TURT/LE: Gefährlicher Einsatz (German Edition)
sich ruckartig auf, als sich vor ihren Augen ein Bild formte. Schmerz zuckte durch ihre Schulter, doch sie ignorierte ihn. Nein, das konnte nicht sein, er war irgendwo in Afghanistan und tat wer weiß was. Er konnte gar nicht hier in Deutschland sein. Oder? Angestrengt lauschte sie, doch die Stimmen waren verstummt. Nein! Sie musste wissen, wer vor ihrer Tür gestanden hatte, sonst würde sie keine Ruhe finden. Für einen kurzen Augenblick dachte sie daran, auf den Knopf zu drücken, der über ihrem Bett hing, und eine Schwester zu rufen, doch das würde viel zu lange dauern. Entschlossen stieß sie die Decke zur Seite und schob ihre Beine aus dem Bett. Schwindel erfasste sie, Übelkeit wühlte in ihrem Magen. Mit zusammengebissenen Zähnen zog Kyla sich an dem Ständer hoch, an dem ein Infusionsbeutel hing, bis sie auf wackeligen Beinen aufrecht stand.
Schritt für Schritt bewegte sie sich auf die Tür zu, viel zu langsam. Tränen der Wut über ihre eigene Unfähigkeit brannten in ihren Augen und ließen ihren Blick verschwimmen. Ungehalten wischte sie sie weg und griff schließlich mit zitternden Fingern nach der Türklinke. Es schien, als wiege die Tür Tonnen, als sie sich langsam öffnete. Kyla machte einen Schritt auf den Flur und blickte den Gang entlang. Nichts. Ein Quietschen ließ sie herumfahren. Auf der anderen Seite des Korridors zog ein Mann gerade eine Glastür auf, die zum Treppenhaus führte. Obwohl er Jeans und T-Shirt trug, erinnerte er sie mit seiner schlanken Figur und den dunklen Haaren an Hamid. Konnte er wirklich hier sein? Sie musste den Mann unbedingt von vorn sehen! Ihr Ruf war nur ein heiseres Krächzen, das nicht weiter als bis zur gegenüberliegenden Wand reichte. Sie versuchte es noch einmal, diesmal lauter.
»Hamid?«
Der Mann drehte sich nicht um, sondern trat durch die Glastür und verschwand aus ihrer Sicht.
Kyla wollte ihm folgen, aber ihre Beine zitterten immer stärker. Selbst wenn sie es bis zur Tür schaffte, der Mann wäre bis dahin längst weg. Schwer stützte sie sich auf die Türklinke und starrte den Gang hinunter, als könnte sie ihn zwingen, zurückzukommen. Sicher war es jemand anders gewesen, Hamid hätte reagiert, wenn er ihren Ruf gehört hätte. Oder? Die Ungewissheit war am schwersten zu ertragen. Sie schleppte sich zum Bett zurück und drückte auf den Rufknopf für die Schwester. Ihre nackten Füße waren eiskalt, doch sie merkte es kaum, während sie auf die Krankenschwester wartete.
Schließlich steckte eine rundliche Frau in Schwesterntracht den Kopf durch den Türspalt. Als sie sah, dass Kyla nicht nur wach war, sondern auch noch im Bett saß, kam sie rasch herein. »Sie waren doch wohl noch nicht auf? Der Doktor sagte, sie müssten im Bett bleiben, bis … «
»Ich habe eine Frage an Sie.« Kyla wusste, dass sie unhöflich war, aber es war ihr egal.
Verwirrt sah die Schwester sie an. »Ja?«
»Haben Sie hier einen Besucher gesehen, groß, schlank, schwarze Haare?«
»Während Sie schliefen, saß hier jemand, auf den die Beschreibung passt.« Ihr Lächeln wurde weicher. »Was für ein Mann.«
»Hat er seinen Namen gesagt?«
Die Krankenschwester runzelte die Stirn. »Nein, mir nicht. Er sagte, er gehört zu Ihrem Team. Ich glaube, er hat auch mit dem Doktor gesprochen, vielleicht weiß der mehr.«
»Vielleicht könnten Sie ihn noch genauer beschreiben. Hatte er einen Bart und dunkle Augen?«
»Nein, da müssen Sie einen anderen meinen. Er hatte garantiert keinen Bart, nicht mal einen Schnauzer, und seine Augen waren hell, welche Farbe genau, weiß ich gar nicht.«
Sosehr Kyla sich auch bemühte, eine Übereinstimmung zu finden, der Fremde schien weder Hamid noch einer vom SEAL -Team gewesen zu sein. Aber wer dann? Unruhe machte sich in ihr breit.
Die Schwester schien es zu bemerken und versuchte, sie zu beruhigen. »Ich werde den Doktor zu Ihnen schicken, wenn er Zeit hat. Er kann Ihnen sicher mehr sagen.« Sie ging zur Tür und wollte gerade den Raum verlassen, als sie sich noch einmal umdrehte. »Oh, beinahe hätte ich es vergessen, er hat etwas auf den Zettel geschrieben, der auf Ihrem Nachttisch liegt.«
Kyla griff nach dem Blatt Papier, das gefaltet neben dem Wasserglas lag. Mit zitternden Fingern faltete sie es auf und hätte es beinahe fallen gelassen. Das Blut sackte aus ihrem Kopf und ließ sie schwindelig zurück. Besorgt trat die Schwester zu ihr und half ihr, sich zurück ins Bett zu legen.
»Geht es Ihnen nicht gut?«
Kyla
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