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Turrinis Jagd: Kriminalroman

Turrinis Jagd: Kriminalroman

Titel: Turrinis Jagd: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Friedrich Altmann
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glänzenden Nieten auf schwarzem Leder oder versprengte Grüppchen von Punks mit farbiger Haarpracht und feschen Palästinenser-Tüchern, die die Gucki allerdings an Geschirrtüchl erinnern. Der Kern der Fußtruppen aber ist streng uniformiert: Knickerbocker-Lederhose, rot-weiß kariertes Hemd, graue kurzärmelige Strickjacke, grauer Filz-Hut. Hat sich wirklich ausgezahlt, dass sämtliche Billig-Trachten-Erzeuger in allen Zeitungen ganzseitig inseriert haben:
    Wilderer-Outfit
    für Damen und Herren
    komplett nur 149.90

XVI
„Anschaffen ist nicht anschaffen!“
    Wieder so ein Wort, das bei den Deutschen was ganz was anderes heißt als wie bei uns. Wenn in Deutschland eine Frau anschafft , dann schafft sie Geld herbei, indem sie auf den Strich geht. Wenn in Österreich eine Frau anschafft , dann hat sie es beruflich zu was gebracht. Dann steht sie in einer Hierarchie so weit oben, dass sie Befehle erteilen kann.
    Die Frau Oberstleutnant Punzenberger steht mit ihren 26 Jahren in der Polizei-Hierarchie nicht nur weit oben – sie steht an der Spitze. Sie kann jedem der 300 Polizisten, die sie in St. Anton zusammengezogen hat, anschaffen, was sie will. Weil sie die Einsatzleiterin des Sonderkommandos 10.000 ist. Benannt nach der Geldmenge, die der Erpresser von jedem Filialleiter verlangt hat. Wenn die Punzenberger Helli gewusst hätte, dass sich an diesem sonnigen Sonntag tatsächlich 10.000 Menschen auf St. Anton zubewegen, hätte sie erstens einen anderen Codenamen für die Soko gewählt und zweitens mehr Polizisten angefordert.
    Die Helli steht aber nicht nur an der Spitze der Polizei-Hierarchie – sie steht auch am höchsten Punkt von ganz St. Anton, am Apostelberg. Und dort auch wieder am höchsten Punkt, auf der Aussichtsplattform der Leni-Schaller-Warte. Und sieht mit wachsendem Entsetzen durch ihren Feldstecher den Feind in zwei Marschkolonnen näherrücken. Wie die Ameisen!
    Nur damit man sieht, wie tüchtig die Frau Oberstleutnant ist: Hat sich die Helli doch tatsächlich die Mühe gemacht, dass sie herausfindet, was es mit dieser Leni Schaller auf sich hat, nach der die Aussichtswarte benannt ist. Nur für den Fall, dass sie nach erfolgreicher Operation von einem Journalisten gefragt werden sollte.
    Wirklich eine bemerkenswerte Namenspatronin, diese Leni Schaller. Ihr einziger Berührungspunkt mit St. Anton ist, dass sie hier geboren wurde. Und das auch nur zufällig. Weil ihre Mutter, die sich im Herbst 1867 auf Höhenluftkur in St. Anton befunden hat, eingeschneit worden war. In ihrem ganzen weiteren Leben hat die gute Leni Schaller St. Anton aber genau ein einziges Mal besucht. Im Übrigen war sie eine heute völlig zu Recht vergessene Trivial-Schriftstellerin, die heute für die Neue Post oder für die Frau mit Herz schreiben würde.
    Hat die Helli direkt schon mit einer Umbenennung in eine Helli-Punzenberger-Warte kokettiert. Weil heute der Fahndungserfolg nicht ausbleiben kann. Weil die Helli heute von jedem einzelnen Menschen in St. Anton einen DNA -Abstrich nehmen wird. Und dann hat sie ihn, den Staatsfeind Nummer eins!
    Angestrengt starrt sie durch den Feldstecher. Da ist er, ihr Feind! In einer Kutschen. Und aufgemascherlt bis zum Gehtnichtmehr! Nicht nur das Leinenkleid mit dem nuttigen Schnitt, nein, diese Wurm ist auch noch geschminkt wie eine Prater-Hur! Am liebsten tät die Helli jetzt zum Scharfschützen-Gewehr greifen. Ist aber leider verboten, dass du Journalistinnen, die dir auf die Nerven gehen, einfach abknallst.
    Die Gucki wird ihrem Spitznamen gerecht und schaut auch grad durch den Gucker. Und wen sieht sie da? Ganz oben auf der Leni-Schaller-Warte? Die depperte Helli im Kampfanzug! Aber so gern die Gucki eigentlich selber bei der Kripo wär, heut ist sie der Helli nix neidig. Weil mit 10.000 geldgierigen Leuten fertigwerden, das ist wirklich kein Honiglecken!
    â€žWieso?“, fragt jetzt die Nona und dreht sich am Kutschbock so halbert um. „Wieso hast du uns eigentlich noch nicht aufgeblattelt?“
    â€žGanz einfach!“, antwortet die Gucki. „Weil ich keinen Beweis hab. Weil mich der Eber bis dato noch nicht zum Schnackseln eingeladen hat. Und ich daher auch keine Hausdurchsuchung machen hab können. Und die Schreibmaschine sicherstellen. Eine Olympia SG 3N.“
    â€žGlaubst du nicht, dass ich die schon längst verschwinden hab lassen?“, mischt sich der Eber

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