar in Weißenbach waren wir. Besser gesagt: Die Gucki und der Canetti waren dort. Sind sich die zwei gegenübergestanden. Keiner hat ein Wort gesagt. Dafür haben alle zwei ziemlich blöd geschaut.
    Der Canetti hat blöd geschaut, weil ihn die Gucki an seine allererste Traumfrau erinnert hat. An die Emma Peel . Die Heldin von einer Fernseh-Serie in seiner Kindheit. Mit Schirm, Charme und Melone hat die Serie geheißen. Und diese Emma Peel war damals immer so in hautenges Leder eingeschweißt, dass dem kleinen Franzi ganz anders geworden ist. Auch wenn er noch gar nicht richtig in der Pubertät war.
    Und jetzt steht auf einmal diese Journalistin vor ihm. Aber schon in einer so engen

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