TURT/LE: Gefährlicher Einsatz (German Edition)
hätte nie zu ihr kommen und ihr diese Bürde auferlegen dürfen. Denn obwohl es unsinnig war, fühlte sie sich irgendwie verantwortlich für die Rettung der beiden.
Rose schob den Teller zur Seite und öffnete ihr E-Mail-Programm. Sie musste unbedingt mit Cass reden. Natürlich nicht über den Fall, das war ihr dringend angeraten worden, aber was hätte sie da auch erzählen sollen, sie wusste schließlich so gut wie nichts darüber. Nein, solange ihre Freundin sich an einem Ort befand, an dem sie auch telefonieren oder E-Mails empfangen konnte, musste sie das ausnutzen. Sie brauchte dringend den Rat einer Frau, die wusste, wie sie mit Männern und Gefühlen umzugehen hatte. Die nächsten Minuten schilderte sie Cassandra deshalb ihre Gedanken und ihre Unsicherheit und bat sie um ihren Rat. Erst als sie die E-Mail bereits abgeschickt hatte, fiel ihr ein, dass es in Pakistan mitten in der Nacht war. So gern sie auch sofort eine Antwort erhalten hätte, sie würde sich wohl gedulden müssen. Aber ein paar Stunden würden nichts ausmachen, wenn sie die sieben Jahre betrachtete, die sie in diesem Zustand verbracht hatte.
Rock verschränkte seine Arme über dem Lenkrad und blickte zum Haus hinüber. Ein Lichtschimmer drang einladend durch die großen Fenster. Fast als wollte er ihn auffordern, anzuklopfen und einzutreten. Stöhnend rieb Rock über seine Nasenwurzel. Warum fuhr er einen Umweg, nur damit er bei Rose vorbeikam? Der Tag war lang und anstrengend gewesen, eigentlich wollte er jetzt nur noch nach Hause, etwas Kaltes trinken und die Beine hochlegen. Immerhin konnte jederzeit der Marschbefehl nach Afghanistan eintreffen, und dann würde er sich tagelang nicht mehr ausruhen können. Stattdessen stand er hier mit laufendem Motor und starrte ins Licht.
Dabei hätte er gar nicht gewusst, was er Rose sagen sollte. Obwohl er gewiss kein Konversationswunder war, hatte er normalerweise keine Probleme damit, sich auszudrücken. Doch bei Rose stand immer die Erinnerung an Ghost zwischen ihnen, und seit Neuestem auch dieser seltsame Moment der Anziehung, als er sie nur als Frau und nicht als Ghosts Witwe gesehen hatte. Und das ängstigte ihn mehr als alles andere. Rock verzog den Mund. Als SEAL sollte er sich eigentlich besser im Griff haben. Wenn er sich schon vor einer Frau fürchtete … Mit einem Ruck setzte er sich wieder zurück, schob den Hebel auf Fahren und gab Gas.
Wenige Minuten später betrat er sein dunkles Haus und schaltete das Licht ein. Eine nackte Glühbirne beleuchtete die kahlen Wände des kleinen Flurs. Die anderen Zimmer sahen auch nicht viel besser aus, er hatte zwar Möbel hineingestellt, aber zu mehr hatte es nicht gereicht. Das war eine Sache, die er immer wieder hinausschob, mit der Ausrede, dass er sicher viel Zeit dafür hatte, wenn er nicht mehr in den Teams war. Vermutlich stimmte das sogar, aber der Gedanke war so erschreckend, dass er ihn schnell wieder begrub.
Er warf seinen Rucksack in eine Ecke und zog die Schuhe aus. Einen Moment rieb er seine vom anstrengenden Training schmerzende Achillessehne. Devil schien fest davon auszugehen, dass sie demnächst nach Afghanistan abberufen werden würden, um die TURT / LE -Agentinnen zu retten. Was Rock wesentlich lieber gewesen wäre, als immer nur darüber nachzudenken, während sie gezwungenermaßen Däumchen drehten.
Er wollte seine Karriere gerne mit einer erfolgreichen Mission beenden, anstatt sie hier in Kalifornien langsam ausklingen zu lassen. Aber derzeit sah es noch so aus, als würde das SEAL -Team vor Ort den Zugriff vornehmen – sofern sie endlich herausfanden, wo die beiden Frauen waren. Wenn sie sich nur versteckten, sollten sie eigentlich inzwischen einen Weg gefunden haben, irgendjemanden zu kontaktieren. Da das nicht geschehen war, mussten sie davon ausgehen, dass man die Agentinnen entweder entführt oder getötet hatte. Jeder einzelne der SEAL s fühlte sich dafür verantwortlich, schließlich hatten sie die TURT s trainiert und auf die Mission vorbereitet. Dementsprechend schlecht war auch die Stimmung auf dem Stützpunkt.
Rock zog die Kühlschranktür auf und sah hinein. Gähnende Leere, wie so oft. Die eisige Luft strich wohltuend über seinen erhitzten Körper. Er nahm sich eine Bierflasche, drehte den Verschluss auf und setzte sie an die Lippen. Im Eisfach entdeckte er schließlich eine gefrorene Pizza. Der Tag war gerettet. Während sie im Backofen auftaute, setzte er sich auf die hintere Veranda und blickte zum
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