Turrinis Jagd: Kriminalroman
heutzutag noch gepudert. Wenn gepudert wird, dann nur mehr im Sinn von schnackseln .
Bei Kosmetik kenn ich mich ja nicht so aus. Da weià ich wirklich nicht, warum das Pudern aus der Mode gekommen ist. Das ganze andere Klumpert schmieren sich die Weiber ja nach wie vor ins Gesicht. Nur das Puder nimmer! Was aber die Kinderärsche angeht, so hab ich mir sagen lassen, dass das Babypuder mehr schadet als nutzt. Weil es die empfindliche Babyhaut nur verpickt, statt dass es sie schützen tät.
Trotzdem werden heut mehr Kinderärsche gepudert als je zuvor. Aber halt leider nicht mit Babypuder, sondern von den ganzen Kinderschändern. Früher, da haben sich wenigstens nur die Klosterbrüder an den Kindern vergangen, aber heutzutags â heutzutags macht das ja schon ein jeder. Praktisch neuer Volkssport! Und warum? Weil unsere ganze Welt immer perverser und perverser wird! Weil das Normale kein Schwein mehr interessiert! Statt dass er ein normales Sparbuch mit normalen Zinsen hat, muss ein jeder fest an der Börse spekulieren. Und statt auf ein normales Sexheftl mit nackerte Weiber drin stürzen sich alle auf die Kinderpornos im Internet. Wenn das nicht krank ist!
Aber da mag ich gar nicht dran denken! Weil mir sonst schlecht wird. Da denk ich lieber an die Gucki: wie sie jetzt vor dem Spiegel steht und sich die Wangen pudert. Dass sie das überhaupt zusammenbringt! Weil sie sich normalerweise kein bisserl schminkt. Weil sie in ihrem ganzen Leben vielleicht zehn Mal so ein Schminkzeug im Gesicht gehabt hat.
Aber heut gibt sie sich das, das ganze Programm sogar: Lidstrich, Lidschatten, Wimperntusche, Rouge, und jetzt kommt noch ein bisserl ein Puder drauf. Weil erstens hat sie von der Renate ein eins a Schminkset geschenkt gekriegt, ein Mitbringsel von der ihrer England-Reise. Zweitens aber ist heut Leonharditag. Der 6. November. Und weil heut Sonntag ist, ist in St. Anton auch der Leonhardiritt. Sprich: ein Haufen Reiter, ein Haufen Kutschen und womöglich ein noch gröÃerer Haufen Journalisten. Weil natürlich alle neugierig sind, ob die Herren Bankfilialleiter wirklich Geld verschenken. 10.000 Euro â das sind ja 1000 Zehn-Euro-Scheine pro Filialleiter. Da tät es nur so wurln vor lauter Geldscheinen: ein rosaroter Blütenregen im Spätherbst!
Die Wilderer kommen natürlich auch. Das war ja einer der wenigen Punkte, auf die man sich bei der Gründungsversammlung einigen hat können: dass alle zum Leonhardiritt nach St. Anton kommen und einen Hut mit einer Hahnenfeder aufhaben. Mit den Statuten für die neue Partei hat man sich schon schwerer getan. Kommunikationsprobleme. Weil die Gründungsversammlung nicht in Mandiâs Saustall stattgefunden hat, sondern vor dem Wirtshaus. In der Wiesen. Wo der Mandi mit Hilfe der Trillinger Feuerwehr in Rekordzeit 150 Bierbänke aufgestellt hat. Hätte man natürlich ein Mikrofon gebraucht. Hat man aber nicht gehabt. Ist gleich: hat man nur die lautesten Schreihälse hören können. Wer aber kann am allerlautesten plärren? Richtig: der kleine Fuzzi!
Nur ein Beispiel, wie das so gelaufen ist mit den Wilderer-Statuten. Hat der Eber einen Antrag gestellt: Einführung einer Vermögenszuwachssteuer in der Höhe von 25 Prozent. Hat der Fuzzi nicht recht gewusst, was das ist, eine Vermögenszuwachssteuer. Und hat das Ganze ein bisserl anders formuliert â vor allem aber wesentlich lauter: âJeder, der mehr als eine Million Euro hat, muss 25 Prozent hergeben!â Eh klar, welcher Vorschlag in den Statuten gelandet ist!
Und in der Art ist es dann auch weitergegangen. Wobei die allerblödesten Vorschläge natürlich die meiste Zustimmung, ja Begeisterung hervorgerufen haben. So hat der Maxi vorgeschlagen, dass ein Dienstauto von einem Politiker höchstens 20.000 Euro kosten darf. Drauf hat der Fuzzi gemeint, die Arschlöcher sollen gefälligst mit dem Radl fahren. Und wenn einer seinen Chauffeur unbedingt behalten will, soll er sich halt ein Tandem zulegen.
Kurzum â die ganze Gründungsversammlung der Wilderer war eine Mordshetz. Nur für die Gucki nicht. Die hat sich beim Bierzapfen derstessen können. Während der Mandi von einem Wirtshaus in St. Anton zum anderen gefahren ist, um sich alle verfügbaren Bierfassl auszuborgen. Sonst hätten ihn die Wilderer in kürzester Zeit trocken gesoffen.
Trotzdem ist die Gucki stolz auf ihre Idee mit der
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