TURT/LE: Gefährlicher Einsatz (German Edition)
ihn zu amüsieren. Die Erschütterung seines Körpers war Indiz genug, selbst wenn sie ihn nicht sehen konnte. Als ihr bewusst wurde, dass seine Hand noch immer auf ihrer Schulter lag, rückte sie eilig von ihm ab. Sie atmete auf, als er ihr nicht folgte und seine Hand verschwand. »Sie haben die Wunden genäht?«
»Sollte ich dich verbluten lassen?«
»Wäre das nicht einfacher gewesen?«
»Vermutlich.«
»Warum haben Sie es dann getan?«
Ein typisch männlich-genervter Seufzer wehte zu ihr herüber. »Du wärst also lieber gestorben?«
»Nicht unbedingt.«
»Warum nervst du mich dann?«
Sie hatte keine Ahnung. Irgendetwas drängte sie dazu, mit ihm zu reden, ihm klarzumachen, dass sie eine Person war, kein gesichtsloser Feind, den man nach Belieben ausschalten konnte. Wahrscheinlich wandte sie automatisch das an, was sie während ihrer Zeit als Mitglied des SWAT -Teams der Polizei gelernt hatte. Bei Verhandlungen mit Geiselnehmern immer klarmachen, dass es Menschen sind, die er in seiner Gewalt hat. Da sie niemanden hatte, der für sie verhandeln würde, musste sie das wohl selbst tun. »Wenn Sie mich gehen lassen, nerve ich Sie bestimmt nicht mehr.«
»Eine echte Versuchung, aber das kann ich nicht zulassen.«
»Können oder wollen Sie nicht?«
Eine Hand schlang sich um ihren Arm und drückte warnend zu. »Übertreib es nicht.«
Okay, so einfach würde er sie wohl nicht gehen lassen. Sie würde also noch etwas abwarten und dann … Sie erstarrte, als die Metallplatte über ihnen schepperte. Am Luftzug spürte sie, wie ihr Bewacher aufsprang, während gleichzeitig ein Klicken ertönte, als er seine Waffe entsicherte.
»Bleib in Deckung.«
Wo sollte sie hier Deckung hernehmen? Soweit sie das von ihrem früheren Rundgang in Erinnerung hatte, gab es nichts, hinter dem sie sich auch nur im Entferntesten verstecken konnte. Also kroch sie in die Ecke, die am weitesten vom Eingang entfernt war, und schlang die Arme um ihre Knie. Ihr Kopf verlangte von ihr, dass sie kämpfen sollte, egal wer da über dem Keller stand, doch ihr Gefühl sagte, dass sie ihren Bewacher in dem engen Raum nur behindern würde, wenn sie versuchte, ihren Unterschlupf ohne Waffen zu verteidigen. Seltsam, sie vertraute diesem Fremden, ohne zu zögern, ihr Leben an. Dabei würde er sie vermutlich morgen oder übermorgen zu seinen Kumpanen bringen, wo sie ganz sicher leiden würde. Doch hier und jetzt … vertraute sie ihm. War es das Aufblitzen von Humor gewesen oder die sanfte Art, mit der er sich um ihre Wunde gekümmert hatte? Energisch schüttelte Kyla den Kopf. Im Moment interessierte sie nur, dass sie überlebte, über alles andere würde sie – hoffentlich – später noch in Ruhe nachdenken können.
Kyla hielt den Atem an, als die Metallplatte knarrend geöffnet wurde. Ein Moment der Stille, dann die gedämpfte Stimme ihres Wächters. Sie konnte seine Worte nicht ausmachen, obwohl sie sowohl Paschtu als auch Dari leidlich beherrschte. Entweder sprach er eine der unzähligen anderen in Afghanistan üblichen Sprachen oder etwas ganz anderes. Schließlich knarrte die Platte erneut, bevor wieder Stille herrschte. Kyla setzte sich gerader auf. War ihr Bewacher gegangen? Nein, das hätte sie sicher gehört. Gerade wollte sie aufstehen, als sich eine Hand um ihren Arm schloss. Im letzten Moment konnte sie einen Schrei unterdrücken.
»Schsch. Nur ein Hund.«
Es erstaunte sie selbst, aber sie freute sich, die Stimme ihres Feindes zu hören. »Seit wann können Hunde Metallplatten bewegen?«
Seine Finger strichen kurz über ihren Arm, dann ließ er sie los. »Das war ich.«
»Warum?«
»Um zu sehen, wer den Lärm verursacht hat.«
»Sehr sinnvoll. Was hätten Sie gemacht, wenn jemand mit einer Waffe vor Ihnen gestanden hätte?«
»Ihm ausgeredet, mich zu erschießen.«
»Und wenn er erst geschossen und dann Fragen gestellt hätte?«
»Dann hätte ich ein Problem gehabt.« Eine kurze Pause, dann spürte sie seinen Atem an ihrer Wange. »Ich könnte fast glauben, dass du dich um mich sorgst.«
Kylas Schnauben klang beinahe echt. »Ja, weil Sie und Ihre Waffe das Einzige sind, was zwischen mir und dem … dort draußen steht. Wo ist überhaupt meine Pistole?«
»Damit du mich erschießen kannst?«
»Zum Beispiel.«
»An einem sicheren Ort.«
Kyla nahm sich vor, bei der nächsten Gelegenheit danach zu suchen. Vermutlich hatte er sie irgendwo an seinem Körper versteckt. »Mit wem haben Sie dann eben geredet?«
»Mit
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