TURT/LE: Gefährlicher Einsatz (German Edition)
niemandem.«
»Ich habe aber gehört … «
Ein tiefer Seufzer antwortete ihr. »Mit dem Hund. Okay?«
Kyla wusste nicht, ob sie ihm glauben sollte, aber die Möglichkeit, dass ihr Bewacher tatsächlich mit Hunden redete, gefiel ihr deutlich besser als die Vorstellung, dass er mit jemandem dort draußen verabredet hatte, was mit ihr geschehen sollte. Ein kalter Schauder jagte durch ihren Körper. »Was passiert jetzt?«
»Wir warten bis morgen Abend, dann bringe ich dich hier raus.«
»Warum nicht sofort? Es ist dunkel und … «
»Bist du sicher, dass du schon für das bereit bist, was dich erwartet?«
»Da ich nicht weiß, was das sein wird, kann ich es nicht entscheiden.«
»Eben, deshalb tue ich es für dich. Es ist besser, wenn du noch ein wenig Kraft zurückgewinnst.«
Für was? Damit sie die Folter durchstand? Wäre es für ihre Gegner nicht leichter, sie zu brechen, wenn sie schwach und verwundet war? Aber sie konnte sich nicht durchringen, ihm diese Fragen zu stellen. Sie wusste nicht, für wen er arbeitete, und er würde es ihr sicher nicht sagen. Oder? »Wohin bringen Sie mich?«
Keine Antwort. Nur sein leichtes Atmen dicht neben ihr.
»Für wen arbeiten Sie?«
Erneut nur Stille. Unter ihrem Rücken bröckelte Lehm von der Wand, an die sie gelehnt war.
»Haben Sie einen Namen?«
»Allah sei gnädig!«
Endlich eine Reaktion. »Was haben sich Ihre Eltern nur dabei gedacht, Sie so zu nennen?«
Seine Schulter streifte ihre. Auch diesmal spürte sie wieder die Erschütterungen, als er lautlos lachte. »Warum schläfst du nicht ein wenig? Dein Körper braucht Ruhe.«
»Wenn ich tot bin, werde ich genug Ruhe haben, oder?«
Sein tiefer Seufzer blies eine Haarsträhne in ihr Gesicht. »Gibst du nie auf?«
»Nein.«
»Gut, dann schlage ich vor, wir essen etwas, die Nacht wird noch lang.« Bis zu diesem Moment hatte Kyla noch gar nicht gemerkt, wie hungrig sie war. Doch allein die Andeutung von Essen ließ ihren Magen erwartungsvoll knurren. »Ich nehme das als Zustimmung.«
»Ich hoffe, Sie haben auch was dabei und es nicht nur erwähnt, um mich zu quäl…« Bevor sie den Satz zu Ende führen konnte, schob er ihr etwas in den Mund. Nach ein paar vorsichtigen Bissen erkannte sie Pökelfleisch und entschied, dass es zwar nicht besonders schmeckte, ihr das gerade aber völlig egal war. Hingebungsvoll kaute sie darauf herum bis sie es schlucken konnte. »Das … « Ein weiterer Bissen landete in ihrem Mund.
»Jetzt weiß ich endlich, wie ich dich zum Schweigen bringen kann.« Sie versuchte zu sprechen, verschluckte sich und begann zu husten. »Etwas Wasser vielleicht?« Er hielt Kyla eine Flasche hin, die sie ihm sofort aus der Hand riss, sowie ihre Finger sie ertastet hatten.
Sie war ihm dankbar, dass er darauf verzichtete, ihr auf den Rücken zu klopfen, ihre Schulter schmerzte bereits aufgrund der Erschütterungen des Hustenanfalls. Schließlich hatte sie sich so weit beruhigt, dass sie trinken konnte. »Das war unfair.«
»Ich habe überhaupt nichts gemacht.«
»Doch … « Ein Gähnen riss sie aus ihrer Anschuldigung. Warum war sie auf einmal so müde? Das Wasser! Sie stellte es so rasch zur Seite, dass es umkippte. Doch das war ihr egal. Sie stürzte sich bereits auf ihren Bewacher. Nach seinem überraschten Aufstöhnen zu urteilen, hatte er damit wohl nicht gerechnet. Trotzdem hatte er sie innerhalb von Sekunden niedergerungen.
»Was sollte das?«
»Sie haben mich schon … wieder … betäubt!« Das Sprechen fiel ihr zunehmend schwerer.
»Ich helfe dir nur dabei, dich auszuruhen.« Seine Stimme schien von weit her zu kommen. »Leg dich hin … « Sanfte Hände drückten sie zu Boden, ihr Kopf traf auf etwas Weicheres als den rauen Steinboden. Sein Oberschenkel. Sofort versuchte sie abzurücken, doch er hielt sie mühelos fest. »Entspann dich. Wenn du wieder aufwachst, wirst du dich besser fühlen.« Sie fühlte, wie er sich zu ihr herunterbeugte, doch sie konnte nicht ausweichen. »Und wenn du nächstes Mal versuchst zu fliehen, solltest du aufpassen, wo du hinfasst.«
Verdammt, er hatte es also doch bemerkt. Kylas Augen fielen zu, ihre Gedanken verschwanden im Nichts.
9
Rose’ Hände zitterten immer noch, als sie ihre Haustür aufschloss. Es waren inzwischen zwei Stunden vergangen, aber sie konnte Roderics letzte Worte einfach nicht vergessen. Ramon hatte sie geliebt, natürlich wusste sie das. Doch zu hören, wie er gestorben war, umgeben von seinen Teamgefährten, und dass er
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