TURT/LE: Gefährlicher Einsatz (German Edition)
sämtlichen Suchaktionen von Amerikanern, Briten und auch uns entgangen, weil sie eben keine Spuren hinterlassen. Oder wenn, dann nur so undeutliche, dass sie ihren Verfolgern immer einen Schritt voraus bleiben. Warlords sind da anders, sie haben ihre angestammten Gebiete, ihre Leute, ihr Reich, und verteidigen sie durch Einschüchterung und Mord – und indem sie Politiker und damit Schutz erkaufen. Diese Mittel helfen natürlich nur bei ihren Landsleuten. Von uns halten sie sich möglichst fern, verstecken sich in ihren Festungen und hoffen darauf, dass wir zu dumm sind, sie zu finden. Was mit Leuten passiert, die an uns Informationen weitergeben, haben Sie ja gerade gesehen. Große Teile der Bevölkerung haben so viel Angst und sind so eingeschüchtert, dass sie mit uns nicht zusammenarbeiten wollen. Unter anderem. Mogadir war hier in der Gegend allmächtig, aber im Landesvergleich nur ein kleines Licht. Niemand, der ganz allein planen würde, einen Anschlag auf die Wolesi Jirga zu verüben. Natürlich würde er davon profitieren, wenn das Land im Chaos versinkt, aber dennoch glaube ich nicht, dass er von selbst auf diese Idee gekommen wäre. Und er hätte sich keine Notizen dazu gemacht. Die Warlords leben davon, dass ihnen niemand nachweisen kann oder will, was sie tun.«
Schweigen folgte Mahlers Ausführungen. Nach einigen Sekunden begann er, sich unruhig umzusehen. Wahrscheinlich ging ihm auf, dass er sich in etwas eingemischt hatte, das ihn prinzipiell nichts anging. Rock sah Clint an, dass er ernsthaft über die Worte des Leutnants nachdachte.
Schließlich nickte er. »Eine interessante Theorie. Können Sie sie auch durch Beweise untermauern?«
»Nein, natürlich nicht.«
»Wie kommen Sie dann darauf?«
Mahlers Rücken versteifte sich. »Ich bin lange genug hier, um zu wissen, was im Land passiert. Mich interessieren die Hintergründe und die Grundsätze der verschiedenen Rebellengruppen. Ein Freund von mir hält mich auf dem Laufenden, und ich bin mir hundertprozentig sicher, dass seine Informationen stimmen.«
»Hat der Freund auch einen Namen?«
»Nein.«
»Aha, Geheimdienst also. Können Sie ihn irgendwie erreichen?«
»Nein.«
»Warum nicht?«
»Weil ich nicht weiß, wo er derzeit ist.«
Clint atmete enttäuscht aus. »Eine Sackgasse. Nun, dann helfen uns Ihre Theorien leider auch nicht weiter.« Mahler wollte etwas sagen, doch Clint hob die Hand. »Wir werden sie im Hinterkopf behalten und sehen, ob die Auswertung der Dateien Ihre Annahme bestätigt. Sollte das der Fall sein, möchte ich, dass Sie uns zur Verfügung stehen. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
»Ja, Captain.«
»Ihr Kommandant hat davon gewusst, oder?«
Der Leutnant grinste ihn an. »Ja.«
Doc begann zu lachen. »Es scheint so, als hätten wir die Deutschen unterschätzt.«
Clints Augenbraue hob sich. »Nein, das habe ich nicht. Ich hätte nur erwartet, dass sie wichtige Informationen offen austauschen und nicht hintenherum.«
»Du meinst, so wie wir das immer machen?«
»Botschaft angekommen, Cat.«
Hawk mischte sich ein. »Möchte noch jemand gern wissen, wie es unseren Leuten in Ramstein geht?«
Betretenes Schweigen folgte. Für kurze Zeit hatten sie alle den Grund ihres Aufenthalts in der Funkstation vergessen. Verdrängt traf es wohl eher. Mogadirs Dateien hatten sie für einen Augenblick von ihrer Furcht um I-Mac, die anderen SEAL s und Jade abgelenkt.
Clint schaffte es, seinen ruhigen Gesichtsausdruck beizubehalten, während er zum Funkgerät zurückging. »Allerdings.«
49
Die Wartezeit, bis einer der Ärzte Zeit hatte, mit ihnen zu sprechen, war kaum zu ertragen. Im Funkraum war es totenstill, als er Clint schließlich I-Macs Zustand schilderte.
»Wir haben unter anderem eine Computertomografie erstellt, die uns deutlich zeigt, wo seine Wirbelsäule verletzt ist. Der C6-Wirbel ist durch den Sturz angebrochen. Es kam zu einer Einengung des Rückenmarkkanals und damit einer Quetschung der Nervenfasern.«
»C6?«
»C6 liegt im Halswirbelbereich. Eine Verletzung des dortigen Rückenmarks führt zu Lähmungen in allen Extremitäten. Allerdings hat er noch Glück gehabt, denn eine Verletzung oberhalb von C4 führt zu einem Ausfall des Nervus phrenicus, der für die Zwerchfellatmung zuständig ist. Damit sind auch alle anderen Nerven gelähmt, also auch die Intercostalnerven, die die Zwischenrippenmuskulatur versorgen. Er hätte nicht mehr selbstständig atmen können.«
Rock schloss die Augen.
Weitere Kostenlose Bücher