Turrinis Jagd: Kriminalroman
Parteigründung. Weil sie jetzt mit ziemlicher Sicherheit weiÃ, wer hinter den Wilderern steckt. Besser gesagt: gesteckt ist. Weil jetzt steckt nämlich der Fuzzi hinter den Wilderern. Ist mit überwältigender Mehrheit zum Parteivorsitzenden gewählt worden. Um drei in der Früh. Da hat man gar nicht lang herumgetan: âWer für den Fuzzi ist, soll aufstehen!â Und wenn nicht ein paar schon so fett gewesen wären, dass sie nimmer stehen haben können, hätte der Fuzzi doch glatt 100 Prozent gekriegt.
War aber dann vom vielen Schreien und vom vielen Trinken so fertig, der kleine Fuzzi, dass er beim besten Willen nimmer heimfahren hat können. Hat ihn die Gucki in Gottesnamen mitschleppen müssen. Statt dass sie den Eber abgeschleppt hätt. Schad eigentlich!
Aber wer weiÃ, vielleicht wird es ja heut was? Das neue petrolgrüne Leinenkleid steht ihr wirklich gut, angemalt ist sie auch wie ein frisch lackiertes Hutschpferd, und das Wetter ist wie im Bilderbuch. Ein Herbsttag, wie er strahlender nimmer sein kann! Jetzt muss die Gucki nur noch den Turrini zum Leo-Herrli bringen. Weil das will sie wirklich nicht riskieren, dass ihr Burli beim Leonhardiritt von einem Pferdehuf getroffen wird. Und die Gefahr, dass bei diesem Spektakel das eine oder das andere Pferd durchgeht, schätzt sie eher groà ein. Praktisch 99,9 Prozent.
Hat ja gestern am Nachmittag den Wimmer Heli besucht, den Herrn Raika-Filialleiter von St. Anton. Und ein bisserl ausgefratschelt. So von wegen der Strategie von der Raika: Zahlt sie jetzt â oder zahlt sie nicht? 10.000 Euro pro Filiale ist ja ein Haufen Geld!
Hat die Gucki nicht einmal extra raffiniert fragen müssen, der Heli hat ihr freiwillig alles erzählt. Erstens war er froh, dass er wen zum Reden gehabt hat. Und zweitens hat er so eine Wut auf die Raika gehabt, dass er die Filiale in St. Anton am liebsten eigenhändig in die Luft gesprengt hätt. Nur hat er halt leider keinen Sprengkurs!
Das war nämlich so: Der Vorstand der Raiffeisen Landesbank hat gleich am Mittwoch, wie die Mühlviertler Nachrichten mit dem Erpresserbrief erschienen sind, einstimmig beschlossen, dass nicht gezahlt wird. Nicht einen einzigen Cent! Da hat den armen Filialleitern das ganze Bitten und Betteln nichts genutzt, die gierigen Arschlöcher in Linz unten sind hart geblieben.
Am Donnerstag hat dann die Sache schon ein bisserl anders ausgeschaut. Was der Heli so erfahren hat, hat sich ein Drittel aller Filialleiter krank gemeldet, drunter auch der Heli: Durchfall, war nicht einmal gelogen. Ein weiteres Drittel hat Urlaub genommen, das dritte Drittel aber hat gekündigt. Fristlos.
Haben sie in Linz unten doch umdenken müssen und am Freitag schlieÃlich doch jedem Filialleiter 10.000 Euro genehmigt. Deklariert als Werbeausgaben. Kann man ja eh von der Steuer abschreiben. Damit war die Sache für die Landesbank aber auch schon erledigt. Wie die ganzen Filialleiter einen Platz in einer Kutschen kriegen sollen, das war denen in Linz unten komplett wurscht!
Meingott, was da gestern herumtelefoniert worden ist, bis alle untergebracht waren! Haben ja auch die Filialleiter von der Sparkasse und von der Volksbank und von allen anderen Bankinstituten einen Kutschen-Platz gebraucht. Bisher sind beim Leonhardiritt in St. Anton neben 120 Reitern so an die zehn, zwölf Kutschen mitgefahren. Heuer gibt es mehr Kutschen als Reiter! Und kommen tun sie auch nicht nur aus der Umgebung, sondern von überall her. Aus dem ganzen Mühlviertel, aber auch aus dem Waldviertel und aus dem Mostviertel. Und als Tüpferl auf dem i drei Fiaker aus Bad Ischl. Die sind schon mit einem PferdeÂtransporter angereist und haben ihre Rösser beim Zellinger Hias eingestellt.
Bei denen ist die Gucki dann gestern am Abend hängengeblieben. Im Gasthaus Weià , wo sie übernachtet haben. Wollt eigentlich nur ein kurzes Interview mit den Ischler Kutschern machen, die Gucki. Aber dann hat der Franzi so flott Ziehharmonika gespielt, und der Willi und der Walter haben gepascht, was das Zeug hält. Und passenderweise haben sie ausschlieÃlich Wilderer-Lieder gesungen. Ist die Gucki halt schwach geworden. Drei fesche Burschen aus dem Salzkammergut â und keiner unter siebzig! Herz, was willst du mehr?! Weil die Gucki seit eh und je für ältere Herren schwärmt, noch dazu, wenn sie singen können. Praktisch wie der Opa! Nur dass die Ischler halt
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