Turrinis Jagd: Kriminalroman
doch glatt im Landtagsklub nachgefragt, ob er nicht beim nächsten Erntedankfest auch eine Motorrad-Eskorte kriegen kann.
Bei der Gelegenheit muss ich vielleicht doch einmal erzählen, wie es dazu gekommen ist, dass der Bertl mit seinen grad einmal 30 Jahren Landtagsabgeordneter geworden ist. Weil eigentlich Musterbeispiel für den Spruch vom Glück des Tüchtigen .
Also: So eine politische Karriere kommt nicht von ungefähr. Da nutzt es dir nix, wenn du ein Hirn hast und wenn du gscheit daherreden kannst, da musst du schon ganz unten anfangen. Bei einer Partei. Und dich schön kleinweis nach oben arbeiten. Ochsentour nennt man das, weil du eine Geduld wie ein Ochs brauchst, bis du was wirst.
Ist der Bertl also zur ÃVP gegangen. Und hat es durch fleiÃiges Von-Haus-zu-Haus-Rennen und Werbeprospekte-Verteilen vom Obmann der Landjugend ziemlich schnell zum Gemeinderat gebracht. Weil er ja auÃerdem Jungscharführer und Fahnenträger der Katholischen Männerbewegung war. Und beim Sportverein und bei der Feuerwehr und beim Kameradschaftsbund und beim Verschönerungsverein war er natürlich auch. Eigentlich war der Kleintierzüchterverein Hasenpfote der einzige Verein in ganz Blumenthal, bei dem der Bertl nicht dabei war. Und wie dann der alte Bürgermeister aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten ist, da war der Bertl natürlich der logische Nachfolger. Und ist mit seinen 28 Jahren der jüngste Bürgermeister im ganzen Bezirk Freistadt geworden.
Aber dann wär an sich Schluss gewesen mit der steilen Karriere vom Bertl. Da hätt er auf noch so viel Erntedankfeste und Bezirksfeuerwehrbewerbe und Bezirksmusikfeste gehen können, da hätt er sich bei noch so viel Bezirksparteisitzungen den Arsch wundsitzen können, in den Landtag hätt er es trotzdem erst in 20 Jahren geschafft. Wenn überhaupt.
Jetzt kommt es aber: das Glück des Tüchtigen. Besser gesagt: das Glück des Karrieregeilen ! Und dieses Glück hat sogar einen Namen, nämlich: der Dings. Den richtigen Namen nenn ich jetzt eh nicht, weil dieser Dings mit seiner Blödheit ja eh schon genug gestraft ist.
Dieser Dings war Nationalratsabgeordneter der ÃVP aus dem Bezirk Freistadt. Hat er öfter nach Wien hinuntermüssen. Praktisch in die Arbeit. Soweit man das, was im Parlament passiert, als Arbeit bezeichnen kann. Nach Wien fahren hat der Dings trotzdem müssen. Ist er halt nach Linz gefahren und hat dort das Auto am Bahnhof stehenlassen. Und dann mit dem Zug weiter nach Wien. Und dass ihm das Parken am Linzer Bahnhof nix kostet, hat er sein Auto halt auf einen Behindertenparkplatz gestellt. Hat ja eh einen Behindertenausweis gehabt. Nur dass der seinem Schwiegervater gehört hat, der noch dazu schon zehn Jahr unter der Erd war.
Also, wenn du mich fragst: sowas von saudumm, dass es schon verboten gehört! Haben ja sogar die eigenen Parteifreunde nur den Kopf gebeutelt, wie die ganze Geschichte aufgeflogen ist. Hat der Dings zurücktreten müssen. Sein Nationalratsmandat aber hat ein Landtagsabgeordneter aus dem Bezirk Freistadt gekriegt. Dem hat der Herr Landeshauptmann angeblich sogar eine Jahreskarte für das Parkhaus am Linzer Bahnhof geschenkt, damit er nicht auf blöde Gedanken kommt.
Jetzt hat die ÃVP einen neuen Landtagsabgeordneten gebraucht, natürlich wieder aus dem Bezirk Freistadt. Ist ihnen in der Bezirksparteileitung auf die Gache kein anderer eingefallen als wie der Bertl. Eher eine Verlegenheitslösung. Hat ja einen ganzen Haufen langgedienter Bürgermeister gegeben, die alle in den Landtag hineinwollten. Damit die aber nicht untereinander streitert werden, hat man gleich den jüngsten Bürgermeister genommen. Den hat man dann noch dazu als dynamischen Hoffnungsträger verkaufen können.
Und dynamisch â dynamisch ist er ja wirklich, der Bertl. Jetzt ist er grad einmal ein Jahr im Landtag und hat auch schon seine erste Rede gehalten. Mist und Gülle und der Tourismus war das Thema. Hat er sich leidenschaftlich dafür eingesetzt, dass die Bauern eine zusätzliche Förderung kriegen: für den Ankauf von gröÃeren Miststreuern und Odelfasseln. Damit sie nicht so oft fahren müssen und die Touristen-Nasen nimmer so oft belästigen.
âWas interessiert denn uns die Politik?â, wird man jetzt aufgebracht einwerfen. âEinen ScheiÃdreck interessiert uns das! Uns interessiert, ob der Rammer
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