Turrinis Jagd: Kriminalroman
allein in der letzten Stunde! Dabei passen in den Saustall allerhöchstens sechzig Leute hinein â wenn man sie übereinanderschlichtet. Wird dem Mandi ganz anders. Also bittet er die Gucki, dass sie heut Abend Aushilfskellnerin spielt. Hat sie ja schon einmal gemacht, heuer im Sommer, wie im Garten der Dämmerschoppen war. Sagt die Gucki halt in Gottesnamen: âJa! Punkt siebene! Versprochen!â
Jetzt ist sie aber wirklich dahin. Hat ja keine Lust, dass sie der Helli jetzt schon begegnet, die sieht sie eh noch früh genug. Weil dass heut Abend die Helli mit der gesamten Kripo von Oberösterreich aufmarschiert, auf das tät die Gucki jederzeit ein 50-Liter-Fassl Bier wetten. Wegen der Veranstaltungsankündigung, die vorgestern in den Mühlviertler Nachrichten erschienen ist:
Wilderer gründen Partei
ST. ANTON · Die Wilderer laden am Freitag, 4. November 2011, um 20 Uhr zur Gründungsversammlung der neuen Partei DIE WILDERER ins Gasthaus Mandiâs Saustall in Steining. Nach der Bekanntgabe der Parteisatzungen erfolgt die Wahl des Parteivorstandes.
Hat ja die Helli gleich am Mittwoch in der Früh angerufen, hat nicht etwa nach dem Erpresserbrief gefragt, sondern zuerst einmal nach der neuen Partei: âWer ist der Veranstalter?â
âWie soll ich das wissen?! Ein Brief ohne Absender.â
âBeschlagnahmt!â
âSoll ich dir den Brief mit der Post schicken?â
âLeck mich!â, hat die Helli nur gesagt und aufgelegt.
Dafür hat dann ein ziemlich ein finster dreinblickender Herr von der Staatspolizei eine Stunde später den Brief abgeholt. Hat extra Gummihandschuhe angezogen, bevor er den Brief angegriffen hat. Hat sich die Gucki direkt das Lachen verbeiÃen müssen. So ein Aufwand wegen einem Brief! Den sie noch dazu eigenhändig geschrieben hat, auf der alten Schreibmaschine von der Helga. War früher einmal die Chefin von der Gucki, jetzt aber eine gute Freundin, und ist bei einer Gaudi immer dabei.
Und wirklich, es wird eine Gaudi! Wie die Gucki dann mit dem Turrini Gassi gegangen ist, hat sie auch schon ein Auto neben dem anderen auf dem Mandi seinem Parkplatz stehen gesehen. Lauter Linzer und Wiener Kennzeichen. Sprich: Kripo und Stapo. Ob die überhaupt alle im Saustall Platz haben?
âWas soll ich denn anziehen?â, fragt die Gucki jetzt den Turrini. âDas neue Leinenkleid oder das alte Dirndl?â
Passen ja alle zwei zum Eber. So von wegen Partnerlook. Und dass der Eber heut kommt, traut sich die Gucki auch wetten. So wie der von die Wilderer geredet hat, lässt er sich die Gründungsversammlung von einer Wilderer-Partei nicht entgehen. Und in einem Trachtengwand kommt er auch, wenn nicht sogar mit einem geschwärzten Gesicht. Für was ist er denn sonst bei einem Theater? Noch dazu beim Volkstheater!
Ist der Turrini natürlich ein bisserl überfordert mit der Gucki ihrer Frage: Welches Kleid? Weil Gwand einem Hund komplett wurscht ist. Wie ihm die Gucki dann aber alle zwei Kleider zum Schnuppern hinhält, entscheidet er sich ohne zu zögern für das Dirndl. Weil das besser riecht: nach Frauli. Weil die Gucki das Dirndl schon öfter angehabt hat, das neue LeinenÂkleid aber nur ein einziges Mal.
Weil die Gucki natürlich kein so ein schleiÃiges neumodernes Dirndl anhat, wie du es beim Kolmbauer in WeiÃenbach um 99,90 kaufen kannst, sondern ein richtiges Dirndl, eine echte Tracht, kriegt der Mandi heut Abend eine Kellnerin wie aus dem Bilderbuch. Wie wenn sein Saustall eine Almhütten wär und die Gucki die Sennerin, die man aus dem Heimatfilm kennt: tüchtig, schneidig, fesch!
Muss ich vielleicht doch einmal was über die Mühlviertler Alm sagen. Hat man vor ein paar Jahren erfunden, diesen saudepperten Begriff. So von wegen Marketing. Hat aber mit der Wirklichkeit nix zu tun, rein gar nix! Weil es im Mühlviertel nie eine Almwirtschaft gegeben hat und auch nie geben wird. Bin ich direkt schon gespannt, wann sie den ersten Almabtrieb machen. Trau ich unseren Lokalpolitikern sofort zu. Weil ich denen einen jeden Schwachsinn zutrau!
So wie jetzt: Wie alle 17 Bürgermeister der Mühlviertler Alm geschlossen in Mandiâs Saustall hineindrängen, angeführt vom Herrn Landtagsabgeordneten Adalbert Holzinger höchstpersönlich. Aber nicht, dass sie sich dafür interessieren täten, was ein politischer Gegner zu sagen hat â sie sind nur da, dass sie
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